Karnevalsparty trotz Corona Die spinnen, die Kölner

Meinung | Köln · Bei der geplanten Karnevalsparty in einem Kölner Hotel stehen einzig und alleine finanzielle Interessen im Vordergrund. Der Veranstalter betont zwar, damit „ein Zeichen“ für das Brauchtum setzen zu wollen, aber das ist Blödsinn.

Deiters will mit der Veranstaltung ein Zeichen für das Brauchtum setzen.

Deiters will mit der Veranstaltung ein Zeichen für das Brauchtum setzen.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Jetzt rächt sich, dass die Landesregierung auf klare Ansagen verzichtet hat: In Köln wird - aller Empfehlungen zum Trotz - am Wochenende Karneval gefeiert. Gleich zweimal kommen einige hundert Jecken zusammen, um mit dem Dreigestirn und vollem Programm lustig zu sein. Eine Mordsgaudi auch für das Virus. Da droht ein Szenario wie auf der Titanic, wo die Bordkapelle noch beim Untergang spielte. Für Köln gilt offenbar: feiern, bis der Arzt kommt. Zwar wird auf strenge Corona-Regeln verwiesen, doch gegen die hochansteckende Omikron-Variante helfen keine Büttenreden.

Offensichtlich stehen kommerzielle Interessen im Vordergrund: Denn für die beiden Karnevals-Tests haben sich ein großer Karnevalsausstatter, ein Hotel und eine Künstleragentur zusammengetan. Gemeinsam wollen sie ein Zeichen setzen. Aber wofür? Hatten sich doch die Karnevalsoberen landauf und landab aus gutem Grund darauf verständigt, auf Sitzungen zu verzichten. Auch das Kölner Festkomitee hat das in der Staatskanzlei versprochen und sich dafür loben lassen. Jetzt aber wird das Dreigestirn mit dem gerade erst von Corona genesenen Prinzen zum närrischen Einsatz geschickt. Das geht, weil die Veranstalter mit Hinterlist auf den Begriff Sitzung verzichtet haben. Solch ein Umgehungstatbestand aber ist kein Zeichen, das ist einfach nur Blödsinn. Oder, anders ausgedrückt: Die spinnen, die Kölner!

Wenn es nicht so traurig wäre, ließen sich über den karnevalistischen Sündenfall wunderbar Witze machen. Sollten wir aber nicht. Auch auf die Kostümempfehlung (geht doch als Lauterbach – mit Struwwelkopf) wollen wir verzichten. Der Landesregierung aber sei gesagt: Jetzt gilt nur noch „Schluss mit lustig!“ Bitte schnell verbieten, was die Inzidenz höher treibt. Wer jetzt Auswüchse zulässt, stößt alle vor den Kopf, die die rote Pappnase mit Verantwortung tragen.

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