26,4 Millionen Arbeitslose in den USA Trump empört über Medienbericht - bald womöglich keine Briefings mehr

Washington · Die „New York Times“ hat zuletzt ein kurioses Bild vom Alltag des US-Präsidenten gezeichnet. Donald Trump hat nun nach der scharfen Kritik an seiner Desinfektionsmittel-Aussage scheinbar keine Lust mehr auf seine Briefings. Die Arbeitslosenzahlen in den USA steigen indes weiter.

 US-Präsident Donald Trump.

US-Präsident Donald Trump.

Foto: AP/Alex Brandon

Verbittert und allein im Weißen Haus, Pommes und Cola light in Reichweite: Diese Darstellung seines Alltags in der Corona-Krise will Donald Trump nicht gelten lassen. „Die Leute, die mich kennen und die Geschichte unseres Landes kennen, sagen, dass ich der am härtesten arbeitende Präsident der Geschichte bin. Das weiß ich nicht, aber ich arbeite hart und habe in den ersten dreieinhalb Jahren wahrscheinlich mehr erreicht als jeder andere Präsident in der Geschichte“, schrieb Trump am Sonntag in einer von mehreren Nachrichten auf Twitter, in denen er sich über einen Artikel der „New York Times“ von vergangenem Donnerstag ausließ.

Die Zeitung hatte unter Berufung auf mehr als ein Dutzend Regierungsbeamte und enge Berater des Präsidenten ein Bild des „seltsamen neuen Lebens“ von Trump gezeichnet. Dieser komme derzeit erst mittags in sein Amtszimmer, das Oval Office, meist in schlechter Stimmung, nachdem er seit den frühen Morgenstunden Fernsehen geschaut habe. Er sei darauf fokussiert, wie die Medien seine Reaktion auf die Ausbreitung des Virus bewerteten. Weiter schilderte die Zeitung, die Pressekonferenzen zum Coronavirus, die Trump zuletzt annähernd täglich abhielt, seien das einzige, worauf er sich freuen könne. Dabei könnte es damit bald vorbei sein.

Bei seinem Briefing am Donnerstag hatte der Präsident vor laufender Kamera dort die Frage aufgeworfen, ob Menschen nicht Desinfektionsmittel gespritzt werden könnte, um das Virus zu bekämpfen. Der Aufschrei war groß. Am Samstagabend dann, zur sonst üblichen Briefing-Zeit, meldete sich Trump plötzlich nicht mehr vom Rednerpult zu Wort, sondern per genervtem Tweet: Was habe es für einen Zweck, Pressekonferenzen im Weißen Haus abzuhalten, wenn die Medien „nichts als feindselige Fragen stellen & sich dann weigern, die Wahrheit oder Fakten genau zu berichten“, schrieb er dort. „Sie haben Rekord-Einschaltquoten & das amerikanische Volk bekommt nichts als Fake News.“ Das sei den Aufwand nicht wert. Ob das bedeutet, dass er künftig gar keine Pressekonferenzen mehr zur Corona-Krise machen möchte, ließ der Präsident offen.

Derweil gibt es in den USA vorsichtige Versuche einer Rückkehr in die Normalität. Nach ersten umstrittenen Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen im US-Bundesstaat Georgia ziehen diese Woche auch weitere Staaten nach. In Tennessee sollen am Montag Restaurants unter bestimmten Bedingungen für Gäste öffnen, am Mittwoch soll es Bewegung im Einzelhandel geben. Zudem soll am Donnerstag in Texas die Anordnung, dass Bürger weitgehend zu Hause bleiben müssen, auslaufen, wie US-Medien berichteten. In einigen Teilen des besonders heftig von der Pandemie betroffenen US-Bundesstaates New York könnten erste Unternehmen ab Mitte Mai wieder öffnen, sagte Gouverneur Andrew Cuomo.

In den USA verlieren wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise immehr mehr Menschen ihren Job. Nun wurden neue Wirtschaftshilfen für die Unterstützung von kleinen und mittelgroßen Unternehmen bestimmt. Das neue Rettungspaket soll sicherstellen, dass die Betriebe ihre Mitarbeiter weiter bezahlen können. Nach jüngsten Angaben des US-Arbeitsministeriums meldeten sich in der vergangenen Woche 4,4 Millionen Menschen neu arbeitslos. Damit verloren binnen fünf Wochen rund 26,4 Millionen Menschen ihre Job. Das Repräsentantenhaus in Washington verabschiedete nahezu einstimmig das Maßnahmenbündel mit einem Volumen von knapp einer halben Billion Dollar. Vorgesehen sind darin auch 75 Milliarden Dollar für Krankenhäuser, 25 Milliarden Dollar für Coronavirus-Tests und 60 Milliarden Dollar für Nothilfen vor allem für Landwirte.

(ala/dpa)
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