Corona-Bilder rund um den Globus Wie Corona die Welt 2020 in Atem hielt
Im Kreis Heinsberg brach die Epidemie bereits zur Karnevalszeit aus, in jener berühmten Kappensitzung am 15. Februar in Gangelt, wie die Gesundheitsbehörden später feststellten. Am Rosenmontag wurde ein 47-Jähriger als Erstinfizierter in Nordrhein-Westfalen von Erkelenz in die Uniklinik Düsseldorf gebracht. Auch bei dessen Frau wurde das Virus nachgewiesen. Landrat Stephan Pusch ließ nach weiteren fast 200 Infektionen am 5. März Schulen und Kindergärten sowie städtische Schwimmbäder und Bibliotheken schließen. Tausende Infizierte mussten sich in Quarantäne begeben. In Hückelhoven, das nur wenige Kilometer entfernt von Heinsberg liegt, ging Großmutter Anna in die Selbstisolation. Enkelin Liah (M.) konnte ihre Oma nur durch die schützende Fensterscheibe der Gartentür sehen, begleitet von ihrer Mutter Daniela. Das Foto des dpa-Bildreporters Lars Berg wurde Pressefoto des Jahres.
Vom chinesischen Wuhan aus verbreitete sich das Coronavirus zunächst in den ostasiatischen Raum – nach Südkorea, Taiwan, Japan und auch nach Indonesien. Dort entstand am 27. Januar das Foto am Flughafen der Stadt Aceh auf Sumatra. Es zeigt die Ergebnisse von Messungen der Körpertemperatur bei Passagieren, die aus Wuhan einreisten. Die indonesischen Behörden hatten schnell nach Bekanntwerden der Infektionsfälle ihre Gesundheitskontrollen an allen Flughäfen verschärft. Heute hat der Staat mit der viertgrößten Bevölkerung der Welt nur eine Sieben-Tage-Inzidenz von 18 Neufällen auf 100.000 Einwohner. Sowohl bei den Todeszahlen (21.000) wie bei der Gesamtzahl der Infektionen (720.000) kam das Land einigermaßen glimpflich davon.
Das lombardische Städtchen Bergamo wurde in Europa zum Inbegriff der Corona-Pandemie. Dort stiegen die Fallzahlen bereits im März so stark an, dass die Krankenhäuser nicht mehr alle Covid-Patienten behandeln konnten. Viele gerade ältere Italiener mussten ohne Beatmungshilfen sterben. Weil zu wenig Bestattungswagen vorhanden waren, wurden die Leichen der Verstorbenen in Militärlastwagen abtransportiert. Die Bilder wurden zu einem Symbol der Hilflosigkeit, mit der das Land auf die unerwartete Pandemie reagierte. Auch in anderen Städten Italiens verloren die Behörden die Kontrolle über das Virus, reihenweise starben die Menschen aus den verwundbaren Gruppen.
Die Corona-Pandemie überrollte Europa und löste überall im Verlauf des Monats März strenge Lockdowns des täglichen Lebens aus. Italien war eines der ersten Länder, die Schulen, Kitas, Geschäfte, Restaurants und Kulturbetriebe schlossen und Ausgangssperren verhängten. Am 15. März spazierte Papst Franziskus mit wenigen Begleitern auf der menschenleeren berühmten Via del Corso mitten in der Hauptstadt Rom. Zugleich gab der Vatikan bekannt, dass die Gottesdienste in der Karwoche und zu Ostern ausfallen würden. Das höchste christliche Fest fand in Rom und den meisten anderen Gegenden Europas ohne die physische Präsenz der Gläubigen statt.
Nach Bergamo, Straßburg und Madrid wurde mit New York die wichtigste Stadt der Welt zugleich der größte Hotspot der Corona-Pandemie. Der sorglose Umgang der Trump-Administration trug und trägt bis heute erheblich zur Ausbreitung des Virus in den USA bei. Auch in New York versagte das Gesundheitssystem, Hunderte Menschen starben, die Krankenhäuser und die Beerdigungsinstitute kamen nicht mehr nach. Zur Entlastung der Kliniken schickte die US-Marine ihr Lazarettschiff „USNS Comfort“ nach Manhattan. Am 30. März nahm das schwimmende Krankenhaus mit 1000 Betten und zwölf Operationssälen seine Arbeit auf. Erst ganz langsam beruhigte sich die Lage in Big Apple. Heute können alle Covid-Patienten in New York behandelt werden, obwohl die Zahl der neuen Fälle zuletzt auf fast 60.000 pro Tag stark anstieg.
