Zwei Monate nach Ausbruch Regierung in Rom kündigt Plan für Ende der Corona-Sperren an

Rom · In Italien ist die Corona-Krise vor rund zwei Monaten voll ausgebrochen. Inzwischen stöhnen viele dort über die strengen Ausgangsverbote. Jetzt kündigt die Regierung Lockerungen an - aber wohl keine schnelle Öffnung für alles.

 Ein Mann mit Mundschutz geht über eine fast leere Straße in Rom.

Ein Mann mit Mundschutz geht über eine fast leere Straße in Rom.

Foto: dpa/Matteo Trevisan

Rund zwei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Italien bereitet sich das Land auf deutliche Lockerungen der Beschränkungen vor. Die Regierung will bis Ende dieser Woche ihre Pläne für ein schrittweises Aufheben von Produktionsstopps und Ausgangsverboten für die Bürger ab dem 4. Mai vorlegen. Gleichzeitig warnte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Dienstag auf Facebook davor, dass Italien seine Fortschritte im Kampf gegen die Ausbreitung der Lungenkrankheit nicht durch ein zu schnelles Vorgehen riskieren dürfe. Italien zählt bisher mehr als 24.000 Covid-19-Tote.

Zuvor hatte der nationale Zivilschutz, der die Zahlen zur Corona-Ausbreitung bündelt, über viele Tage immer mehr positive Signale vermeldet: Zwar gab es weiter Neuinfektionen, doch der Anstieg war am Montag der geringste seit fünf Wochen gewesen. Die Gesamtzahl der Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Februar stieg nur noch um gut ein Prozent auf 181 288. Erstmals sank sogar die Zahl von aktuell als Sars-CoV-2-positiv registrierten Menschen minimal ab.

Noch wichtiger für das Land waren jüngste Berichte aus Notaufnahmen und Krankenhäusern im Norden. In Bergamo in der Lombardei etwa hatten Bilder von Sterbenden auf den Gängen in Krankenstationen die Welt aufgerüttelt. Am Montag hieß es aus dem Hospital „Papa Giovanni XXIII“ in der Stadt, dass im Wartebereich der Notaufnahme wieder Stühle stünden. Am Höhepunkt der Krise waren sie weggebracht worden, um für Betten mit Beatmungsgeräten Platz zu schaffen, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb.

In Italien waren die ersten Fälle des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 um den 20. Februar herum in der Lombardei aufgefallen. Seit dem 10. März gelten im ganzen Land strenge Ausgangsverbote für die 60 Millionen Bürger. Außerdem ruht ein großer Teil der Wirtschaft. „Ich wünschte, ich könnte sagen: Wir öffnen alles wieder. Sofort“, schrieb der Premier am Dienstag. „Aber eine solche Entscheidung wäre unverantwortlich“, mahnte er. „Das würde die Ansteckungskurve des Virus erneut auf unkontrollierte Weise steigen lassen und alle Bemühungen, die wir bisher unternommen haben, zunichtemachen.“

Der Regierungschef betonte, er wisse, dass viele Bürger erschöpft seien durch die starken Einschränkungen ihres Lebens. Und dass die Wirtschaft wegen der Zwangspause sehr leide. Doch der Übergang in eine sogenannte „Phase 2“ mit Lockerungen der Beschränkungen müsse gut vorbereitet werden. Nötig sei ein wissenschaftlich begleiteter Gesamtplan.

Er wolle die Grundzüge des Konzepts bis Ende diese Woche vorlegen, schrieb Conte auf Facebook. Und weiter: „Eine vernünftige Prognose ist, dass wir ab dem 4 Mai damit starten werden.“

In Italien wird seit vielen Tagen über mögliche Lockerungen in der „Phase 2“ spekuliert. Es wird erwartet, dass die Regierung dabei mit der Wirtschaft beginnt. Doch auch die Bürger hoffen auf Erleichterungen im Alltag. Firmen entwickeln zum Beispiel Ideen, dass man die Tische in Restaurants künftig zum Schutz vor Ansteckung durch Plexiglas-Scheiben voneinander trennen könnte. Bisher sind Bars und Restaurants dicht.

(ala/dpa)
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