Machtkampf in Belarus Lukaschenko macht Proteste für Corona-Infektionen verantwortlich

Minsk · Seit der Präsidentenwahl im August gehen immer wieder tausende Menschen in Belarus gegen Machthaber Lukaschenko auf die Straße. Der Präsident hat die Massenproteste nun mitverantwortlich für den Anstieg bei Corona-Infektionen gemacht.

 Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus (Archivfoto).

Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus (Archivfoto).

Foto: dpa/Andrei Stasevich

„Was gerade auf den Straßen von Minsk an den Wochenenden passiert, dabei ist klar, welche Folgen das haben wird“, sagte der 66-Jährige am Donnerstag in der Hauptstadt bei einem Treffen zur Gesundheitslage in der früheren Sowjetrepublik. „Der Krankenstand in Minsk ist viel höher als in anderen Regionen.“

In der Hauptstadt mit ihren etwa zwei Millionen Einwohnern gehen seit der Präsidentenwahl Anfang August besonders viele Menschen gegen Lukaschenko auf die Straße. Der schon mehr als ein Vierteljahrhundert regierende Machthaber reklamiert einen Sieg mit 80,1 Prozent der Stimmen für sich. Die Opposition hält dagegen Swetlana Tichanowskaja für die wahre Siegerin. Bei den Protesten gab es bereits Tausende Festnahmen.

Lukaschenko hatte das Coronavirus lange kleingeredet und es als Psychose abgetan. Er selbst gab kurz vor der Wahl an, eine Erkrankung ohne Symptome überstanden zu haben. Nach offiziellen Zahlen gab es in Belarus seit Beginn der Pandemie mehr als 81 500 Infektionen. 874 Menschen starben mit dem Virus.

„Offenbar hat die zweite Welle begonnen“, sagte Lukaschenko am Donnerstag. Er verteidigte zugleich seine Entscheidung im Frühjahr, anderes als weltweit viele Länder auf einen Lockdown zu verzichten. An seine Landsleute appellierte er nun: „Wenn Sie in eine Apotheke, ein Geschäft gehen, nehmen Sie unbedingt eine Maske mit.“

(ahar/dpa)
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