Corona-Krise in Mexiko Drogenkartelle verteilen Hilfspakete - Präsident kann sie nicht stopppen

Mexiko-Stadt · Die mexikanische Regierung ist nach eigenem Eingeständnis machtlos gegenüber der Praxis von Drogenkartellen, während der Corona-Epidemie Hilfspakete zu verteilen. Das Morden geht derweil weiter.

 Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador.

Der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador.

Foto: AP/Eduardo Verdugo

Selbst die grassierende Corona-Pandemie kann die Welle der Gewalt in Mexiko nicht stoppen. Zwar verteilten Mitglieder von Drogenkartellen laut Medienberichten zuletzt Hilfspakete mit Lebensmitteln an Bedürftige, doch das Morden geht weiter. „Wir kümmern uns um das Coronavirus, aber leider haben wir immer noch das Problem mit den Morden“, sagte Präsident Andrés Manuel López Obrador am Montag. Die Regierung könne sie aber nicht stoppen. „Es ist etwas, das geschieht, es lässt sich nicht vermeiden“, sagte er. López Obrador rief die Kartelle aber auf, damit aufzuhören. „Das ist keine Hilfe“, sagte er. „Hilfe wäre, wenn sie niemandem mehr Schaden zufügen würden.“

Videos in sozialen Medien zeigen eine Tochter des inhaftierten Drogenbosses Joaquín „El Chapo“ Guzmán beim Verteilen von mit dessen Bild bedruckten Schachteln voller Reis, Pasta, Speiseöl und Toilettenpapier. Bereits in der Vergangenheit haben Drogenkartelle versucht, die Bevölkerung mit Almosen auf ihre Seite zu ziehen.

López Obrador hat eine offene Konfrontation mit den Kartellen bislang vermieden und setzt eher auf langfristige Lösungen: Mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, Stipendien und Berufsausbildungsprogrammen will er den Drogenkartellen den Nährboden entziehen. Auch am Montag schlug er ähnliche Töne an. Er baue darauf, dass manchen Mitgliedern der Banden bewusst werde, dass sie nicht ständig auf der Hut sein könnten, um zu überleben. „Das ist kein Leben“, sagte der Präsident.

Vorläufigen Daten zufolge war der März der bislang blutigste Monat in der Amtszeit von López Obrador. Die Sicherheitsbehörden eröffneten 2585 Mordermittlungen, das entspricht 83,5 Fällen pro Tag. Jede einzelne Ermittlung kann aber mehr als ein Opfer umfassen.

(ala/dpa)
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