Pandemie-Management Debatte um Zukunft der Corona-Isolationspflicht hält an

Berlin · In Deutschland gilt aktuell eine obligatorische Fünf-Tage-Isolation für Corona-Infizierte. Der Kassenärztechef Gassen hatte sich für eine Ende der Isolationspflicht eingesetzt und damit eine Debatte losgetreten. Unter Fachleuten, Politikern und Verbänden herrscht Uneinigkeit.

 Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht sich gegen ein Ende der Isolationspflicht aus.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spricht sich gegen ein Ende der Isolationspflicht aus.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Debatte um die Corona-Isolationspflicht geht weiter. Während sich der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, gegen eine Aufhebung der obligatorischen Fünf-Tage-Isolation für Infizierte aussprach, stellte sie der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann infrage. „Wir müssen versuchen, jetzt mit diesem Virus zu leben“, sagte er am Dienstag im „Morgenmagazin“ des ZDF. Früher oder später werde sich jeder Mensch infizieren.

Wer zum Beispiel im Gesundheitswesen arbeite und dort Kontakt zu geschwächten Menschen habe, solle sich als Infizierter weiterhin „sehr zurückhalten“. Bei Tätigkeiten im „Low-Risk-Bereich“ hingegen hält Ullmann einen Schutz mittels Mund-Nasen-Schutz gegebenenfalls für ausreichend. Auch bei Corona-Infektionen solle eine individuelle medizinische Entscheidung anstelle der staatlich angeordneten Isolation treten. Wer Symptome hat und krank ist, solle zu Hause bleiben, betonte er.

Der Chef der deutschen Hausärzte, Weigeldt, widersprach. „Meiner Ansicht nach sollten wir bei den aktuellen, vernünftigen Regeln bleiben, die ja bereits die Isolationsdauer auf fünf Tage verkürzt haben“, sagte er der Tageszeitung „Welt“ (Dienstag). „Wer einen positiven Test hat, sollte einige Tage zu Hause bleiben, auch wenn er sich ganz gut fühlt.“

Das gelte umso mehr für Beschäftigte im medizinischen Bereich. So würden weitere Ansteckungen vermieden. „Ich halte diese permanente Debatte aktuell für sinnlos. Wir haben ein Informationschaos, das mehr verwirrt, als dass es hilft“, sagte Weigeldt.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hatte sich am Wochenende für ein Ende der Isolationsbestimmungen ausgesprochen, um Personalengpässe, etwa in den Kliniken, zu entschärfen. „Wer krank ist, bleibt zu Hause. Wer sich gesund fühlt, geht zur Arbeit. So halten wir es mit anderen Infektionskrankheiten wie der Grippe auch“, sagte er. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wies den Vorstoß zurück.

Ähnlich wie Lauterbach argumentiert der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). „Eine Pandemie ist keine Privatveranstaltung“, sagte er dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Dienstag). Infizierte, die sich nicht isolierten, könnten auch ohne eigene Symptome andere anstecken und deren Gesundheit gefährden. „Man löst zudem keinen Personalmangel, indem man viele Infizierte in die Betriebe lässt, die dann wieder andere infizieren“, argumentierte er.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wandte sich ebenfalls strikt gegen eine Aufhebung der Isolationspflicht. „Die Selbstisolation jetzt aufzugeben, käme bei den aktuellen Infektionszahlen einer Durchseuchung gleich“, sagte der stellvertretende GEW-Vorsitzende dem „RedaktionsNetzwerk“. Speziell in den Lehrerzimmern bestehe die Gefahr von folgenreichen Ansteckungen. „Schon stehen wir wieder vor Schulschließungen. Das kann nicht das Ziel sein.“

(mzu/epd)
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