Sport und Corona Sofahocker haben erhöhtes Risiko für Covid-19-Tod

Los Angeles/Düsseldorf · Eine neue kalifornische Studie beweist, dass bewegungsfreudige Menschen deutlich seltener einen schweren Covid-19-Verlauf erleiden. Was in der Studie steht und was das konkret bedeutet.

 Wer viel in Bewegung ist, schützt seine Gesundheit. (Symbolbild)

Wer viel in Bewegung ist, schützt seine Gesundheit. (Symbolbild)

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

Wenn Karl Lauterbach seine Fachjournale gecheckt hat, haut er sie raus, damit alle Welt weiß: Lauterbach hat seine Hausaufgaben gemacht. Das soll nicht ironisch klingen, seine Rolle als medizinischer Berater der Bevölkerung in der Corona-Pandemie hat er bislang sehr gut absolviert. Jemand, der sich mit Epidemiologie auskennt, hat halt ein präziseres Verhältnis zur Materie und zu statistischen Daten als die vielen deutschen Hobby-Virologen, die in Kommentarspalten Weisheiten von sich geben, die meistens auf dem Boden von Vermutungen und Halbwissen gewachsen sind.

Nun hat Lauterbach wieder etwas gefunden: eine Studie im „British Journal of Sports Medicine“, die sich bei 48.440 Covid-19-Patienten angeschaut hat, wie aktiv oder inaktiv die jeweiligen Studienteilnehmer generell sind und wie sich das auf den Verlauf ihrer Infektion ausgewirkt hat. Drei Gruppen von Bewegungsintensität und -dauer wurden von den Forschern um Robert Sallis vom Medical Center in Fontana (Kalifornien) aufgestellt, ihnen sollten sich die infizierten Probanden zuordnen: kaum Aktivität (null bis zehn Minuten pro Woche), mäßige Aktivität (elf bis 149 Minuten) sowie Bewegung gemäß den Richtlinien (mehr als 150 Minute).

Die Ergebnisse hätte man aber auch schon vor der Lektüre benennen können: Menschen, die sich auch im Leben vor Corona viel bewegten, hatten dann, im Fall ihrer Infektion, ein deutlich geringeres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf und sogar für den Tod als Leuten, für die vor allem das Sitzen auf der Couch oder auf dem Autositz eine sportliche Betätigung darstellt. Bekannt ist ja, dass Menschen mit Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten, Übergewicht und Neigung zum Zigarettenkonsum häufiger auf der Intensivstation landen und beatmungspflichtig werden als solche, die sich gesund ernähren und regelmäßig bewegen.

Lauterbach räumt das ein, sagt aber auch: „Das war bisher alles plausibel, aber nicht belegt.“ Jetzt wisse man: „Diejenigen, die nie Sport machen, haben im Vergleich zu Sportlern eine dreifach erhöhtes Risiko, an Corona zu sterben.“

Freilich ist Sport kein Allheilmittel, das einen die anderen Schutzmaßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie vergessen lassen darf. Immer mal wieder hört man von jungen Sportler, die mit einem schweren Covid-19-Verlauf zu kämpfen haben. Es wirken also noch andere Mechanismen, die die Medizin derzeit zu ergründen sucht. Wer sich also optimal schützen will, bewegt sich regelmäßig, hält aber auch Abstand, trägt eine gute Maske und lässt sich impfen, sobald es geht.

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