Soziale Hilfe in Berlin Bundesweit erste Corona-Quarantänestation für Obdachlose

Berlin · Viele Obdachlose gehören zur Risikogruppe in der Corona-Pandemie. In Berlin wird in der kommenden Woche eine Quarantänestation für positiv getestete Obdachlose eröffnet – die erste derartige Station Deutschlands.

Die erste Quarantäne-Station für Obdachlose in Berlin.

Die erste Quarantäne-Station für Obdachlose in Berlin.

Foto: dpa/Britta Pedersen

In Berlin stehen künftig für Obdachlose während der Corona-Krise insgesamt rund 400 Plätze in drei ganztägig geöffneten Unterkünften zur Verfügung. Außerdem startet die Berliner Stadtmission ab nächster Woche Deutschlands erste Quarantänestation für bis zu 16 positiv getestete Covid-19-Obdachlose, die sonst auf der Straße leben müssten. Die Ganztagsangebote zur Unterbringung der Obdachlosen sollen für die Dauer der Pandemie gelten, zunächst einmal aber bis Ende Juni, sagte Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) am Mittwoch zur offiziellen Eröffnung der Quarantänestation auf dem Gelände der Stadtmission in der Lehrter Straße.

„Wir brauchen auch für die Obdachlosen in dieser Stadt einen sozialen Rettungsschirm, das heißt konkret: dauerhafte Plätze in Zimmern, hauptamtliche Sozialarbeitende, medizinische und psychologische Beratung.“ Die schon prekäre Lebenssituation dieser Menschen habe sich in den vergangenen Wochen weiter zugespitzt. „Wir können die Obdachlosen in dieser Situation nicht einfach auf der Straße lassen“, sagte Breitenbach.

In Berlin leben viele Menschen auf der Straße und in Parks. Knapp 2000 wurden in der deutschlandweit ersten Obdachlosenzählung im Januar 2020 gezählt. Viele von ihnen gehören in der Corona-Krise zur gesundheitlichen Risikogruppe. Außerdem leben aktuell laut Senatssozialverwaltung mehr als 36.000 Wohnungslose in bezirklichen Unterkünften.

Die Quarantänestation befindet sich auf zwei Etagen über den Räumen einer Ambulanz für Obdachlose. Neben 16 Betten stehen Bäder, Toiletten, ein Aufenthaltsraum sowie ein Raucherzimmer und eine Patientenküche zur Verfügung. Die spendenfinanzierten Investitionskosten für die Station lagen bei etwa 1000 Euro pro Platz. Mahlzeiten gibt es dreimal am Tag. Fachpersonal werde zweimal täglich die medizinische Grundversorgung sicherstellen.

Mitarbeiter sollen durch eine neu gebaute Hygiene-Schleuse und durch entsprechende Schutzkleidung vor Ansteckungen geschützt werden. Betreuer seien rund um die Uhr vor Ort. Patienten dürfen bis zu ihrer Gesundung das Gebäude nicht verlassen. Bei Verstößen werden die Polizei und das Gesundheitsamt verständigt, hieß es.

(c-st/epd)
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