Debatte um Corona-Lockerungen Marburger Bund fordert unkomplizierten Zugang zur Impfung

Berlin · Die hochansteckende Corona-Variante breitet sich aus, doch die Gesamtlage ist noch entspannt, und die Impfbereitschaft lässt nach. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund drängt auf bessere Aufklärung und hohes Impftempo.

 Studierende warten auf dem Uni-Campus in Mainz auf ihre erste Impfung gegen das Coronavirus.

Studierende warten auf dem Uni-Campus in Mainz auf ihre erste Impfung gegen das Coronavirus.

Foto: dpa/Boris Roessler

 Die ansteckende Delta-Variante des Coronavirus breitet sich immer weiter aus, und zugleich sinkt das Impftempo deutlich: Auch wenn die Lage insgesamt noch entspannt ist, sind Experten deshalb besorgt. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, nannte die Diskussion über eine Aufhebung der Maskenpflicht „verfrüht“. „Wie sich das Virus mit welchen Mutationen entwickelt oder wie viele Menschen sich letztlich impfen lassen, können wir noch nicht sicher voraussagen“, sagte Weigeldt.

Die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, drang darauf, das Impftempo weiter hochzuhalten. „Das geht nur mit besserer Aufklärung und einem unkomplizierten Zugang zur Impfung“, sagte Johna. Dabei verwies sie auf Impfmobile und Impfbusse, die in manchen Kommunen bereits im Einsatz seien. „Davon kann es ruhig mehr geben.“ Laut der Marburger-Bund-Vorsitzenden müssten „mehr Gelegenheiten im öffentlichen Raum“ geschaffen werden, um an eine Impfung zu gelangen. „Je niedrigschwelliger, desto besser“, betonte Johna.

 Die Lockerungen der Reisebeschränkungen sieht der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), als notwendigen Schritt im Sinne der Freiheitsrechte. „Ich begrüße, dass die Regelungen endlich zugunsten des Reiseverkehrs neu bewertet werden. Insbesondere sind drastische Eingriffe in die Bewegungsfreiheit bei Geimpften nicht darstellbar“, sagte Bareiß. Reisen und Sicherheit würden sich auch unter Pandemiebedingungen nicht ausschließen. Geimpfte dürften „schnellstmöglich“ nicht mehr in ihren grundlegenden Freiheiten eingeschränkt werden dürfen, so der CDU-Politiker.

Am Mittwoch wurden die Beschränkungen für die Einreise aus Kostenpflichtiger Inhalt Portugal, Großbritannien und Nordirland, Russland, Indien und Nepal gelockert. Die Sieben-Tage-Inzidenzen in den Ländern liegen teilweise sehr hoch: in Großbritannien aktuell bei über 270, in Portugal bei über 150, in Russland bei über 110. Mit der Herabstufung dieser Länder vom Virusvariantengebiet zum Hochinzidenzgebiet entfällt das generelle Beförderungsverbot. Die Quarantänepflicht wird verkürzt, zudem können sich Reiserückkehrer freitesten. Für vollständig Geimpfte und Genesene entfällt die Quarantänepflicht ganz.

Mit der Einstufung eines Landes als Virusvariantengebiet soll verhindert werden, dass dort auftretende Varianten nach Deutschland eingeschleppt werden. Nachdem Delta auch hierzulande auf dem Vormarsch ist, entfällt dieser Grund für die harten Einreisebeschränkungen. Vor einer Woche hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Anteil der Infektion im Ausland auf insgesamt zwei Prozent aller Infektionen beziffert. Diese Zahl sei nach wie vor aktuell, sagte Spahns Sprecher am Mittwoch.

Trotz seines Plädoyers für eine Rückkehr zu allen Freiheiten für Geimpfte sprach sich der Tourimusbeauftragte Bareiß gegen eine Aufhebung aller Corona-Maßnahmen aus. „Hygiene- und Testkonzepte - beispielsweise im ÖPNV oder beim Reisen - sind vergleichsweise geringe Eingriffe und können helfen, das Infektionsgeschehen in einer Übergangsphase verlässlich zu beobachten und Vertrauen zu schaffen“, sagte Bareiß. Ähnlich äußerte sich Gesundheitsminister Spahn am Mittwoch: „Die Maske im Innenraum, insbesondere wenn mehrere in einem Innenraum sind im Herbst und Winter, die wird es auch wieder brauchen, das ist sehr klar.“ Damit positionierten sich beide CDU-Politiker gegen Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD), der zuvor für eine baldige Aufhebung aller Einschränkungen plädiert hatte, sobald alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben.

Mit Material der dpa

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