Anstieg der Inzidenzen Die Impfung bleibt der einzige Weg aus der Pandemie

Meinung · Vor zwölf Monaten blickten wir schon einmal besorgt auf rasant steigende Zahlen und reagierten zu spät – der Ausgang ist bekannt. In diesem Herbst sind wir dank der Impfungen deutlich besser gerüstet. Jeder der kann, sollte diese Chance jetzt nutzen, damit sich die Pandemiegeschichte nicht wiederholt.

Impfung einer jungen Frau (Symbolbild).

Impfung einer jungen Frau (Symbolbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Manch einer hatte sie beinahe vergessen (wollen) in den vergangenen Monaten, nun kommt sie mit Wucht zurück: die Inzidenz. Auf 106,3 ist sie mittlerweile laut Robert-Koch-Institut bundesweit geklettert, das sind knapp 14.000 Neuinfektionen. Der Höchststand seit vielen Monaten.

Es ist ein bisschen so wie vor rund einem Jahr. Auch damals hatten wir uns nach einem einigermaßen entspannten Sommer in trügerischer Sicherheit gewogen. Aber auch damals mahnten Experten und Epidemiologen vor einem Anstieg der Fallzahlen im Herbst. Viel zu lange hat die Politik damals zugeschaut. Das Ergebnis - ein monatelanger „Lockdown light“ - ist bekannt.

Was haben wir aus dieser Zeit gelernt? Nicht allzu viel, könnte man beim Blick auf die aktuelle Entwicklung denken. Natürlich ist die pandemische Gesamtlage heute deutlich besser als vor zwölf Monaten. Es gibt ausreichend Impfstoff, und die Mehrheit der Bevölkerung hat dieses Geschenk der Wissenschaft dankbar angenommen. Aber die steigenden Inzidenzen bestätigen das, wovor Experten zu Recht nicht müde werden zu warnen: Alle Anstrengungen reichen noch nicht. Die Pandemie ist längst nicht vorbei. Im Gegenteil: Mit dem Ende der Herbstferien sind steigende Infektionszahlen in den kommenden Wochen programmiert. Die Krankenhäuser füllen sich bereits jetzt – glücklicherweise ist die Lage auf den Klinik-Stationen noch weit entfernt von einem kritischen Niveau. Aber darauf zu warten, bis sich dies bei steigenden Infektionszahlen ändert, dürfen wir nicht. Wenn der Bundesgesundheitsminister nun ein Ende der epidemiologischen Lage von nationaler Tragweite in Aussicht stellt, führt er die Bevölkerung auf sehr dünnes Eis und setzt das falsche Signal. Nein, wir können noch nicht so tun, als wäre Sars-Cov-2 besiegt. Nein, wir sollten längst noch nicht an einen „Freedom Day“ denken und alle Masken fallen lassen. 

Tatsächlich gibt es nur einen Weg, einigermaßen glimpflich durch Herbst und Winter zu kommen und vielleicht dann im kommenden Frühjahr endgültig aufzuatmen: die Impfung. Es muss jetzt alles getan werden, um vor allem alle erwachsenen Zögerer und Skeptiker davon zu überzeugen. Jeder Einzelne muss sich noch einmal vor Augen führen, dass wir nur als Gemeinschaft die Pandemie bezwingen können. All diejenigen, die sich mit Zweifeln plagen, oder gar Trotz und Misstrauen hegen, sollten sich auch einmal fragen: Wo stünden wir heute, wenn wir diese Impfstoffe nicht hätten, die die Wissenschaft in Rekordzeit entwickelt hat? Hinter den Inzidenzzahlen stehen Menschen, die möglicherweise um ihr Leben kämpfen. Diejenigen, die vor der Impfstoff-Zulassung Angehörige an Sars-Cov-2 verloren haben, hätten sicher alles dafür gegeben, eine solche Chance für ihre Liebsten zu bekommen.

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