Hohe Fallzahlen Schweizer ringen um schärfere Corona-Maßnahmen

Bern · Bislang haben die Kantone selbst bestimmt, welche Maßnahmen gelten sollen. Nun hat die Schweizer Regierung einen erneuten Lockdown angedroht - was mehrere Kantone scharf kritisieren.

 Eine Frau fotografiert das Matterhorn in der Schweiz (Archivfoto).

Eine Frau fotografiert das Matterhorn in der Schweiz (Archivfoto).

Foto: dpa/Jamey Keaten

Sie fühlten sich bevormundet, sagten Regionalpolitiker am Mittwoch. Kantone in der französischsprachigen Westschweiz hatten in den vergangenen Wochen eigene scharfe Maßnahmen verhängt und die Infektionszahlen damit heruntergedrückt. Sie wollten zum Beispiel Restaurants eigentlich in den nächsten Tagen wieder öffnen.

Die Regierung will aber, dass ab Samstag Restaurants landesweit um 19 Uhr geschlossen und sämtliche öffentliche, auch kulturelle Veranstaltungen bis 20. Januar verboten werden. Privat sollen sich außer an den Weihnachtstagen nur noch maximal fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. Bislang haben die Kantone selbst bestimmt, welche Maßnahmen gelten sollen. Wenn das nichts helfe, müssten die Schrauben Ende kommender Woche weiter angezogen werden, etwa mit einer Schließung der Geschäfte, beschloss die Regierung. Die Skigebiete sollen aber offenbleiben. „Sport im Außenbereich ist nicht betroffen“, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Dienstagabend.

„Es ist das erste Mal seit Beginn dieser Krise, dass uns der Bundesrat vor vollendete Tatsachen stellt“, sagte der Gesundheitsminister des Westschweizer Kantons Jura, Jacques Gerber, im Regionalparlament. Der Staatsrat im Kanton Wallis, Christophe Darbellay, sagte der Zeitung „Le Nouvelliste“, er sei überrascht von einer derart „radikalen“ Haltung des Bundesrates.

Schärfere Maßnahmen seien zur Senkung der hohen Corona-Fallzahlen sinnvoll, sagte der Vorsitzende der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, Martin Ackermann, am Mittwoch. Die Reproduktionszahl liege in allen Regionen deutlich über dem Zielwert von 0,78. Der Kanton Genf habe gezeigt, wie die Zahlen gedrückt werden könnten. Dort dürfen Restaurants und Cafés seit Anfang November Getränke und Essen nur zum Mitnehmen verkaufen.

Schweizweit wurden am Mittwoch 5086 neue Infektionen gemeldet. Über einen Zeitraum von 14 Tagen waren es gut 600 Fälle pro 100.000 Einwohner. Der Sieben-Tage-Schnitt lag nach Berechnungen des Senders SRF fünf Prozent höher als in der Vorwoche. In der Schweiz leben gut 8,5 Millionen Menschen.

(ahar/dpa)
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