„Ein bisschen gedulden“ Ethikrat-Vorsitzende warnt vor schnellen Lockerungen nach erfolgter Impfung

München · Wie wird mit den Menschen verfahren, die sich bereits gegen das Coronavirus haben impfen lassen? Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates hat da eine klare Vorstellung. Eine Bevorzugung soll es nicht geben.

 Alena Buyx ist Vorsitzende des Deutschen Ethikrates.

Alena Buyx ist Vorsitzende des Deutschen Ethikrates.

Foto: dpa/Tobias Schwarz

Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, hat vor schnellen Lockerungen der Corona-Einschränkungen für Geimpfte gewarnt. „Während alle noch auf ihre Impfung warten, ist es in dieser Situation gerecht­fertigt, dass diejenigen, die als Erste dran sind, sich noch ein bisschen gedulden“, sagte die Münchner Medizinethikerin der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Sonst zerfetzt uns das das infektionsvermeidende Verhalten, das wir noch brauchen.“ Vorteile wie das Abnehmen der Maske und Restaurantbesuche seien „im harten Lockdown, bei rammelvollen Intensivstationen, problematisch.“

Zugleich betonte sie: „Je mehr Menschen geimpft sind, desto berechtigter wird die Frage, wie Grundrechtseinschränkungen zurückgefahren werden können.“ Sie nehme damit die Antwort nicht vorweg. „Aber ich glaube, wir brauchen dann eine transparente Diskussion“, sagte Buyx. Möglicherweise werde sich der Ethikrat mit dem Thema befassen.

Sie rief noch einmal dazu auf, den Start der Impfkampagne in Deutschland nicht schlechtzureden: „Kritisches Nachfragen ist wichtig. Aber ich nehme das als eine zu negative Debatte wahr.“ Das Nadelöhr scheine weniger die Bestellung der Europäischen Union zu sein als die Produktionskapazität und die Verimpfung vor Ort. Zugleich mahnte sie mehr Tempo an: „Ich habe ein gewisses Verständnis dafür, dass es am Anfang ruckelt, aber das muss wirklich schneller werden.“

(mja/epd)
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