Medienberichte Bund und Länder setzen auf massive Ausweitung von Corona-Tests

Berlin · Im Kampf gegen das Coronavirus setzen Bund und Länder laut Medienberichten inzwischen auf eine massive Ausweitung der Tests als vorrangige Maßnahme. Zur Auswertung sollen auch Tiermedizin-Labore beteiligt werden.

 Ein Arzt führt bei einer Autofahrerin einen Covid-19-Test durch.

Ein Arzt führt bei einer Autofahrerin einen Covid-19-Test durch.

Foto: dpa/Axel Heimken

Die "Bild"-Zeitung zitiert in ihrer Freitagsausgabe einen entsprechenden Beschluss aus einem internen Protokoll einer Telefonkonferenz zwischen Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) und den Chefs der Staatskanzleien der Länder hervor. Darin heiße es: "Bund und Länder stimmen darüber ein, die Kapazitäten zur Testung auf das neue Corona-Virus deutlich zu erhöhen."

Auch in einem vertraulichen Strategiepapier des Bundesinnenministeriums wird nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung" ("SZ"), NDR und WDR hervorgehoben, dass die größtmögliche Erhöhung der Testkapazitäten in Deutschland "überfällig" sei. Vorbild sei dabei Südkorea, berichtet die "SZ". Den dortigen Behörden war es mit Massentests und der Isolierung von Erkrankten gelungen, die Ausbreitung des neuartigen Erregers stark zu verlangsamen, ohne das öffentliche Leben zum Stillstand zu bringen.

Die bei weitem wichtigste Maßnahme gegen das Virus sei den Experten zufolge "das Testen und Isolieren der infizierten Personen", berichtete die "SZ". Getestet werden sollten "sowohl Personen mit Eigenverdacht als auch der gesamte Kreis der Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen".

Für breit angelegte Tests seien innovative Lösungen erforderlich, heißt es demnach in dem Strategiepapier. Um das medizinische Personal vor Infizierten zu schützen, sollten Bürgerinnen und Bürger den notwendigen Rachenabstrich selbst erledigen, zum Beispiel in Drive-in- oder Telefonzellen-Teststationen. Um die Suche nach Kontakten von positiv getesteten Personen zu erleichtern, sollten längerfristig computergestützte Lösungen und sogar das Location Tracking von Mobiltelefonen zum Einsatz kommen, heißt es in dem "SZ"-Bericht.

Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll die Ausweitung der Tests durch eine "Hochdurchsatz-Methode" aus der Pharmaforschung oder durch die Nutzung von Laboren aus der Tiermedizin erreicht werden. Zudem wurde dem Bericht zufolge beim Robert-Koch-Institut eine neue Arbeitsgruppe zur Ausweitung der Testkapazitäten eingerichtet.

Die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes sieht in Deutschland keine Möglichkeit für eine massive Ausweitung von Coronavirus-Tests. „Flächendeckende Corona-Tests wie in Südkorea sind in Deutschland undurchführbar“, sagte Ute Teichert dem Nachrichtenportal t-online.de. „Dafür haben wir zu wenig Personal und zu wenig Laborkapazität.“ Der öffentliche Gesundheitsdienst sei „runtergespart“ worden, sagte Teichert. Die Politik habe weggesehen.

(zim/AFP/dpa)
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