In Wuhan, mit acht Millionen Einwohnern die achtgrößte Stadt Chinas, begann die Geschichte der Corona-Pandemie. Dort sprang vermutlich der Erreger auf einem Markt mit lebenden Tieren auf den Menschen über. Schnell verbreitete sich das Virus, begünstigt durch die Furcht und Untätigkeit der Behörden vor Ort. Daran änderten auch die Videos des mutigen und inzwischen verstorbenen Arztes Li Wenliang mit den überfüllten Krankenstationen zunächst wenig. Dann wechselte die Führung in Peking radikal den Kurs, verhängte eine Quarantäne über die gesamte Stadt und baute in nur zwei Wochen Anfang Februar ein Notkrankenhaus auf, dem ein weiteres folgte. Die Klinik in Wuhan, dem Epizentrum der Pandemie, wurde zum Symbol der rigorosen Entschlossenheit Chinas, die Ausbreitung mit allen Mitteln einzudämmen. Inzwischen gibt es im Reich der Mitte nach offizieller Lesart kaum Neuinfektionen, gelegentliche Ausbrüche werden mit scharfen Sperrmaßnahmen und Quarantäneregelungen sofort im Keim erstickt. Wuhan ist zum normalen Leben zurückgekehrt.
Frankreich gehört zu den europäischen Ländern, die am stärksten vom Virus betroffen sind. Bereits zweimal hat die Regierung hier einen scharfen Lockdown mit Ausgangssperren verhängt, um die Verbreitung einzudämmen. Im quirligen Paris leerten sich die Straßen, der Platz vor dem Louvre blieb bis zum 28. November meist menschenleer, jetzt sind außer den kontrollierenden Polizisten auch wieder Jogger und Spaziergänger anzutreffen. Weil die Fallzahlen im Gegensatz zu Deutschland sinken, lockert Frankreich seine scharfen Maßnahmen. Geschäfte sind unter Auflagen geöffnet, Gottesdienste dürfen stattfinden, Menschen können wieder unbegrenzt vor ihre Haustür treten. Allerdings bleiben die Restaurants bis zum 20. Januar geschlossen, und in der Nacht gilt von 20 bis sechs Uhr morgens eine Ausgangssperre.
Die Corona-Bestimmungen in den Niederlanden galten lange Zeit als ziemlich lax. Es gab weder Maskenpflicht noch einschneidende Eingriffe ins Geschäftsleben. Mitte März verfügte die nationale Regierung lediglich die Schließung von Sport- und Fitnessclubs, Saunen, Bordellen und den Coffee-Shops, in denen legal leichte Drogen wie Marihuana verkauft werden dürfen. Fast symbolisch bildeten sich am letzten freien Verkaufstag im März lange Schlangen vor den Coffee-Shops. Lange Zeit nahmen die Behörden steigende Fallzahlen hin, erst am 15. Dezember verhängte die Regierung in Den Haag einen scharfen Lockdown mit Geschäftsschließungen und einer rigorosen Einschränkung des öffentlichen Lebens. Anders als im Frühjahr dürfen die Coffee-Shops diesmal offenbleiben – allerdings nur bis 20 Uhr.
Russland überraschte am 12. August die Welt mit der Ankündigung, die Wissenschaftler des Landes hätten einen Corona-Impfstoff entwickelt, der zulassungsreif sei. Die russischen Behörden übersprangen bei der Zulassung einen Teil der notwendigen klinischen Studien und gaben ihn sofort frei. Sogar Katerina Tichonowa, die Tochter des Staatspräsidenten Wladimir Putin, ließ sich impfen. Die vorschnelle Zulassung fand weltweit erhebliche Kritik und galt als unverantwortlich. Die Bedeutung des Impfstoffs schwand, als die Unternehmen Biontech/Pfizer und Moderna ausgewogenere Substanzen vorlegten. Immerhin bot Russland anderen Nationen wie Ungarn, Venezuela und Indien das Serum an. Länder wie Ungarn testeten aber den russischen Impfstoff noch einmal klinisch und erhielten sogar von der EU eine Zulassung, wenn auch nur widerwillig.
Ein Bild für die Geschichtsbücher. Die 90-jährige Margaret Keenan (l.) bekommt als erste Erdenbürgerin den Impfstoff der deutsch-amerikanischen Kooperation der Unternehmen Biontech und Pfizer. Geimpft wurde sie im Universitätskrankenhaus Coventry in Mittelengland. Das Vereinigte Königreich hat eine Notzulassung des Impfstoffs verfügt, nachdem die Hersteller alle klinischen Tests erfolgreich abgeschlossen und entsprechende Anträge bei den weltweiten Arzneimittelbehörden gestellt hatten. Die europäische Agentur EMA hat am vergangenen Montag den neuen Impfstoff zugelassen. Der Start der Impfaktion in der EU begann am 27. Dezember.
