Impfstoff knapp Impfen in NRW-Kliniken startet

Düsseldorf · Die Impfbereitschaft der Mitarbeiter ist hoch, doch das Vakzin ist knapp. Am 1. Februar starten die Zentren. Hausärzte in NRW fordern, rasch selbst impfen zu dürfen. Der Gesundheitsminister will Impfungen vor Ort prüfen.

 Mitarbeiter von Unikliniken in NRW erhalten den Impfstoff von Moderna.

Mitarbeiter von Unikliniken in NRW erhalten den Impfstoff von Moderna.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Andrang an der Uniklinik Düsseldorf ist groß: Am Donnerstag wurde die Anmelde-Software freigeschaltet, seitdem haben sich bereits 4500 der gut 8000 Mitarbeiter für eine Impfung registrieren lassen. Am Montag wurden die ersten 325 von ihren Kollegen geimpft. Bislang hat die Uniklinik 1200 Dosen des Impfstoffes vom US-Konzern Moderna erhalten. Doch das reicht längst nicht, landesweit ist Impfstoff knapp. Die Uniklinik Bonn richtete für ihre Mitarbeiter zwar eine Impfstraße mit sechs Plätzen ein, an der 200 Impfungen pro Tag verabreicht werden können. Aber auch sie hat zunächst nur 800 Impfdosen erhalten.

Wer wird in Kliniken geimpft? Seit Montag werden Ärzte und Pflegekräfte in NRW-Kliniken geimpft, wenn sie in Bereichen arbeiten, die besonders von Corona betroffen sind. Dazu zählen Notaufnahmen, Covid-Stationen, Onkologie und Transplantationsmedizin. Zunächst sind 100.000 Mitarbeiter eingeladen, insgesamt haben die NRW-Kliniken 350.000 Beschäftigte. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte am Montag, dass das Beschäftigungsverhältnis keine Rolle spielen soll. Auch Praktikanten und externes Reinigungspersonal sollen ein Angebot erhalten.

Wie groß ist die Impfbereitschaft? „Die Krankenhäuser haben sich intensiv auf die Impfung vorbereitet. Dabei setzen auf wir eine hohe Bereitschaft bei unseren Ärzten, den Krankenpflege sowie allen anderen Beschäftigten, dass sie sich gegen Corona impfen lassen. Erste Rückmeldungen zeugen von einem hohen Interesse“, sagte Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW. „Wir hoffen, dass damit bis zum Ende der Woche möglichst viele Mitarbeiter in den sensiblen Bereichen unserer Klinken geimpft werden können, wie es Gesundheitsminister Laumann angekündigt hat.“

Wie wirken sich die Verzögerungen aus? Das hängt davon ab, wie schnell Pfizer die Verzögerungen aufholen kann. Am Freitag hatte der US-Konzern, der Biontech bei der Vakzin-Produktion unterstützt, Verzögerungen durch einen Werksumbau in Belgien angekündigt. Nun überlegt NRW, die Dosen, die für die zweite Impfung zurückgelegt wurden, einzusetzen. Werde der Lieferausfall in ein oder zwei Wochen wieder ausgeglichen, sei er dazu bereit, sagte Laumann. „Wenn ich das aber nicht weiß, wird es das Impftempo drosseln. Ich werde nicht ins Risiko gehen.“ Er sei konservativ beim Zurücklegen der zweiten Dosis. „Wenn ich mir die Impfquote mancher Länder anschaue, haben die das nicht so zurückgelegt wie wir.“ Wenn nicht zwei Dosen geimpft werden, drohen gefährliche Mutationen, warnen Experten.

Wie weit sind die Altenheime? Bis Ende der Woche sei man mit dem Impfen von 300.000 Menschen in Altenheimen durch, so Laumann. „Wir fangen in dieser Woche auch an, in den Heimen ein zweites Mal zu impfen.“ Das beträfe all jene Einrichtungen, in denen kurz nach Weihnachten erstmals geimpft worden sei. Auch hier hängt NRW aber hinterher: Bundesweit haben bereits mindestens 6581 Menschen die zweite Dosis erhalten. Das geht aus Daten des Robert Koch-Instituts hervor. Die erste Dosis haben bundesweit 1,1 Millionen erhalten.

Wann starten die Impfzentren? Für die über 80-Jährigen geht es ab dem 1. Februar in den Impfzentren los. Dann sollten auch die 80.000 ambulanten Pflegekräfte geimpft werden. Der Hausärzteverband fordert, in den Praxen zu impfen: „Wenn die Impfzentren beginnen, befürchten Hausärzte organisatorisches Chaos und Schwierigkeiten für ihre hochbetagten Patienten.“ Das Anmeldeverfahren sei „zu langsam, zu kompliziert und auch zu teuer“, sagt Oliver Funken, Chef des Hausärzteverbands Nordrhein. „Die Hausärzte sind überzeugt, dass die Impfungen schon jetzt deutlich schneller durchgeführt werden können, wenn sie in den Praxen stattfinden.“ Im Herbst hätten Hausärzte bundesweit auch 20 Millionen Patienten gegen Grippe geimpft. Die Corona-Impfung ist bislang nicht in Praxen möglich, weil die Impfstoffe stark gekühlt werden müssen.

Was ist bei häuslicher Pflege? Auch hier tut sich etwas. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff, der bei minus 70 Grad gelagert werden muss, soll bald auch bei der Impfung von Risikogruppen in häuslicher Pflege genutzt werden. Laumann erklärte, das Unternehmen habe seinen Beipackzettel so angepasst, dass diese Möglichkeit nun offenstehe. Der Minister kündigte an, dass bereits Gespräche mit der Kassenärztlichen Vereinigung über ein Konzept liefen, wie der Impfstoff von den aufbereitenden Apotheken zu den Betroffenen kommen könne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort