Neue Corona-Mutanten So gefährlich sind die Varianten BQ.1.1, BA.4.6 und XXB

Düsseldorf · Im Herbst und Winter könnte es durch neue Corona-Varianten zu deutlich mehr Infektionen sowie zu Re-Infektionen kommen. Es gibt mittlerweile unzählige Varianten, die kaum noch zu überblicken sind. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

3D-Abbildung von Sars-Cov-2-Viren aus schockgefrorenen Proben – mit dem rosa gefärbten sogenannten Spike-Protein an der Oberfläche.

3D-Abbildung von Sars-Cov-2-Viren aus schockgefrorenen Proben – mit dem rosa gefärbten sogenannten Spike-Protein an der Oberfläche.

Foto: dpa/Peter Mindek

Omikron bleibt weiterhin die bestimmende Corona-Variante, allerdings haben sich zahllose Untergruppen ergeben, die sich weltweit ausbreiten. Sie alle sind Immunflucht-Mutanten und besonders ansteckend. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Welche Varianten sind momentan auf dem Radar der Forscher?

Ein besonders heißer Kandidat als Nachfolger der Omikron-Variante BA.5, die derzeit weltweit die meisten Covid-19-Fälle verursacht, ist BA.4.6. Diese Variante hat sich zuletzt in den USA ausgebreitet. Nach einer im „New England Journal of Medicine“ präsentierten Laborstudie wird sie durch die Seren von Geimpften und Genesenen deutlich schwächer neutralisiert als BA.5. In Europa ist BA.4.6 ebenfalls aufgetreten, in Deutschland allerdings noch kaum. Das aber könnte sich ändern. Jedenfalls zeigt BA.4.6 alle Zeichen einer Immunflucht; die Antikörperspiegel stiegen bei Infizierten kaum an, was Durchbruchsinfektionen wahrscheinlich macht.

Was ist mit der Variante BQ.1.1?

Dies ist ein weiterer Ableger der BA.5-Variante. Er weist drei zusätzliche Mutationen im Spikeprotein auf, mit dem das Virus in Körperzellen eindringt. Das ist ebenfalls ein typisches Zeichen einer Immunflucht: Das Virus wird vom Immunsystem umso schlechter erkannt, je stärker sich das Spikeprotein verändert. BQ.1.1 habe wie seine Schwestervariante BQ.1 eine „ziemlich besorgniserregende Verdopplungszeit“, so der US-Immunologe Anthony Fauci dem Sender CBS News.

Was bedeutet das für Herbst und Winter?

Möglicherweise kommt es durch BA.4.6 und die beiden BQ-Schwestern zu deutlich mehr Infektionen, auch zu Re-Infektionen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die neue Variante im Vergleich zu früheren Varianten schwerere Verläufe nach sich zieht. Derzeit gebe es „keine Hinweise darauf, dass BQ.1.1 an sich zu schwereren Erkrankungen führt als frühere Varianten“, teilte das Schweizer Bundesamt für Gesundheit mit.

Wodurch könnte BQ.1.1 problematisch werden?

Offenbar ist eine Infektion mit BQ.1.1 auch schlechter zu behandeln. Sie steht – wie auch einige weitere verwandte Linien – im Verdacht, dass sie den verfügbaren monoklonalen Antikörper-Cocktails entgeht, die noch gegen BA.5 wirkten. Diese Therapie wird vor allem bei immungeschwächten Patienten als bevorzugtes Mittel eingesetzt, für die auch die (nicht primär lungengängigen) Omikron-Varianten lebensgefährlich werden können.

Für BQ.1.1 gilt zudem eine Unsicherheit, die auch andere Varianten aufwerfen. Wie der Virologe Friedemann Weber aus Gießen sagt, sei es „nicht absehbar, in welchem Ausmaß neue Varianten Long-Covid auslösen können“. Selbst bei milden Infektionen sei das „eine bisher viel zu wenig beachtete Folge“.

Was ist von der Variante XXB zu halten?

Dies sei „wahrscheinlich die am stärksten immunvermeidende Variante“, so Amesh Adalja, Infektiologe vom John-Hopkins-Center for Health Security. Anderseits gebe es noch keine ausreichenden Daten dafür, dass XXB schwere Verläufe verursache. Doch da die Immunität der Bevölkerung gegen den natürlichen Schutz einer Infektion im Laufe der Zeit wahrscheinlich schwinde, seien Impfungen, insbesondere Auffrischungsimpfungen mit dem angepassten BA.4- und BA.5-Impfstoff, besonders wichtig.

Was macht die größten Sorgen?

Dass durch eine große Zahl von Neuinfektionen viele Menschen erkranken und in ihrem Beruf ausfallen. Das gilt vor allem für den Krankenhausbereich.

Sind die neuen Varianten lebensgefährlich?

Für Menschen mit normalem Risikoprofil eher nicht. Wer allerdings deutlich vorerkrankt ist, einen sinkenden Immunschutz hat und nicht doppelt geboostert ist, sollte sich Gedanken über seine individuelle Infektionsabwehr machen.

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