Seit 70 Jahren durchgängig geöffnet Hamburger Kneipe muss wegen Corona schließen – und hat gar keinen Schlüssel für die Tür

Hamburg · In ganz Deutschland müssen wegen des Coronavirus die Kneipen dicht machen. In Hamburg schloss nun auch der „Elbschlosskeller“. Zum ersten Mal seit 70 Jahren. Das Problem: Es gab keinen Schlüssel, um die Tür abzuschließen.

 Der „Elbschlosskeller“ auf St. Pauli.

Der „Elbschlosskeller“ auf St. Pauli.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Es gibt viele Dinge, die die Menschen in Zeiten der Corona-Krise umtreiben. Wie bekomme ich trotz Arbeit meine Kinder beschäftigt, die nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen? Wie kann ich meine alten Eltern auf Trab halten, ohne ihnen zu nahe zu kommen und sie vielleicht zu gefährden? Unternehmer fragen sich, wie sie ihre Angestellten bezahlen können. Es sind Probleme vielerorts, die eine Lösung benötigen.

So auch in Hamburg in der Kneipe „Elbschlosskeller“. Die Kultkneipe mitten im Herzen des Kultkiez St. Pauli muss aufgrund der behördlichen Auflagen schließen. So weit, so gut – oder auch nicht. 24 Stunden am Tag hatte die Kneipe zuvor geöffnet und das seit 70 Jahren durchgehend. Richtig länger geschlossen war sie nie. Als Wirt Daniel Schmidt das Lokal nun dichtmachen wollte, stellte sich das Problem: Die Tür hat keinen Schlüssel – nie gehabt, weil die Kneipe ja immer offen war.

Zuerst berichtete Schmidt in der Hamburger „Morgenpost“ sein Schicksal. Zwar sei die Kneipe ab und an mal dicht gewesen, wegen einer Beerdigung oder einer Schießerei. Da hätte die Polizei einfach mit Absperrband den „Elbschlosskeller“ dichtgemacht. Wegen der Coronakrise muss aber nun die Kneipe komplett geschlossen werden. Das bedeutet also auch: Ein neues Schloss muss in die alte Tür. Der passende Schlüssel sei vor Jahren mal verloren gegangen. Nachgemacht habe Schmidt ihn nicht – wieso auch, wenn die Kneipe 24/7 offen hat. Ein Schlüsseldienst rückte nun an und verpasste der Tür ein neues Schloss.

Die aktuelle Situation sei nicht so einfach, betont Schmidt. Auch für die Gäste, die regelmäßig in den Elbschlosskeller kommen würden. „Hier wohnen Obdachlose. Der Laden war immer auf“, sagt Schmidt.

In Hamburg haben wie im restlichen Bundesgebiet alle Kneipen dicht gemacht. Auch der „Goldene Handschuh“ und die bekannteste Kneipe im Kiez: „Die Ritze“ auf der Reeperbahn.

(mja)
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