Virus-Nachweis über Speichel Das sollten Sie über die Corona-Selbsttests wissen

Düsseldorf · Das Bundesgesundheitsministerium plant, schon bald Corona-Schnelltests für jedermann freizugeben. Wir erklären, wie sie funktionieren, wo man sie bekommt und was sonst noch zu beachten ist.

Auswertung eines Corona-Schnelltests.

Auswertung eines Corona-Schnelltests.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Wie zuverlässig sind selbst durchgeführte Schnelltests?

Da nicht wie bei einem PCR-Test das Erbmaterial des Virus nachgewiesen wird, sondern Eiweißfragmente aus der Hülle, sind die sogenannten Antigen-Schnelltests weniger empfindlich. Dafür liegt ein Ergebnis sehr schnell vor, etwa nach 15 bis 30 Minuten. Wichtig: Bei einem positiven Schnelltest muss unbedingt ein PCR-Test nachgeschoben werden, um das Ergebnis zu überprüfen.

Wie viele Hersteller bieten Selbst-Schnelltests an?

„Nach unserer Kenntnis entwickeln zur Zeit zahlreiche Unternehmen Antigen-Tests für die Eigenanwendung“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Diese Tests müssten so konzipiert sein, dass sie auch von Laien gut und sicher benutzt werden können. Das sollen zum Beispiel sogenannte Spuck- und Speichelschnelltests leisten. Preis: „Wichtig ist auch die Gebrauchsinformation. Sie muss Hinweise enthalten, wie mit einem positiven oder negativen Ergebnis umgegangen werden muss. Es muss auch erklärt werden, dass es falsch positive und falsch negative Ergebnisse geben kann.“

Wie wendet man die Spuck- und Speichelschnelltests an?

Das Verfahren wird sich je nach Anbieter im Detail unterscheiden. Aber generell sollte man sich bei einem Spucktest erst räuspern und den entstehenden Speichel in einen Behälter spucken. Die beste Zeit dafür ist direkt nach dem Aufstehen, noch vor dem Essen und Zähneputzen, dann ist die Viruslast am größten. Die Speichelprobe wird dann mit einer Pipette aufgenommen, in ein Probenröhrchen gegeben und geschüttelt. In dem Probenröhrchen befindet sich eine sogenannte Pufferlösung. Drei Tropfen der Probe werden in die Vertiefung einer Testkassette gegeben; nach vier bis 15 Minuten sollte ein Ergebnis vorliegen.

Welche Vorteile bringt es, wenn die Menschen sich selbst testen können?

Die Anwendung könne dazu beitragen, dass weniger Menschen mit dem Coronavirus angesteckt würden, erklärt Preis. Denn mit dem Virus Infizierte, die vielleicht noch keine Symptome haben, werden früher entdeckt. „Eine breite Anwendung von Selbsttests könnte sogar zu einer Verlangsamung der Ausbreitung von Sars-CoV-2 führen und uns so schneller aus dem Lockdown führen“, sagt der Apotheker. „Diese Effekte könnten sogar schon nach kurzer Zeit an sinkenden Infektionszahlen festgestellt werden.“

Wer zertifiziert die Schnelltests?

Die Hersteller zertifizieren die Spezifität und Sensitivität ihrer Antigen-Schnelltests selbst, müssen aber die Ergebnisse belegen und EU-Vorgaben erfüllen. Das Robert-Koch-Institut hat dazu Vorgaben festgelegt, was die Tests leisten müssen, um auf dem deutschen Markt vertrieben werden zu dürfen. Nach der Zulassung prüfen die Labore im Nachgang, ob die Angaben der Hersteller mit den tatsächlichen Resultaten übereinstimmen. Die Tests unterliegen damit bestenfalls einer permanenten Optimierung.

Wann sollten die Selbsttests angewendet werden?

„Die besten Ergebnisse werden erzielt, wenn die Viruslast besonders hoch ist“, sagt Preis. Dies sei in den ersten drei Tagen vor Symptombeginn bis zum siebten Tag der Erkrankung der Fall. Bei Personen, bei denen der Symptombeginn länger als sieben Tage zurückliege, könne die Viruslast so gering sein, dass eher falsch negative Ergebnisse auftreten würden. Preis: „Falsch positive Ergebnisse entstehen insbesondere in Abhängigkeit von einer nicht so hohen Spezifität des Tests.“

Wo kann man die Selbsttests bekommen, wenn sie zugelassen sind?

Wenn sie der Medizinprodukte-Verordnung unterliegen, werden sie wohl in Apotheken, aber möglicherweise auch in Drogerien und im Internet erhältlich sein. Das stößt nicht bei jedem auf Verständnis. „Auch nach der Freigabe für die Laien sind Antigen-Schnelltests höchst erklärungsbedürftige Produkte, die einer guten fachlichen Beratung bedürfen“, sagt Preis. Die Mitarbeiter der Apotheken seien dafür besonders geschult. Bei einer falschen Anwendung könnten die Ergebnisse fragwürdig sein.

Was werden die Tests kosten, und treten die Krankenkassen dafür ein?

Das ist noch unklar und wird sicher von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich sein. Apotheker Preis vermutet Durchschnittskosten von 15 Euro pro Test. Geregelt werden muss auch die Frage, ob Hausärzte einen Selbsttest verordnen können und die Krankenkasse damit von Fall zu Fall die Kosten übernimmt.

Wann ist mit einer Zulassung zu rechnen?

Das kann schnell gehen. Am Dienstag geben verschiedene Verbände, etwa der Verband der Diagnostica-Industrie, zu der geplanten Freigabe der Selbsttests Stellungnahmen ab. Dann wird das Gesundheitsministerium darüber entscheiden. Denkbar ist es, dass schon in der kommenden Woche eine Freigabe erfolgt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort