Düstere Coronavirus-Prognose Einzelhandel fürchtet riesige Pleitewelle

Düsseldorf · Die Innenstädte sind größtenteils verwaist, die Läden ohne Kunden. Die düstere Prognose eines Experten: Bis zum Jahresende verschwinden 200.000 lokale Händler, die keiner Filialkette angehören.

 Viele Geschäfte, keine Menschen: die Krefelder Innenstadt am vergangenen Freitag.

Viele Geschäfte, keine Menschen: die Krefelder Innenstadt am vergangenen Freitag.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Mode- und Textilbranche ist seit Jahren alles andere als auf Rosen gebettet. Gerry Weber musste zwischenzeitlich Insolvenz anmelden, H&M erlitt Gewinneinbrüche, Esprit verkündete Filialschließungen und Stellenstreichungen. Der Online-Handel wurde zur scheinbar unschlagbaren Konkurrenz, die Nachfolgefrage bereitete Probleme, manchen fehlte auch die Strategie. Binnen zehn Jahren ist nach Einschätzung des Handelsverbandes Textil ein Drittel aller Unternehmen mit dem Schwerpunkt Bekleidung verschwunden. Und jetzt hat Corona die Branche voll erwischt. Am Mittwoch schlug ein Bündnis aus 13 Unternehmen Alarm, darunter so bekannte Namen wie Betty Barclay, Bogner, Brax, Falke, Marc O’Polo, Olymp und S.Oliver. Sie sehen Textilhandel und -industrie massiv bedroht. Ihr Vorschlag: Ein Liquiditätsfonds von 850 Millionen Euro für die Top 30 der Industrie, um dem Modeeinzelhandel alle Herbst/Winter-Lieferungen mit 180 Tagen Valuta zukommen zu lassen. Die Industrie übernehme zehn Prozent des Haftungsrisikos. Der Fonds sollte nach Ablauf dann entsprechend aufgelöst und zurückgeführt werden.