Kurse fallen aus, Bäder geschlossen Van Almsick warnt vor verlorener Corona-Generation beim Schwimmen

Heidelberg · In der Corona-Krise müssen viele Schwimmbäder geschlossen bleiben. Gerade für Kinder ergibt sich daraus ein Problem. Die frühere Weltklasse-Schwimmerin Franziska van Almsick warnt.

 Kinder nehmen an einem Schwimmkurs für Kinder teil. (Archivfoto)

Kinder nehmen an einem Schwimmkurs für Kinder teil. (Archivfoto)

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Franziska van Almsick (42) befürchtet angesichts weiterhin geschlossener Bäder in der Corona-Krise, dass immer weniger Kinder Schwimmen lernen. „Es ist natürlich eine mittelschwere Katastrophe, dass die Schwimmbäder geschlossen sind“, sagte die frühere Weltklasse-Schwimmerin der Deutschen Presse-Agentur. „Ich befürchte, dass eine ganze Generation von Kindern entweder extrem schlecht oder gar nicht sicher schwimmen kann.“

Laut Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft waren 2017 bundesweit schon 59 Prozent der Mädchen und Jungen keine sicheren Schwimmer, wenn sie die Grundschule verlassen haben. Als sichere Schwimmer hat die DLRG dabei die Kinder gerechnet, die entweder das Schwimmabzeichen Bronze, Silber oder Gold besitzen.

Die Organisation rechnet damit, dass sich die Lage weiter verschlechtert. „Wir werden zumindest einen kompletten Jahrgang nicht ausgebildet haben können“, sagt Sprecher Achim Wiese. „Die Entwicklung wird dadurch noch dramatischer.“ Schwimmkurse fallen aus, schon jetzt gibt es lange Listen von Kindern, die auf einen Platz zum Schwimmen lernen warten. Der Präsident des Deutschen Schwimm-Verbandes, Marco Troll, spricht von einer Art „Stau“.

Seit Beginn des zweiten Teil-Lockdowns Anfang November und verstärkt während der aktuell noch verschärften Maßnahmen gegen die Pandemie können Kinder viele Sportarten nicht ausüben. Aus van Almsicks Sicht ist das jedoch nicht mit dem Schwimmenlernen vergleichbar. „Es ist nicht wie Klavierspielen oder Fußballspielen, woran man einfach nur Spaß hat“, sagt die Mutter zweier Söhne. „Wenn man nicht schwimmen kann, kann das dazu führen, dass man ertrinkt. Das ist ein Risiko, das man in seinem Leben ausschließen kann und auch sollte.“

Van Almsick, die das Schwimmenlernen bei Kindern mit einer Stiftung fördert, weiß, dass die Lösung des Problems in der aktuellen Lage schwierig ist. Es gab Überlegungen, ob man Schwimmenlernen irgendwie digital fördern könne. „Am Ende kam aber die Einsicht, dass man sicherlich den einen oder anderen hilfreichen Tipp digital geben kann, aber letztendlich muss man einfach ins Wasser.“

Die Weltmeisterin von 1994 über 200 Meter Freistil und viermalige Olympia-Silbermedaillengewinnerin sieht dennoch eine Möglichkeit, die Krise zu nutzen. „Man kann die aktuelle Situation auch als Chance nehmen, um zu sagen: ,Jetzt wollen wir wirklich etwas verändern’“, sagte van Almsick. „Die Regierung hat im Moment andere Sorgen und andere Probleme. Aber wenn ein bisschen Ruhe eingekehrt ist, muss man eigentlich direkt kommen und sagen: ,Durch Corona ist dieses Problem aufgetreten und jetzt müssen wir etwas ändern für die Zukunft.’“

(chal/dpa)
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