Impfstoff-Lieferung Was Astrazeneca zu den Vorwürfen der EU sagt

Berlin · Wegen gekürzter Impfstoff-Lieferungen steht der britisch-schwedische Pharmakonzern in der EU unter Druck. Doch Astrazeneca-Chef Pascal Soriot gibt die Vorwürfe zurück.

Wegen eines Engpasses bei der Impfstoff-Lieferung steht Astrazeneca in der Kritik. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte am Dienstag die Hersteller von Covid-Impfstoffen auf, ihren vertraglichen Pflichten nachzukommen. Europa habe Milliarden Euro zur Impfstoff-Entwicklung beigesteuert. "Und jetzt müssen die Firmen liefern. Sie müssen ihre Verpflichtungen einhalten." Mitgliedsstaaten sollten überlegen, wegen Vertragsbruch vor Gericht zu ziehen, forderte Lettlands Außenminister Edgars Rinkevics. Astra-Zeneca-Chef Pascal Soriot gab die Vorwürfe zurück und hielt der EU vergleichsweise späte Bestellungen vor.

Das britisch,schwedische Unternehmen hatte am Freitag überraschend mitgeteilt, es könne wegen Produktionsengpässen die zugesagte Liefermenge für die EU bis Ende März nicht einhalten. Nach Angaben eines hochrangigen EU-Vertreters wird die Zahl der Impfdosen im ersten Quartal mit 31 Millionen Stück rund 60 Prozent niedriger ausfallen als geplant. Die EU hatte sich im August 2020 bis zu 400 Millionen Dosen des Vakzins vertraglich gesichert. Einem EU-Vertreter zufolge kassierte AstraZeneca dafür eine Vorauszahlung von 336 Millionen Euro.

Die EU-Kommission verlangt nun Einblick in die Daten des Konzerns. In EU-Kommissionskreisen hieß es, bis spätestens zum 29. Januar müsse Auskunft erteilt werden. Es gebe nicht genügend Klarheit, twitterte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides.

EU-Insider sagten dazu, der Pharmahersteller habe zwar einen schnelleren Lieferstart im Februar angeboten. Es gebe aber keine Klarheit in der Frage, ob Impfstoff aus Großbritannien in die EU umgeleitet werden könne. Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich nicht äußern. Der in Großbritannien zuständige Minister, Nadhim Zahawi, äußerte sich dagegen im Sender Times Radio zuversichtlich, dass sowohl Großbritannien als auch die EU bestellte Impfdosen erhalten würden.

In der Zeitung "Die Welt" erklärte Astrazeneca-Chef Soriot den langsamen Vertragsabschluss mit der EU als Grund für Lieferengpässe. "Wir sind in Europa jetzt zwei Monate hinter unserem ursprünglichen Plan. Wir hatten auch Anfangsprobleme in Großbritannien. Aber der Vertrag mit den Briten wurde drei Monate vor dem mit Brüssel geschlossen. Wir hatten dort drei Monate mehr Zeit, um Pannen zu beheben."

Sein Unternehmen habe eine "Best effort"-Vereinbarung mit der EU abgeschlossen. "Der Grund war, dass Brüssel mehr oder minder zum selben Zeitpunkt beliefert werden wollte wie die Briten – obwohl die drei Monate früher unterzeichnet hatten. Darum haben wir zugesagt, es zu versuchen, uns aber nicht vertraglich verpflichtet." In der italienischen Zeitung "La Repubblica" kündigte er an, sein Unternehmen arbeite zusammen mit der Universität Oxford auf ein auf die Cronavirus-Mutationen abgestimmten Impfstoff.

 Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca in Großbritannien (Archivfoto).

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca in Großbritannien (Archivfoto).

Foto: dpa/Andrew Matthews

In Deutschland wollen die Gesundheitsminister der Länder und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zufolge am Samstag über den Corona-Imfpstoff von AstraZeneca beraten. "Wir erwarten am Wochenende die Zulassung dieses Impfstoffes durch die europäische Arzneimittelbehörde", sagte Laumann.

(peng/Reuters)
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