Im Oktober und November stiegen die Infektionszahlen europaweit am stärksten in Belgien. Viele Krankenhäuser waren nicht mehr in der Lage, alle Covid-Kranken angemessen zu behandeln. Einzelne Patienten wie hier im MontLegia-Krankenhaus in Lüttich mussten deshalb unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen in andere Kliniken verlegt werden. Belgien ist ein Beispiel für einen Staat, dessen Gesundheitssystem mit der Bewältigung der Krise überfordert war. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt, das Land hat aber mit 161 Toten pro 100.000 Einwohnern die zweithöchste Sterblichkeit weltweit – nach dem Stadtstaat San Marino.
Spanien war zeitweise an der Spitze der Neuinfektionen und Covid-Erkrankungen – sowohl am Beginn der Pandemie wie auch in der zweiten Welle. Fast 1,9 Millionen Menschen der 47-Millionen-Nation haben sich mittlerweile mit dem Coronavirus infiziert. Zwei harte Lockdowns hat das Land hinter sich, jetzt werden die Maßnahmen wieder leicht zurückgenommen. Die erste Lockerung erfolgte Ende April, als das Bild der drei Krankenschwestern der Klinik Quironsalud Sagrado Corazon in Sevilla entstand. Dort hatte sich der Zustand des damals letzten Covid-Patienten wieder gebessert, nachdem er zuvor in die Intensivstation eingeliefert worden war. Die innige Umarmung der Pflegerinnen steht für die harte Belastung, der das gesamte Krankenhauspersonal während des ersten Höhepunkts der Corona-Krise ausgesetzt war.
Die Menschen auf der südkoreanischen Halbinsel wurden durch die Kontakte mit China direkt am Anfang der Pandemie am stärksten von der Ausbreitung des Coronavirus überrascht. Mit Disziplin, Mut und einer überragenden Technologie meisterte der demokratische Staat die gefährliche Lage. Dabei kamen auch Soldaten der südkoreanischen Armee zum Einsatz. Ende Februar versprühten sie Desinfektionsmittel auf Straßen, um das Virus aufzuhalten. Das wurde damals in Europa und den USA eher belächelt. Gleichzeitig führten strenge Quarantäne-Maßnahmen, die einsichtige Haltung der Bevölkerung und eine effiziente Nachverfolgungs-App zu schnellen Erfolgen. In Südkorea gilt die Seuche als überwunden, das Alltagsleben ist zwar beschränkt, aber verläuft relativ normal.
Als Alpentransitland im Herzen Europas ist Österreich wie die Schweiz von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Das Land ist bereits im dritten Lockdown. Die Geschäfte sind geschlossen, die Schüler in Ferien, und die Freizügigkeit bleibt eingeschränkt. Das Gesundheitssystem der Alpenrepublik hat allerdings seine Bewährungsprobe bestanden. Schon früh weiteten die Kliniken ihren Bestand an Krankenbetten aus. Sinnbild für diese Anstrengungen war die Messehalle in Wien-Leopoldstadt, die innerhalb von kurzer Zeit im März in ein Corona-Betreuungszentrum umgewandelt wurde.
Die ignorante Haltung der brasilianischen Regierung gegenüber der Corona-Pandemie hat die Bekämpfung des Virus erschwert und dem Land die zweithöchste Zahl an Covid-Toten beschert. Viele Menschen sind außer sich vor Wut und Trauer. Schon Ende April überholte Brasilien bei der Zahl der Toten das Virus-Ursprungsland China, das mit der Krise besser zurechtkam, auch wenn es bisweilen rabiate Mittel einsetzte. Symbol für die Verharmlosung der Pandemie durch die Regierungsstellen ist der Friedhof in Manaus im Norden des Landes. Dort tragen Beschäftigte einen Sarg in Schutzanzügen, um sich nicht anzustecken. Die bunten Kreuze stehen über einem Massengrab. Die Leichen mussten in einem Kühlcontainer gelagert werden, bevor sie beerdigt werden konnten.
Religiöse Feiern sind in der Corona-Krise problematisch. Gemeinsame Gottesdienste können den Erreger rasch verbreiten. Saudi-Arabien als Land der wichtigsten Heiligtümer des Islam sagte die große Wallfahrt zu den Stätten des Propheten ab. Wo sonst Millionen von Pilgern um die Kaaba, das quaderförmige Gebäude der Großen Moschee, schreiten, waren am 12. März nur noch Reinigungskräfte unterwegs, um den Boden zu desinfizieren. Die Religionen weltweit leiden unter der Corona-Krise, gleichzeitig suchen viele Menschen gerade in der Pandemie Halt im Glauben.