Wirbel um Heinsberg-Studie Landesregierung wusste früh von Agentur Storymachine

Düsseldorf · Die NRW-Landesregierung hatte nach eigenen Angaben früh Kenntnis von der Einbindung der PR-Agentur Storymachine bei der sogenannten Heinsberg-Studie. Die SPD vermutet einen Interessenkonflikt.

 Der Virologe Hendrick Streeck neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (Archiv).

Der Virologe Hendrick Streeck neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (Archiv).

Foto: dpa/Federico Gambarini

Das geht aus einer Anfrage der Parlamentarischen Geschäftsführerin der SPD-Landtagsfraktion, Sarah Philipp, hervor. „Die Beratung der Forschergruppe der Universität Bonn bei der Öffentlichkeitsarbeit wurde der Öffentlichkeit und damit auch der Landesregierung bereits dadurch bekannt, dass diese zum Auftakt der entsprechenden Facebook-Seite sowie in deren Impressum öffentlich transparent angegeben wurde“, schreibt NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in der Antwort.

„Jetzt gibt die Landesregierung also doch zu, frühzeitig informiert gewesen zu sein. Sie hat sich in dieser Sache schon so oft widersprochen, dass ich einfach glaube, dass da noch mehr ist“, sagte Philipp unserer Redaktion. Es war bereits die zweite Anfrage, die sie im Zusammenhang mit der Heinsberg-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck gestellt hatte.

Laschet selbst hatte bisher abgestritten, von der PR-Begleitung zu wissen. Auf einer Heinsberg-Pressekonferenz am 9. April sagte er: „Wer wie wen berät bei dieser großen Öffentlichkeitsarbeit, die da ja im Moment wohl weltweit da ist, entzieht sich der Kenntnis des Landes.“ Ähnliche Aussagen wiederholte er zu einem späteren Zeitpunkt, etwa am 19. April im Deutschlandfunk. „Welche PR-Agentur da wie was macht, ob das begleitet wird, ob man Herrn Streeck dabei hilft, die Presseanfragen aus aller Welt koordiniert zu beantworten, das weiß ich nicht“, sagte der Ministerpräsident. Im Kostenpflichtiger Inhalt Interview mit unserer Redaktion äußerte Laschet sich angesprochen auf die Heinsberg-Studie so: „Wir haben die Studie in Auftrag gegeben, die mit dem Forschungsprojekt ‚Covid-19 Case-Cluster-Study’ befassten Wissenschaftler haben uns ihre Zwischenergebnisse vorgestellt, und diese haben wir den anderen Ministerpräsidenten zur Verfügung gestellt. Nicht mehr und nicht weniger.“

Die SPD vermutet unter anderem einen Interessenkonflikt, weil hinter Storymachine der PR-Manager Michael Mronz steht, der eng mit der Landesregierung bei dem Projekt zusammenarbeitet, Olympia 2032 nach NRW zu holen.

Im Zentrum der Heinsberg-Studie stand die Sterblichkeitsrate, die den Anteil der Todesfälle unter den Infizierten misst. Daraus lässt sich laut Streeck auch die Dunkelziffer abschätzen. Sie lässt sich ermitteln, wenn man die Sterblichkeitsrate mit der Zahl der offiziell gemeldeten Infizierten abgleicht. Diese war in Gangelt rund um das Fünffache höher als die offiziell berichtete Zahl der positiv getesteten Personen.

Wissenschaftler wie Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, warnen davor, die Zahlen aus Gangelt einfach auf ganz Deutschland zu übertragen. „Ich bin da doch eher zurückhaltend“, sagt er. Denn für eine bundesweite Aussage müssen zusätzlich noch statistische Unsicherheiten mit in die Berechnungen einbezogen werden.

(maxi/mwi)
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