Terminrechner im Netz Diese Online-Tools sagen Ihnen, wann Sie geimpft werden (vielleicht)

Düsseldorf · Wann bin ich dran mit der Corona-Impfung? Online-Tools brauchen nur ein paar persönliche Daten – und kalkulieren daraus das Zeitfenster für einen wahrscheinlichen Impftermin. Warum die Rechner im Netz für eine sichere Prognose dennoch nicht zu gebrauchen sind.

 Aufziehen des Corona-Impfstoffs (Archivbild).

Aufziehen des Corona-Impfstoffs (Archivbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Ein ganzes Land wartet auf den schützenden Pieks: Das ist, grob gesagt, die Situation Ende Januar 2021 in Deutschland. Corona-Schutzimpfungen für möglichst weite Teile der Bevölkerung gelten als einzig sicherer Weg raus aus der Pandemie und rein in die Normalität - entsprechend wichtig wäre es zu wissen, wann man selbst an der Reihe ist. Denn auch, wenn wir uns von Abstandsregeln und Schutzmasken im Supermarkt so schnell nicht verabschieden können: Zumindest wäre es ein gutes Gefühl, wenn man sich und seine Lieben nach einer Impfung auf der sicheren Seite weiß.

Entsprechend charmant ist die Idee, die hinter dem Corona-Impfterminrechner der Ingenieurin Bogna Szyk und ihres Kollegen Philip Maus steckt. Wer wissen will, wann genau er oder sie bei den Impfungen an die Reihe kommt, gibt in dem kostenlosen Tool des polnischen Startups „Omni Calculator“ einige persönliche Daten ein, und bekommt als Ergebnis eine grobe Terminprognose.

Die Kalkulation beruht dabei auf der von der Bundesregierung veröffentlichten Prioritätenliste – anhand der eingegebenen Daten wird der Nutzer in die verschiedenen Gruppen einsortiert, daraus lässt sich theoretisch ein Zeitfenster für eine Impfung ableiten.

Auf der Webseite gibt man dazu zunächst sein Alter ein – Menschen unter 16 Jahren fallen aus dem Impfprogramm momentan noch ganz heraus, Menschen über 80 dagegen genießen höchste Priorität. Danach geht es um die berufliche Situation: Nutzer müssen angeben, ob sie zum Beispiel in einer medizinischen Einrichtung mit hohem Ansteckungsrisiko tätig sind, als Pflegekräfte oder als Lehrer. Erfasst wird zudem die Wohnsituation des Nutzers (zum Beispiel Pflegeheim oder Gemeinschaftsunterkunft) und ob es enge Kontaktpersonen aus Risikogruppen gibt. Schließlich soll man mögliche Vorerkrankungen angeben, alles natürlich anonym.

 Impfterminrechner bei „Omni Calculator“ (Screenshot).

Impfterminrechner bei „Omni Calculator“ (Screenshot).

Foto: Screenshot omnicalutor.com

Und dann steht am Ende das Ergebnis. Im Fall einer 33-jährigen Lehrerin ohne Vorerkrankungen und ohne weitere Risikofaktoren klingt das zum Beispiel so: „Bei einer Impfrate von 669.998 pro Woche und einer Impf-Bereitschaft von 54% können Sie erwarten, Ihre erste Impfdosis von 14.8.2021 bis 14.2.2022 zu erhalten.“

Das klingt erstmal ernüchternd und vor allem ausgesprochen vage - immerhin wäre das ein Zeitfenster von einem halben Jahr. Trotzdem sei das Tool nützlich, sagte Entwicklerin Bogna Szyk dem Gesundheitsportal Apo.net: „Es liefert eine realistische Einschätzung, wann man tatsächlich geimpft werden könnte.“ Man wolle so zu hohe Erwartungen vermeiden, dass die Impfung bereits in wenigen Wochen anstehen könnte.

Ein ähnliches Tool bietet inzwischen die „Süddeutsche Zeitung“ an, dort grafisch etwas ansprechender aufbereitet und mit einer Auswahlmöglichkeit dazu, in welchem Bundesland man lebt. Doch das Ergebnis für unsere fiktive, 33-jährige Lehrerin ist auch hier geradezu entwaffnend unkonkret: „Wenn die Impfkampagne bald im geplanten Tempo läuft, können Sie ungefähr ab April 2021 mit einem Impftermin rechnen“, heißt es. „Gehen die Impfungen in der bisherigen Geschwindigkeit weiter, könnte es auch bis April 2022 dauern.“

Ein Zeitfenster von einem Jahr also - das mag für den Moment eine realistische Schätzung sein, besonders hilfreich für den Einzelnen ist es nicht. Genau das ist der Grund, warum Terminrechner zur Corona-Impfung momentan wohl nicht mehr sind als eine nette Spielerei. Die Zulassung, Beschaffung und Verteilung der verschiedenen Vakzine sind ein hochdynamisches Geschehen; täglich gibt es neue Nachrichten über Lieferschwierigkeiten, Produktionsengpässe, Kostenpflichtiger Inhalt Wirkungsgrad und nicht zuletzt über Kostenpflichtiger Inhalt Schwierigkeiten bei der Terminvergabe. Belastbare Informationen, wann einzelne Bevölkerungsgruppen an der Reihe sind, hat derzeit einfach niemand, weil sich die Lage ständig ändert - auch kein clever programmierter Terminrechner.

Für eines indes sind die neuen Online-Tools gut: Sich durchzuklicken ist ein netter Zeitvertreib im Lockdown - und man bekommt zumindest einen vagen Eindruck davon, wie lange das Projekt „Volksimpfung“ unser Land noch in Atem halten könnte.

(rls)
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