Verschlimmerung der Symptome durch Lockdown Hoher Anstieg von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen schon vor der Pandemie

Wiesbaden · Depressionen sind besonders in der Pandemie für viele Menschen ein Problem, Betroffene klagen über Verschlechterungen ihrer Krankheit. Doch bereits vor der Pandemie nahm die Zahl der schweren Fälle zu.

 Psychische Beschwerden wie Depressionen nehmen immer häufiger zu.

Psychische Beschwerden wie Depressionen nehmen immer häufiger zu.

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen einer Depression in einer Klinik behandelt wurden, hat bereits vor der Corona-Pandemie stark zugenommen. Von 2015 bis 2019 erhöhte sich die Zahl der stationär therapierten Kinder und Jugendlichen um 24 Prozent auf 18.000, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. 2015 wurden noch 14.500 junge Patienten wegen Depression im Krankenhaus behandelt.

Der Anstieg war damit überdurchschnittlich. Im selben Zeitraum stieg die Zahl aller mit Depression aus dem Krankenhaus entlassenen Patienten lediglich um ein halbes Prozent auf insgesamt 264.000. Frauen sind mit einem Anteil von 61 Prozent insgesamt stärker von stationär behandelten Depressionen betroffen.

Kinder und Jugendliche werden derzeit auch bei Berichten über Depressionen in der Corona-Pandemie häufig genannt. Sie leiden besonders unter Isolation durch Kontaktsperren und Homeschooling.

Die Corona-Maßnahmen verschlimmern nach Expertenmeinung Depressionen und verschlechtern die Versorgung psychisch kranker Menschen. Die Deutsche Depressionshilfe warnte am Dienstag in Leipzig, 44 Prozent der Patienten mit einer diagnostizierten Depression berichteten von einer Verschlechterung während der zurückliegenden sechs Monate. Hinzu kommen laut einer Sonderumfrage Einschnitte bei der medizinischen Versorgung und die negativen Auswirkungen fehlender Kontakte.

Bei rund einem Fünftel der Befragten in einer depressiven Phase fielen Facharzttermine oder Sitzungen beim Therapeuten aus. Aus Angst vor Ansteckung sagten 21 Prozent der Patienten Termine selbst ab. Die ohnehin angespannte Versorgungslage hat sich den Angaben zufolge verschärft: 22 Prozent der Menschen in einer akuten Depression geben an, keinen Behandlungstermin zu bekommen. Im ersten Lockdown waren es 17 Prozent.

Der zweite Lockdown macht den Kranken mehr zu schaffen als der erste: Fast 90 Prozent leiden unter Kontakt- und Bewegungsmangel, mehr als die Hälfte (64 Prozent) unter dem fehlenden Tagesrhythmus. Im ersten Lockdown waren alle Angaben niedriger. Tagesstruktur, Bewegung und ein fester Wach-Schlaf-Rhythmus seien aber für die Behandlung depressiver Patienten besonders wichtig, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Depressionshilfe, Ulrich Hegerl. Besorgniserregend sei auch die Zunahme von Suizidgedanken und Suizidversuchen, warnte er

(june/AFP/epd)
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