Kampf gegen Corona Großbritannien lässt Biontech-Impfstoff zu - was das jetzt bedeutet

Düsseldorf · Als erstes Land genehmigt Großbritannien den Corona-Impfstoff aus Mainz. Er soll ab nächster Woche ausgeliefert werden. Thomas Mertens, der Chef der Ständigen Impfkommission, warnt dennoch vor Euphorie: 2021 werde nicht die ganze Bevölkerung geimpft werden können.

 Biontech hat den Impfstoff entwickelt.

Biontech hat den Impfstoff entwickelt.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Eine Impfung gegen Corona rückt näher. Großbritannien hat als erstes Land den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer zugelassen. Die Arzneimittelbehörde habe eine Notfallgenehmigung erteilt, teilte die Regierung in London mit. „Der Impfstoff wird ab nächster Woche in ganz Großbritannien erhältlich sein", sagte Gesundheitsminister Matt Hancock. „Das sind sehr gute Nachrichten." Der Impfstoff basiert auf der m-RNA-Technologie, hier werden Botenstoffe (Messenger-RNA) des Virus injiziert, der Mensch bildet dann Antikörper.

Am Dienstag hatten Biontech und Pfizer bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA einen Antrag auf eine Marktzulassung eingereicht. Sollte die EMA grünes Licht geben, könnte das eine Verwendung des Impfstoffs in Europa noch vor Jahresende ermöglichen. Durch den Brexit geht Großbritannien eigene Wege und entscheidet auch eigenständig über die Zulassung der Impfstoffe.

Thomas Mertens, der Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko) in Deutschland, warnte gleichwohl vor Euphorie: „Es wird etwas Zeit für die genaue Prüfung brauchen. Die Stiko wird diese Daten parallel ebenso gründlich prüfen und ihre Impfempfehlung fertigstellen. Wir sind doch alle an einer exakten Prüfung interessiert. Danach kann vorhandener Impfstoff ausgeliefert werden“, sagte er unserer Redaktion. Und er betonte: „Die Impfung der gesamten Bevölkerung kann 2021 noch nicht abgeschlossen werden.“ Dazu machte er folgende Rechnung auf: „Wenn man täglich, also fünf Tage oder sechs Tage in der Woche, 150.000 bis 200.000 Menschen impfen kann - Impfstoffverfügbarkeit und Impfbereitschaft vorausgesetzt -, dann kann jeder ausrechnen, wie lange es dauern kann. Dann braucht man zum Beispiel 100 Tage, um 15 Millionen Menschen zu impfen.“

Auch in den USA läuft das Zulassungsverfahren. Die US-Arzneimittelbehörde FDA will in diesem Monat entscheiden, ob sie den von Biontech/Pfizer beziehungsweise von Moderna entwickelten Impfstoff über eine Notfallzulassung auf den Markt lässt.

Der britischer Hersteller Astrazenca, der mit der Uni Oxford zusammenarbeitet, ist ebenfalls weit und hat erste Studienergebnisse vorgelegt. Hier sorgte aber ein Dosierungsfehler für Verwirrung. Versehentlich erhielt ein Teil der Probanden nur eine halbe erste Dosis, die sich dann überraschender Weise als besonders wirksam herausstellte. Das wollen die Forscher nun weiter untersuchen.

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