Aufwacher - Frag mich alles! Hersteller, Nebenwirkungen, Termine – die Antworten des Impfarztes
Sollte ich mich mit dem Astrazeneca-Impfstoff immunisieren lassen? Hilft Paracetamol gegen Impf-Nebenwirkungen? Und bei welchen Krankheiten verbietet sich eine Corona-Impfung? Für unseren News-Podcast hat ein Experte die wichtigsten Fragen beantwortet.
Eine knappe Woche hatten die Nutzer von RP Online, die Leser der Rheinischen Post und nicht zuletzt die Hörer des Aufwacher-Podcasts Zeit – und sie nutzten sie fleißig. Sieben eng bedruckte Seiten mit Fragen nahm Moderatorin Anja Wölker mit ins Gespräch am Freitagabend. Neben ihr vor der Kamera: Dr. Karl-Heinz Munter, leitender Impf-Arzt des Rhein-Kreises Neuss und als solcher verantwortlich einerseits für die Impfungen in Alten- und Pflegeheimen, andererseits für den reibungslosen Ablauf im Impfzentrum.
Übertragen wurde der einstündige Talk auf unserer Facebookseite RP Online, wo Sie das Video auch weiterhin anschauen können. Es war das zweite in der Reihe „Frag mich alles!“ unseres Nachrichten-Podcasts Aufwacher. Das Konzept: Spannende Menschen stellen sich allen Fragen, die der Redaktion und den Hörern einfallen. Die Highlights des Gesprächs erscheinen als Podcast-Episode und sind in diesem Fall ab Samstag (20. Februar 2021) um 5 Uhr in jeder Podcast-App, auf Spotify und
Vor genau einem Monat hatte sich Munter beim Podcast-Team der Rheinischen Post gemeldet. Anlass war eine andere Episode des Aufwacher-Podcasts. Pflegerin Rebecca aus Düsseldorf erzählte darin, warum sie sich nicht impfen lassen will. Munter kennt diese Haltung gut. Er hält seit einiger Zeit Vorträge vor Pflegepersonal in Altenheimen und stößt dort oft zunächst auf große Impf-Skepsis. „Es werden immer wieder dieselben Fragen gestellt und es zeigen sich immer die gleichen Ängste und Sorgen“, schrieb er dem Podcast-Team. „Das zeigt mir, dass die Menschen einen persönlichen Ansprechpartner brauchen, der ihre Fragen ernst nimmt, zuhört und einfache gut verständliche Antworten gibt.“ Genau aus diesem Grund entschied sich die Redaktion, ihn zu einer Episode von „Frag mich alles!“ einzuladen. Unter strengen Corona-Bedingungen beantwortet Dr. Munter im Facebook-Livestream die wichtigsten Fragen der Nutzer zum Thema Corona-Impfung.
Wann bekomme ich endlich einen Impftermin?
Dabei teilten sich die Fragenden grob in zwei Gruppen: Die einen machen sich Sorgen um die Folgen einer Impfung und wissen nicht so recht, ob sie sich immunisieren lassen wollen. Die anderen können die Impfung kaum erwarten. Dort lautet die drängendste Frage: Wann bekomme ich endlich einen Termin - für mich, oder, wie im Fall von Bettina, die per Mail schrieb, dass sie weiterhin verzweifelt versucht, einen Impftermin für ihre Mutter zu bekommen. Diese einmalige Situation erfordere „viel Geduld, die sich aber lohnt“, sagte Munter dazu. „Das wird sich von Woche zu Woche entspannen. Wir werden nach Schätzungen im Rhein-Kreis Neuss bis Ende April alle Über-80-Jährigen geimpft haben.“
Gerade Menschen in Risikogruppen wollen wissen, wann sie mit einer Impfung rechnen können. So wie Annette, die eine Stammzellentransplantation erhalten hat. Das Problem: Keiner scheint ihr dazu Genaueres sagen zu können. Eine Situation, die auch der Impfarzt belastend findet. „Ich bin sehr traurig, dass wir dieses Problem zu diskutieren haben: Wir haben zu wenig Impfstoff und müssen deshalb Triagierung betreiben - das heißt: auswählen, wer geimpft wird. Das ist für uns Ärzte eine unerträgliche Situation.“ Munter erzählte vom Fall einer gesunden 80-Jährigen, die darum bat, ihre Impfdosis ihrem 78-jährigen kranken Mann weitergeben zu dürfen. „Und ich musste ihr sagen: Das kann ich nicht tun.“ Er hoffe auf mehr Impfstoff im Mai, denn dann könnten auch die niedergelassenen Ärzte impfen. „Und wenn es erst mal so weit ist, dann geht alles sehr schnell.“
Welcher Impfstoff ist der richtige?
Nein, man kann sich nicht aussuchen, mit welchem Serum man geimpft wird. Das beschäftigt viele, denn gerade der AstraZeneca-Impfstoff hat aktuell ein Image-Problem. So schreibt Lukas per Whatsapp: „Warum sollte ich mich mit dem AstraZeneca-Impfstoff impfen lassen, wenngleich es ja auch viel wirksamere Impfstoffe gibt, die auch deutlich weniger Nebenwirkungen haben?“ Kostenpflichtiger Inhalt Gerade machte auch ein Bericht aus dem Rhein-Kreis Neuss Schlagzeilen, wo Impflinge ihre Termine aus Angst vor diesem Serum platzen ließen.
Der zuständige Impfarzt hat dazu eine sehr klare Meinung. „Als ich das gehört habe, war ich entsetzt. Dieser Impfstoff ist hochwirksam. Ob 70 oder 90 Prozent, das spielt gar keine große Rolle. Wir führen hier eine Luxusdebatte.“ Es gehe darum, schwere Verläuft von Covid-19 zu verhindern. Dass das auch mit dem Impfstoff von AstraZeneca funktioniere, belegten Zahlen beispielsweise aus Großbritannien. „Der Impfstoff wirkt, und er wirkt hervorragend.“ Er wünsche keinem, Covid-19 zu bekommen. „Diese Krankheit ist furchtbar. Jede Impfung ist besser als das.“
Nebenwirkungen - oder eine gesunde Immunantwort?
Eine echte Überraschung mag für einige die Antwort von Munter gewesen sein, als Moderatorin Anja Wölker ihn mit der folgenden Frage von Podcast-Hörerin Steffi konfrontierte: Eine vorbeugende Paracetamol gegen Impf-Nebenwirkungen - Gerücht oder guter Rat?
Er empfehle die Einnahme solcher leichter Schmerzmittel gerne, so Munter. „Sie können gegen Effekte einer Impfung wie Glieder- oder Kopfschmerzen sowie leichtes Fieber helfen.“ Er betonte jedoch noch einen anderen Punkt: „Ich glaube, viele verwechseln solche grippalen Symptome mit Nebenwirkungen eines Impfstoffs. Es sind keine Nebenwirkungen, sondern die erwartbare Immunreaktion des Körpers. Man sollte froh sein, wenn der Körper auf den Impfstoff reagiert. Denn das zeigt: Er arbeitet!“ Munter ging soweit zu sagen, er sei traurig gewesen nach seiner ersten Impfung, keine Immunreaktion gespürt zu haben. Nach der zweiten sei es dann soweit gewesen.
Für viele Fragen war im einstündigen Gespräch keine Zeit mehr. Die lange Liste wandert aber nicht in den Papierkorb - sondern wird sicherlich Anregung für viele Artikel zum Thema sein.
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