Corona-Whistleblowerin Späte Vorwürfe gegen Impfstoffstudie

New York · Die Wirksamkeit und Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe sind inzwischen millionenfach erprobt. Dennoch machen Vorwürfe über Schlamperei bei einer klinischen Studie die Runde. Experten winken ab.

 Impfstoff von Biontech/Pfizer in einer Schale.

Impfstoff von Biontech/Pfizer in einer Schale.

Foto: dpa/Fabian Sommer

Falsch etikettierte Proben, nicht korrekt gelagerter Impfstoff, schleppende Reaktionen auf Nebenwirkungen: Die Liste der Vorwürfe einer Whistleblowerin angesichts einer Studie zum Biontech/Pfizer-Impfstoff erscheint lang - sie hat aber viele Schwächen.

Im Fokus steht das mit der Studie beauftragte Subunternehmen Ventavia. Es spielte bei der klinischen Testung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer nur eine kleine Rolle. Das texanische Unternehmen untersuchte die Wirkung des Impfstoffs an tausend Testpersonen. Weltweit nahmen 44.000 Probanden an klinischen Studien mit dem Vakzin teil.

Vorwürfe der Schlamperei in der Ventavia-Studie veröffentlichte das renommierte Fachjournal British Medial Journal (BMJ) am Mittwoch unter Berufung auf eine Ex-Mitarbeiterin des Unternehmens. Die Frau war im Herbst 2020 zwei Wochen lang an den klinischen Studien des Unternehmens zu dem Corona-Impfstoff beteiligt, bevor sie entlassen wurde. Sie wirft Ventavia unter anderem vor, das sogenannte Doppelblind-Verfahren nicht eingehalten zu haben. Bei diesem Verfahren wird sichergestellt, dass weder der Patient noch das medizinische Personal wissen, ob ein wirksames Medikament oder ein Placebo verabreicht wird. Dies soll eine möglichst objektive Bewertung der Studienergebnisse ermöglichen. Auch sollen Laborproben falsch gelagert worden sein.

Trotz der Vorwürfe sehen Experten die Wirksamkeit des Mittels nicht infrage gestellt. Die Angaben im Fachmagazin „The BMJ“ über Unregelmäßigkeiten und Fehler reiche nicht aus, „um an der Qualität der klinischen Studie von Biontech/Pfizer zu zweifeln“, sagte Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen.

„Das, was die Whistleblowerin aufgedeckt hat, ist ohne Frage unschön“, sagt Experte Kremsner. Es reiche aber nicht, um die Impfdaten deswegen jetzt generell infrage zu stellen. „Das ist mir einfach zu wenig. Die Impfdaten wurden schon in zahlreichen Studien bestätigt.“ Falls aber Fehler gemacht worden seien, könne der große Erfolgs- und Zeitdruck in der Pandemie eine Rolle gespielt haben. „Die Gefahr, dass ein Subunternehmen dann womöglich nicht den Qualitätsstandards des großen klinischen Sponsors entspricht, kann in solch einem Fall steigen.“

Ähnlich äußert sich auch Oliver Cornely, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Klinische Studien Köln. „Die im "The BMJ"-Artikel geschilderten Fehler schränken die Aussagekraft der Zulassungsstudie des Impfstoffs nicht ein“, erklärt er. Die Untersuchungszentren des Subunternehmens hätten zudem nur 2,3 Prozent der 44 000 Teilnehmer der Studie betreut.

Und nicht zuletzt zeige sich in den Krankenhäusern jeden Tag, wie gut die Impfstoffe funktionierten: „Wir nehmen kaum geimpfte Personen wegen Covid-19 stationär auf, erkennen also die Wirksamkeit jeden Tag“, so Cornely weiter. Es brauche trotz allem aber dringend eine behördliche Inspektion aller Zentren des Subunternehmens.

(peng/dpa)
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