Todeszahl der Corona-Krise auf neuem Rekordstand Die tödliche Logik der Corona-Pandemie

Analyse | Düsseldorf · Das Erschreckende an der Corona-Pandemie ist die Zwangsläufigkeit der Todeszahlen. Deshalb muss die Politik künftig früher handeln. Auf welche Alarmzeichen es nun wirklich ankommt.

 Zahlreiche Särge liegen in einer Lagerhalle auf dem Gelände des Straßen- und Tiefbauamtes Dresden. In Sachsen sterben im bundesweiten Vergleich im Schnitt die meisten Menschen an Covid.

Zahlreiche Särge liegen in einer Lagerhalle auf dem Gelände des Straßen- und Tiefbauamtes Dresden. In Sachsen sterben im bundesweiten Vergleich im Schnitt die meisten Menschen an Covid.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

Vor ziemlich genau drei Wochen wurde der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, ungewohnt emotional. Die Infektionen von heute, so der Behördenchef, führten zu den Toten von morgen. „Daran lässt sich nichts mehr ändern“, empörte sich Wieler. Nach seinen Zahlen sterben 0,8 Prozent der Infizierten. Und zwar definitiv. Sie sind nicht mehr zu retten.

So zynisch es klingt, die Prognose Wielers traf fast exakt zu. Damals infizierten sich an einem Tag rund 65.000 Menschen. Am Mittwoch meldete das RKI 527 Todesfälle – ziemlich genau 0,8 Prozent der damaligen Infektionen. Es ist fast etwas unheimlich, mit welcher mathematischen Präzision sich Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todeszahlen vorhersagen lassen.

Es ist aber gleichzeitig ein Triumph der Wissenschaft, dass wir der Corona-Pandemie nicht wehrlos ausgeliefert sind. Wir wissen eben eine ganze Menge. Und so bleibt es weiterhin unverständlich, warum die Alarmzeichen, die Zahl der wöchentlichen Infektionen pro 100.000 Einwohner, auch Inzidenz genannt, so grob fahrlässig von den Verantwortlichen in Bund und Ländern übersehen wurden. Es kann einfach nicht sein, dass die Runde der Regierungschefs und -chefinnen so gar keine Lehren aus den Verläufen gezogen hat. Und wenn, dann viel zu spät.

Jetzt sinken die Inzidenzen leicht, es sind aber zuletzt immer noch 69.000 Neuinfektionen an einem Tag gewesen. Die tägliche Zahl der Toten wird also erstmal auf Rekordhöhe bleiben – auf jeden Fall bis Weihnachten. Und noch ist auch nicht sicher, ob die bisherigen Maßnahmen ausreichen, die Infektionen wirklich auf ein erträgliches Maß zu senken. Das hängt auch von der Gefährlichkeit und Infektiosität der Variante Omikron ab.Immerhin sind die neue Bundesregierung und auch die Länderchefs und -chefinnen gewarnt. Jede Nachlässigkeit in dieser gefährlichen Pandemie endet tödlich.

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