PCR, CT-Wert und Viruslast Wie ansteckend bin ich?

Düsseldorf · Ein positiver PCR-Test bedeutet nicht immer, dass der Erkrankte auch hochansteckend ist. Selbst Mitbewohner und Familienmitglieder bleiben manchmal völlig gesund. Warum ist das so? Eine wichtige Rolle spielt dabei der CT-Wert im PCR-Test. Was das ist und welche Bedeutung er hat.

 Wie ansteckend ein Covid-Erkrankter ist, hängt entscheidend von seiner Viruslast ab.

Wie ansteckend ein Covid-Erkrankter ist, hängt entscheidend von seiner Viruslast ab.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Dieses Phänomen beobachten derzeit viele Menschen in ihrem Umfeld: Um sie herum erkranken Freunde oder auch Familienmitglieder an Covid-19. Sie selbst rechnen dann natürlich ebenfalls über kurz oder lang mit dem zweiten Strich im Corona-Schnelltest (also mit einem positiven Testergebnis). Häufig tritt das Erwartete auch so ein.

Aber es kommt auch immer wieder vor, dass Mitbewohner völlig gesund und von Covid-19 verschont bleiben. Warum ist das so? Immer wieder, vor allem wenn es um das Freitesten aus der Quarantäne geht,  fällt dabei der Begriff CT-Wert.

Was hat es mit dem CT-Wert auf sich?

Der CT-Wert wird im PCR-Test, der Polymerase-Kettenreaktion (Polymerase Chainreaction) ermittelt. Sie ist nach wie vor der Goldstandard zum sicheren Nachweis einer Infektion mit Sars-Cov-2. Dabei wird Probenmaterial aus der Nase oder dem Rachen gezielt auf Genstrukturen des Coronavirus untersucht. Dies geschieht durch die Vervielfältigung des gewonnenen Erbmaterials. Erst wenn eine gewisse Schwelle erreicht ist, lässt sich die virale Erbsubstanz sichtbar machen. Diese Schwelle bezeichnen Experten als CT-Wert („Cycle treshhold“). Je mehr Vermehrungszyklen es braucht, bis die Erbsubstanz sichtbar wird, umso niedriger ist die Viruslast des Erkrankten und desto höher der CT-Wert. Umgekehrt gilt: Je weniger Zyklen nötig sind, um das virale Erbgut sichtbar zu machen, umso niedriger ist der CT-Wert und je höher die Viruslast.

Kann man also klar zwischen ansteckend und nicht-ansteckend unterscheiden?

Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn es gibt keinen einheitlich-definierten Grenzwert, der den Übergang von infektiös und nicht infektiös markiert, aber: Das Robert-Koch-Institut (RKI) nennt einen Richtwert von 30. Beim RKI geht man davon aus, dass ein Infizierter mit einem CT-Wert von größer als 30 nicht ansteckend ist. Dies geht unter anderem aus den Kriterien für die Entlassung aus der Isolierung hervor, die die Behörde Ärzten und Ärztinnen als Orientierungshilfe gibt. Wichtig dabei: Dieser Wert von 30 ist nur ein Richtwert zur Orientierung, keine festgelegte Grenze. Ein Ergebnis über 30 bedeutet nicht zwingend, dass der Erkrankte gar nicht ansteckend ist. CT-Werte unter 30 sprechen allerdings recht eindeutig für eine hohe Viruslast und entsprechende Ansteckungsgefahr.

Welchen Einfluss hat die Omikron-Variante auf den CT-Wert?

Die aktuell grassierende Coronavirus-Variante gilt als ansteckender als vorherige Mutationen wie etwa Delta. Aktuell nehmen Infektionen mit der neuen Untervariante BA.2 zu. Untersuchungen deuten daraufhin, dass bei Infektionen mit diesem Subtyp der CT-Wert eher niedriger ist – der Infizierte also eine höhere Viruslast hat.

Welche Kriterien schränken die Aussagekraft des CT-Wertes ein?

Zunächst kommt es auf die Art und Weise des entnommenen Abstrichs an. Wer schon einmal bei einer Testung war, weiß, wie unterschiedlich die Probennahme sein kann. Außerdem nutzen Labore unterschiedliche PCR-Verfahren, es gibt keinen einheitlichen Standard. Empfindlichkeit und Nachweisgrenze der Methoden variieren. So können bei ein und demselben Abstrich abweichende Ergebnisse herauskommen. Um dennoch ein gewisses Maß an Einheitlichkeit zu gewährleisten, hat das RKI zum Abgleich zwei Proben mit standardisierten Virusmengen an verschiedene Labore geschickt und deren Ergebnisse ausgewertet. In dem CT-Richtwert von 30 ist diese Unschärfe durch verschiedene PCR-Verfahren berücksichtigt.

Natürlich spielt auch der Zeitpunkt der Probenentnahme eine entscheidende Rolle für den CT-Wert. So kann die Viruslast kurz nach einer Ansteckung noch gering sein und der CT-Wert entsprechend hoch. Das kann sich aber im Verlaufe von Tagen oder gar Stunden ändern. Ideal wäre also gerade bei symptomfreien Erkrankten ein zweiter PCR-Test nach zwei bis drei Tagen. Das aktuell vorgeschriebene Freitesten frühestens nach sieben Tagen macht also in jedem Falle Sinn und gibt ein Stück Sicherheit.

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