Wegen verschärfter Regeln Mehr als 230.000 bei Corona-Protesten in Frankreich

Paris · Die Proteste lassen nicht nach - im Gegenteil. Mehr als 230.000 Menschen gehen in Frankreich gegen Impfpflicht und Corona-Pass auf die Straße. Die Regierung kündigte nun eine leichte Lockerung der ab Montag geltenden Maßnahmen an.

 Protestteilnehmer und Polizisten treffen bei einer Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen des Landes aufeinander, während eine Person ein Transparent mit der Aufschrift „Aufgrund des Schand-Passes: Widerstand“ hoch hält. 

Protestteilnehmer und Polizisten treffen bei einer Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen des Landes aufeinander, während eine Person ein Transparent mit der Aufschrift „Aufgrund des Schand-Passes: Widerstand“ hoch hält. 

Foto: dpa/Adrienne Surprenant

In Frankreich sind erneut zehntausende Menschen gegen die Verschärfung der Corona-Regeln auf die Straße gegangen. Nach Angaben des Innenministeriums nahm eine Rekordzahl von rund 237.000 Menschen am Samstag an den Protesten teil. Die Regierung kündigte eine leichte Lockerung der ab Montag geltenden Maßnahmen an. Auch in Italien protestierten tausende Menschen gegen den dortigen obligatorischen Corona-Gesundheitspass.

Das französische Parlament hatte Ende Juli ein Gesetz verabschiedet, das eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie für Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vorsieht.

Beschlossen wurde auch eine Ausweitung der Regelungen zum sogenannten Gesundheitspass: Ab Montag muss nun beim Betreten von Restaurants und Cafés, Gesundheitseinrichtungen, manchen Einkaufszentren, Messen und Jahrmärkten sowie für Fernreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Impfung, eine Genesung oder ein Negativ-Test nachgewiesen werden. Bei deutschen Touristen reichen im Allgemeinen die zu Hause ausgestellten Nachweise.

Kurz vor dem Inkrafttreten der neuen Regeln entschärfte die Regierung einige Details. Wie Gesundheitsminister Olivier Véran in der Zeitung "Le Parisien" ankündigte, sollen negative Tests nun 72 Stunden gültig sein - statt der bislang vorgesehenen 48 Stunden. Außerdem sollen neben Antigen- und Schnelltests auch Selbsttests unter medizinischer Aufsicht anerkannt werden.

Oppositionspolitiker hatten das umstrittene Gesetz dem Verfassungsrat zur Prüfung vorgelegt. Dieser hatte es am Donnerstag als verfassungskonform gebilligt.

Bei einigen Märschen in Paris skandierten die Menschen feindselige Parolen gegen Staatschef Emmanuel Macron - wie etwa "Macron, halt die Klappe, wir wollen ihn nicht mehr". In Montpellier griffen Demonstranten einen Apotheker an, der Corona-Tests vornahm. Einige von ihnen beschimpften ihn als "Kollaborateur" und "Mörder".

Überwiegend waren die Proteste laut Innenministerium aber friedlich. Im ganzen Land wurden 35 Demonstranten festgenommen und sieben Einsatzkräfte leicht verletzt.

Die Zahl der Teilnehmer an den Protesten hatte von Wochenende zu Wochenende zugenommen. Am 31. Juli waren laut Innenministerium insgesamt 204.000 Menschen in mehr als 150 Städten auf die Straße gegangen, davor waren es 161.000 beziehungsweise 110.000 Teilnehmer.

In mehreren Städten Italiens fanden am Samstag ebenfalls Protestkundgebungen gegen den als "Grünen Pass" bezeichneten Nachweis statt, der seit Freitag für den Besuch der Innenbereiche von Restaurants, von Kinos, Museen und innerhalb von Gebäuden gelegenen Sporteinrichtungen vorgeschrieben ist. In Rom gingen rund tausend Menschen, in Neapel rund hundert Menschen auf die Straße.

In Mailand berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa von tausenden Demonstranten. Einige von ihnen trugen demnach in Anspielung auf das unter den Nationalsozialisten im Dritten Reich eingeführte Zwangskennzeichen für Juden einen gelben Stern mit der Aufschrift "nicht geimpft".

Bei dem "Grünen Pass" handelt es sich um eine App, mit der sich Impfung, Genesung oder Negativ-Test nachweisen lassen. Auch Lehrer an Schulen sowie Lehrende und Studierende an Hochschulen müssen diesen Pass vorweisen, ab dem 1. September gilt er zudem für Inlandsflüge und Züge.

fml/dja

(zim/AFP)
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