Wirksamkeit von 94,5 Prozent US-Pharmakonzern Moderna meldet Erfolg mit Corona-Impfstoff

Cambridge · Ein weiteres Unternehmen hat am Montag einen entscheidenen Erfolg bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes gemeldet. Die Wirksamkeit des Mittels der US-Firma Moderna soll bei 94,5 Prozent liegen.

 Eine Krankenschwester bereitet eine Spritze mit einem potenziellen Impfstoff der US-Biotech-Firma Moderna gegen Covid-19 vor (Symbolbild).

Eine Krankenschwester bereitet eine Spritze mit einem potenziellen Impfstoff der US-Biotech-Firma Moderna gegen Covid-19 vor (Symbolbild).

Foto: dpa/Hans Pennink

Nach dem deutschen Pharmaunternehmen Biontech hat auch der US-Konzern Moderna vielversprechende Daten zu einem neu entwickelten Corona-Impfstoff vorgelegt. Vorläufige Erkenntnisse legten eine Effektivität von 94,5 Prozent nahe, teilte das Unternehmen am Montag mit. Biontech, das mit dem US-Konzern Pfizer zusammenarbeitet, geht bei seiner Vakzine nach bisherigen Daten von einem 90-prozentigen Schutz aus.

Beides waren Zwischenergebnisse und die Zahlen könnten nach unten korrigiert werden, während die Studien weiterlaufen. Außerdem ist nicht sicher, wie lange der Impfschutz letztlich vorhalten wird.

Moderna-Präsident Stephen Hoge sprach von einem „wichtigen Meilenstein“. Besondere Zuversicht bereite ihm die Tatsache, dass zwei Präparate in Entwicklung ähnliche Resultate zu erbringen scheinen. „Das sollte uns allen Hoffnung geben, dass ein Impfstoff tatsächlich in der Lage sein wird, diese Pandemie zu stoppen und uns hoffentlich zu unseren Leben zurückzubringen“, sagte Hoge der Nachrichtenagentur AP. Es seien mehrere Vakzine nötig, um den Bedarf auf der gesamten Welt zu decken.

Nach einer Zulassung der beiden Impfstoffkandidaten durch die zuständigen Arzneimittelbehörden dürfte es noch weit bis ins Jahr 2021 dauern, bis flächendeckend geimpft werden kann. Beide Impfstoffe müssen je zweimal verabreicht werden. Biontech und Pfizer rechnen damit, bis Ende des Jahres 50 Millionen Impfdosen zur Verfügung zu haben. Moderna zielt auf 20 Millionen ab, die für die USA vorgesehen sind.

Moderna entwickelt seinen Impfstoff in Zusammenarbeit mit der US-Gesundheitsbehörde NIH. 30.000 Probanden erhielten in der Studie entweder den echten Impfstoff oder ein Placebo. 95 der Freiwilligen infizierten sich und wurden krank, davon aber nur 5, die den echten Impfstoff bekommen hatten. Für zusätzliche Zuversicht sorgte, dass alle elf schwer verlaufenen Erkrankungen jene betrafen, die das Placebo erhalten hatten. Zu den geringfügigen Nebenwirkungen zählten demnach Müdigkeit, Muskelbeschwerden und Schmerzen am Einstichpunkt nach der zweiten Dosis.

Sowohl das Präparat von Biontech und Pfizer als auch das von Moderna sind sogenannte neuartige RNA-Impfstoffe. Durch diese neuartige Technologie enthält das Präparat genetische Informationen des Erregers, dieser muss aber nicht selbst geimpft werden, wie das bisher bei Tot- und Lebendimpfstoffen der Fall ist.

Die große Schutzwirkung der beiden vorläufigen Impfstoffkandidaten war für viele Experten eine Überraschung. Man hatte eher mit einem Wert wie bei Grippeimpfungen gerechnet, die zu ungefähr 50 Prozent effektiv sind.

Die Verteilung der Impfungen ist vor allem auch wegen der heiklen Lagerung schwierig. Jene von Pfizer und Biontech sollen bei rund minus 70 Grad gelagert werden. Moderna teilte am Montag mit, dass die eigenen Präparate nach dem Auftauen länger in normalen Kühlschranken haltbar sein werden als bisher gedacht, nämlich bis zu 30 Tage.

Man gehe davon aus, dass das Mittel mRNA-1273 30 Tage lang bei Temperaturen von 2 bis 8 Grad stabil bleibe, heißt es in einer Moderna-Mitteilung vom Montag. Zuvor sei man von einer Haltbarkeit von sieben Tagen bei diesen Temperaturen ausgegangen.

Von der Produktion einer Impf-Dosis bis zur Injektion vergeht einige Zeit. Zudem muss der Impfstoff teils über weite Strecken bis zu einem Impfzentrum transportiert werden. Dabei gilt: Je kälter ein Impfstoff gelagert werden muss, desto höher sind die logistischen Anforderungen.

Moderna teilte nun mit, dass das Präparat mRNA-1273 bei minus 20 Grad Celsius bis zu sechs Monate gelagert werden kann. Der Impfstoff könne „bei Temperaturen gelagert und transportiert werden, die üblicherweise in bereits vorhandenen pharmazeutischen Gefrier- und Kühlschränken herrschen“, sagte Juan Andres von Moderna laut Mitteilung. Bei Raumtemperatur bleibe der Impfstoff bis zu 12 Stunden stabil.

Der renommierte US-Immunologe und Corona-Experte Anthony Fauci hat am Mittag begeistert auf die Moderna-Daten reagiert. „Das sind offensichtlich sehr aufregende Ergebnisse. Besser wird es nicht - 94,5 Prozent sind wirklich hervorragend“, so Fauci.

Seiner Einschätzung zufolge könnten die ersten Impfungen in den USA im Dezember bei Hochrisikogruppen beginnen, der breite Rest der Bevölkerung könnte eher ab Ende April dran sein. „Und das wird in den Mai, Juni und Juli hineingehen. Das wird ein paar Monate dauern.“

(felt/sed/Reuters/dpa/ap)
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