Vorbereitungen trotz Corona Karnevalisten wollen sich den 11.11. noch nicht nehmen lassen

Düsseldorf/Mönchengladbach/Köln · Die Äußerungen des NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet, Straßenkarneval passe nicht in diese Zeit, kommen bei den Karnevalisten nicht gut an. Zum jetzigen Zeitpunkt seien solche Aussagen „völlig überflüssig“. Entschieden werden könne auch im Oktober noch.

 Ein Jeck mit Mundschutz steht beim Rosenmontagszug in Düsseldorf. (Archivbild)

Ein Jeck mit Mundschutz steht beim Rosenmontagszug in Düsseldorf. (Archivbild)

Foto: dpa/Bernd Thissen

An Karneval feiern normalerweise viele Menschen ausgelassen und dicht gedrängt. In Zeiten einer Pandemie ist das schwer vorstellbar. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet – die aktuellen Corona-Ausbrüche im Hinterkopf – kritisierte daher kürzlich Straßenveranstaltungen zum Sessionsstart am 11.11. „Draußen, Straßenkarneval, Infektionsübertragungszeit, Alkohol, Enge – das passt nicht in diese Zeit“, sagte Laschet am 30. Juni. Das wollte der Bund Deutscher Karneval (BDK) nicht so stehen lassen. „Wir verurteilen solche Aussagen. Sie schaffen nur Verunsicherung und sind kontraproduktiv für alle Planungen in einer Zeit, für die die Corona-Lage noch gar nicht absehbar ist“, sagte der Präsident des BDK, Klaus-Ludwig Fess, im saarländischen Bexbach der Deutschen Presse-Agentur.

Die Entwicklung der Corona-Pandemie sei regional so unterschiedlich, dass jeder Karnevalsverein vor Ort selbst entscheiden müsse, wie er auf die Lage reagiere, sagte Fess. Deshalb sei auch die närrische Session 2020/21 noch nicht abmoderiert. Fess forderte Laschet auf, sich mit dem BDK zusammenzusetzen. Die Karnevalisten seien sich ihrer Verantwortung „sehr wohl bewusst“. So etwas wie in Gangelt werde es nicht mehr geben.

In Düsseldorf ist das Comitee Düsseldorfer Carneval einen kleinen Schritt weiter. „Wir gehen davon aus, dass wir den 11.11. machen“, sagt Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann. „Unter den dann gegebenen Regeln, wie auch immer und auf dem Rathausplatz“, dessen gibt er sich sicher. Die Aussage des Ministerpräsidenten halte er für völlig überflüssig. „Das bringt alles nur durcheinander und ist nicht förderlich.“ Der 11.11. sei zudem relativ schnell geplant und eine Entscheidung könne daher auch im Oktober noch getroffen werden. Am Mittwoch, 8. Juli, stehe erst einmal die Vorstellung des Prinzenpaares und des Mottoliedes im Autokino an.

Der BDK habe es leicht mit seinen Aussagen, sagt Gert Kartheuser, Vorsitzender des Mönchengladbacher Karnevalsverbands (MKV). Schließlich spreche er für ganz Deutschland, also auch für Regionen, in denen der Karneval eine viel geringere Bedeutung habe als im Rheinland, won Tausende Menschen zusammenkommen. „Wir würden gerne den 11.11. stattfinden lassen, aber nicht ohne konkrete Ansagen, wie es gehen soll“, betont Kartheuser. Und die Auflagen müssten auch erfüllbar und bezahlbar sein. „Die Gesundheit geht in jedem Fall vor.“ Im August gebe es eine Versammlung aller 42 Karnevalsvereine und -gesellschaften Mönchengladbachs. Aber wenn bis dahin keine konkrete Aussage erfolge, ob und wie das derzeitige Veranstaltungsverbot bis zum 31. August fortgesetzt werde, helfe das alles nichts. „Wir haben bereits festgelegt, alle Saalveranstaltungen bis zum 31. Dezember auszusetzen“, sagt Kartheuser.

Die Kölner Karnevalisten planen „derzeit verschiedene Varianten der Sessionseröffnung“, bestätigt Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, auf Nachfrage. „Denn nach unseren Erfahrungen werden sich die Jecken, die am 11.11. alleine oder in kleinen Gruppen in Richtung Köln ziehen, nur schwer davon abhalten lassen.“ Kleine, überschaubare Angebote seien möglicherweise sinnvoller als ein ungeordneter Strom von Menschen in die Altstadt, gibt er zu bedenken. Im Gespräch sei etwa eine Eröffnung im kleinen Rahmen am Ostermannbrunnen, wie es früher einmal gewesen sei. Auch Kuckelkorn ist sich sicher, dass die Vorbereitungen für den 11.11. auch kurzfristig noch zu bewerkstelligen seien. „Eine finale Entscheidung jetzt vier Monate vorher zu treffen, halten wir für nicht sinnvoll und auch nicht für notwendig“, sagt er.

Der BDK betont unterdessen, dass es bereits viele neue Ideen und alternative Feier-Modelle gebe. Kleinere Feiern mit närrischem Mundschutz seien ebenso denkbar wie Umzüge, bei denen die Wagen an einzelnen Stationen nacheinander halt machten. Einige Vereine hätten ihre Veranstaltungen zwar schon abgesagt, „die Masse wartet aber noch ab zurzeit“, betont Fess. Der BDK zählt rund 2,6 Millionen Mitglieder in mehr als 5300 Vereinen und Zünften.

(mit Material der dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort