Versprechen zum Start Ärzte testen nach Warnung der Corona-App gratis

Berlin · 6,5 Millionen Menschen sollen sich die Corona-Warn-App am ersten Tag bereits heruntergeladen haben. Die Kritik an der App fällt überraschend dünn aus. Wer eine Warnung erhält, soll sich kostenlos testen lassen können - auch ohne Symptome.

 Die Corona-Warn-App kann auf jedes Smartphone geladen werden.

Die Corona-Warn-App kann auf jedes Smartphone geladen werden.

Foto: dpa-tmn/Catherine Waibel

Die Bundesregierung setzt darauf, mit der Corona-Warn-App eine zweite Welle der Verbreitung des Virus zu verhindern. Die App ist seit der Nacht zu Dienstag verfügbar und verzeichnete schon in den ersten Stunden sechsstellige Zugriffsraten. Wie das ZDF berichtet, haben sich am ersten Tag bereits knapp 6,5 Millionen Menschen in Deutschland die Corona-Warn-App auf ihr Smartphone geladen.

Monatelang tüftelte die Bundesregierung an einem Konzept, das strengen Datenschutzanforderungen genügt und trotzdem dafür sorgt, dass Kontaktpersonen nachweislich infizierter Nutzer eine Warnung erhalten. Das Installieren der App ist freiwillig. Überzeugen soll das Konzept. Am Ende bescheinigte sogar der in Datenschutzfragen stets sehr kritische Chaos Computer Club der Bundesregierung, die Entwicklung der App sei „vorbildlich gelaufen“.

An Eigenlob sparten die vier Bundesminister und die Vertreter von SAP und Telekom bei der offiziellen Vorstellung der App am Dienstag nicht. Die Corona-Warn-App sei nicht die erste, sagte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) mit Blick auf zahlreiche europäische Länder, in denen es längst solche Apps gibt. Aber, er sei überzeugt, es sei „die beste“.

So funktioniert es: Wenn ein Nutzer der Corona-Warn-App in die Nähe eines anderen Nutzers kommt, tauschen die Apps verschlüsselte Signale aus. Sollte einer der beiden Nutzer positiv auf das Virus getestet werden und das Testergebnis wiederum in die App einspeisen, erhält die Kontaktperson eine Warnung. Je nach dem wie lange und in welchem Abstand der Kontakt dauerte, zeigt die App ein geringes oder eines erhöhten Risiko an. Bei 15 Minuten im Abstand von zwei Meter oder weniger wird ein „erhöhtes Risiko“ angezeigt. Die App zeigt jeweils das Risiko der vergangenen 14 Tage an.

Wer einen Alarm über die Warn-App erhält, soll auch ohne Symptome getestet werden, wie der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, versicherte. „Wir haben gemeinsam mit den Krankenkassen innerhalb weniger Tage die Grundlage dafür geschaffen, dass niedergelassene Ärzte - meistens Hausärzte - diejenigen Patienten testen können, die mittels der Corona-Warn-App über einen kritischen Kontakt zu einem Infizierten informiert wurden", sagte Gassen unserer Redaktion.

Den Testreihen während der Entwicklung der App zufolge ist damit zu rechnen, dass die App in etwa 80 Prozent der Fälle mit ihrer Risikoeinschätzung richtig liegt. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, einen „Fehlalarm“ könne man nicht ausschließen. Ihm sei aber ein Test zu viel lieber als ein Test zu wenig.

Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) wies die Diskussion zurück, wonach die App zu Ungleichbehandlung zum Beispiel beim Zugang zu Restaurants führen könnte. Für Wirte gebe es keinen Grund dies zu tun, sagte Lambrecht. Sie lehnte deshalb auch eine gesetzliche Regelung ab, die eine nicht-freiwillige Nutzung ausschließen soll.

Zum Start der App ist eine telefonische Hotline geschaltet worden, die berät und jene Nutzer befragt, deren Testergebnisse aus nicht digitalisierten Laboren stammen. Diese Nutzer benötigen einen eigenen Code, um die Warnung an ihre Kontaktpersonen in der App hochzuladen. Die Telekom kündigte an, dass innerhalb von vier Wochen alle Labore, die auf Corona testen, und alle Gesundheitsämter digitalisiert werden sollten.

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