Zahl der Neuinfektionen steigt langsamer „Es geht in die richtige Richtung“

Düsseldorf · In NRW wächst die Zahl der Corona-Infektionen etwas langsamer. Die Verdoppelung der Infizierten-Zahlen erfolgt mit Stand Freitag alle 9,4 Tage. Bislang sind im bevölkerunsgreichsten Bundesland 220 Menschen gestorben.

 Karl-Josef Laumann hält einen Zettel mit einer Kurve zur Entwicklung der Corona-Fallzahlen in der Hand.

Karl-Josef Laumann hält einen Zettel mit einer Kurve zur Entwicklung der Corona-Fallzahlen in der Hand.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das berichtete Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Düsseldorf. Am Dienstag habe dieser Wert noch bei 8,4 Tagen gelegen: „Es geht in die richtige Richtung“, sagte der Minister.

Die Zahl der Corona-Infizierten bezifferte Laumann bis Freitag auf 18.534, die der Corona-Toten auf 220. Das entspricht einer Sterberate von 1,2 Prozent der am Virus Erkrankten. Von den Erkrankten sind 1.659 in Kliniken. Von ihnen werden 599 intensivmedizinisch betreut, 499 künstlich beatmet. Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, soll sich der Zeitraum der Verdoppelung der Infizierten-Zahlen ausdehnen. Diesem Ziel dienen auch die von Bund und den Ländern verhängten Kontakteinschränkungen.

„Ich wäre sehr dankbar, wenn wir auf 12 bis 15 Tage in der Verdoppelung kämen“, sagte Laumann. Bei einer zu Freitag unverändert bleibenden Rate gäbe es Ende April 136.400 Infizierte. Bei einer Verdoppelung alle 12 Tagen wären es mit 85.000 bereits deutlich weniger, bei 15 Tagen 62.000. „Das ist dann für das Gesundheitssystem schon ein großer Unterschied“, sagte Laumann. Mit Blick auf einen schrittweisen Ausstieg aus dem Stillstand des öffentlichen Lebens müsse man nun die Entwicklung der kommenden Woche abwarten. Die Politik sei sich der „gravierenden Einschränkungen“ und den Gefahren für die wirtschaftliche Existenz vieler bewusst.

Große Sorgen bereitet dem Minister die Situation in den Alten- und Pflegeheimen. In den landesweit 134 Einrichtungen gebe es 364 Infizierte und bislang 79 Todesfälle: „Das Altenheim ist der sensibelste Bereich, über den wir reden.“ Deshalb gebe es als sehr einschneidende Maßnahme auch ein absolutes Besuchsverbot. Einen Aufnahmestopp für Pflegeheime, wie es ihn in Niedersachsen bereits gibt, lehnte Laumann ab. Es müsse weiter sichergestellt sein, das alte Menschen von Krankenhäusern in ein Heim verlegt werden könnten. Dort müsse dann eine vorübergehende Isolation sichergestellt sein.

Laumann warb vor diesem Hintergrund erneut für das von der Landesregierung geplante Epidemie-Gesetz. Es soll zum Schutz gegen Infektionswellen unter anderem die Beschlagnahmung von medizinischem Material und Geräten und eine Verpflichtung von ärztlichem und pflegerischem Personal zum Dienst in Kliniken ermöglichen, wenn ein „erheblicher Mangel“ an entsprechenden Mitarbeitern festgestellt werden sollte. Das Land müsse wissen, wo es im Notfall medizinisches Material und Beatmungsgeräte gebe: „Das kann man nicht erst erheben, wenn der Peak da ist.“ Die Versorgung müsse in jeder Situation gesichert sein. Das Gesetz sei dazu ein letztes Mittel, betonte Laumann.

NRW-Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) appellierte unterdessen an die Bürger, mit Blick auf die anstehenden Osterferien weiterreichende Ausflüge zu unterlassen. Touristische Übernachtungen seien ohnehin derzeit untersagt: „Wir sind aufgerufen, touristische Reisen in Deutschland und in Nachbarländer zu unterlassen“, sagte er. „Gerade für uns in NRW, wo Europa zur DNA gehört, fällt das schwer. Aber wir müssen uns und unsere Nachbarn schützen.“

Die Bundespolizei und die Polizei in NRW will Ausflügler in den kommenden Wochen stärker kontrollieren und Verstöße gegen Kontakteinschränkungen mit Bußgeldern belegen. Zwar sei es nicht verboten, über die Grenze in die Niederlande zu fahren. Das Land könne deshalb nur „an die Einsicht zu appellieren, die Kontakte auf eine Person zu reduzieren, es sei denn es ist die Familie“, sagte der Minister. Der Grenzverkehr zwischen NRW und den Niederlanden ging laut seinen Angaben in den letzten Tagen bereits um bis zu 70 Prozent zurück.

(felt/epd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort