Keine fünfte Welle riskieren Intensivmediziner fordern Impfpflicht für alle Erwachsenen

Berlin · Eine Impfpflicht für alle Erwachsenen sei alternativlos, so der Präsident der Notfallmediziner. Die Hoffnung auf eine höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung habe sich nicht erfüllt.

 Beatmungsschläuche sind vor einem intubierten Corona-Patienten in einem Intensivbett-Zimmer in der Asklepios Klinik zu sehen. (Archivfoto)

Beatmungsschläuche sind vor einem intubierten Corona-Patienten in einem Intensivbett-Zimmer in der Asklepios Klinik zu sehen. (Archivfoto)

Foto: dpa/Matthias Balk

Die Intensivmediziner haben sich für eine Impfpflicht für Erwachsene ausgesprochen. "Es gilt unsere Patienten zu schützen, Menschenleben zu retten und auch unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren", erklärte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), am Donnerstag nach einem einstimmigen Beschluss des Präsidiums.

Eine Impfpflicht für alle Erwachsenen sei alternativlos, um die Pandemie auch langfristig hinter sich zu lassen. Die Hoffnung auf eine höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung habe sich nicht erfüllt. Die Mitarbeiter in den Kliniken und besonders auf den Intensivstationen und in der Notfallmedizin bräuchten aber eine Perspektive. "Wir können nicht in jeder Wintersaison wieder eine neue Welle zahlreicher schwerer Covid-19-Verläufe riskieren", warnte Marx.

Eine Impfpflicht nur für bestimmte Berufsgruppen, etwa für das Pflegepersonal, lehnt die Divi ab. Dies sei weder ausreichend noch moralisch zu rechtfertigen. Nötig sei "eine Solidarität der gesamten Gesellschaft, um das Gesundheitssystem aufrecht erhalten zu können". Es gehe nicht nur um die Versorgung von Patienten mit einer Corona-Infektion, sondern um eine Vielzahl von Patienten mit anderen schweren Erkrankungen und Verletzungen, die auch einer intensivmedizinischen Behandlung bedürfen.

Die Intensivmediziner gehen davon aus, dass eine Impfpflicht die vierte Welle nicht mehr entscheidend beeinflussen wird. Effekte selbst einer sofortigen Impfpflicht seien frühestens im Januar oder Februar zu erwarten. Nötig seien vielmehr "jetzt und sofort bundeseinheitliche Kontaktbeschränkungen und Hygienekonzepte, um spürbare Effekte in den nächsten drei bis vier Wochen zu sehen".

Die Diskussion über eine allgemeine Impfpflicht hatte in den vergangenen Tagen angesichts der steil ansteigenden Corona-Infektionszahlen deutlich an Fahrt aufgenommen. Die Ampel-Parteien im Bund planen eine Impflicht in Alten- und Pflegeheimen, eine Ausweitung der Impfpflicht darüber hinaus will die geplante Koalition prüfen.

(chal/AFP)
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