Gesundheitsgefahr durch Coronavirus Robert-Koch-Institut setzt Risikostufe auf „hoch“

Berlin · Das Robert-Koch-Institut hat seine Risikoeinschätzung für das Coronavirus geändert. Durch den starken Anstieg der Fallzahlen wird die Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung jetzt als „hoch“ eingestuft.

 Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bei einer Pressekonferenz in Berlin (Archivbild).

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, bei einer Pressekonferenz in Berlin (Archivbild).

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler begründete die Änderung der Risikoeinschätzung am Dienstag in Berlin mit dem starken Anstieg der Fallzahlen und den "Alarmzeichen" aus Kliniken und Gesundheitsämtern. Die deutschen Krankenhäuser erwarten in den nächsten Tagen eine drastisch steigende Zahl von Coronapatienten, sehen sich aber gerüstet.

Wieler betonte, das Risiko für die Bevölkerung variiere von Region zu Region und könne regional auch "sehr hoch" sein wie im Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Das ist die höchste Gefährdungsstufe in Deutschland. Bislang galt die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch Corona als insgesamt "mäßig".

Allerdings steigen die Fallzahlen derzeit rapide. Die Zahl der bestätigten Coronafälle in Deutschland lag am Montagabend laut RKI bei 6012 Infizierten - das waren mehr als 1100 Fälle mehr als am Vortag. Offiziell wurden bislang 13 Todesfälle durch Corona gemeldet. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität ging unterdessen am Dienstagmittag bereits von knapp 7600 bestätigten Infektionen in Deutschland aus.

Wieler räumte ein, es müsse davon ausgegangen werden, dass die Erkrankungszahlen wesentlich höher seien, als sie dem RKI übermittelt würden. Entscheidend für die Experten sei die "Dynamik", also die Geschwindigkeit, mit der sich die Fallzahlen entwickelten. Der RKI-Präsident bekräftigte zugleich, es müsse weiterhin alles getan werden, um die Ausbreitung einzudämmen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet werde.

Wieler sprach von "Alarmzeichen" aus Krankenhäusern. In einem Teil der Kliniken nehme die Zahl der Schwerkranken und jener Patienten zu, die intensivmedizinisch behandelt und beatmet werden müssten. Auch eine Reihe von Gesundheitsämtern spreche von einer "sehr dynamischen Lage", fügte Wieler hinzu. Es gebe aber nach wie vor Regionen in Deutschland, wo es bislang ruhiger zugehe.

Die deutschen Krankenhäuser sehen sich für die steigenden Patientenzahlen gerüstet. Sollte es bis Ende der Woche 20.000 bestätigte Infektionsfälle in Deutschland geben, sei damit zu rechnen, dass davon bis zu 1500 Patienten in den Krankenhäusern behandelt werden müssten, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vom Dienstag .

Dies wäre nach seinen Angaben eine Verdreifachung der Zahl der derzeit stationär behandelten Coronapatienten. Das würde die Krankenhäuser aber "nicht überfordern". Gaß zufolge gehe es jetzt um den Ausbau der Intensivkapazitäten. In zwei oder drei Monaten sei es möglich, die Zahl der Intensivbetten von derzeit 28.000 auf rund 34.000 aufzustocken. Auch die Zahl der Beatmungsgeräte von derzeit 20.000 Stück müsse erhöht werden.

Die Frage über die Dauer der in Wellen verlaufenden Pandemie lässt sich Wieler zufolge nach wie vor schwer beantworten. Ein internationales Beratergremium, dem der RKI-Chef selbst angehört, gehe von einem geschätzten Zeitraum von zwei Jahren aus. Dies hänge auch davon ab, wann es einen Impfstoff gebe. Dieser würde erst im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, so Wieler.

Die Bundesärztekammer sagte wegen Corona den Deutschen Ärztetag im Mai ab. Ärzte sowie deren berufsständische Organisationen seien bei der Eindämmung der Coronaausbreitung "in besonderem Maße gefordert", erklärte Ärztepräsident Klaus Reinhardt.

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(jco/AFP)
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