Pandemie im Herbst RKI-Chef warnt vor Doppelbelastung durch Grippe und Corona

Berlin · Mit Blick auf Herbst und Winter hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts vor einer Doppelbelastung des Gesundheitssystems durch Grippe und Covid-19 gewarnt.

 Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Es gelte zu verhindern, dass zu viele Fälle der beiden Erkrankungen parallel versorgt werden müssen, sagte Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. „Wenn viele Covid-19- und viele Grippe-Erkrankte gleichzeitig auftreten, dann werden die Krankenhäuser massiv belastet.“ Dies wäre auch gefährlich für andere Patienten, die die Krankenhausbetten benötigten. Ein solches Szenario lasse sich am besten mit Impfungen und dem Tragen von Masken, Abstand halten, Hygiene, Lüften und Nutzen der Corona-Warn-App vermeiden, betonte Wieler.

Es sei zwar grundsätzlich nicht vorhersehbar, wie schwer eine Grippewelle verlaufen werde, erklärte der RKI-Chef. Mit einer Zunahme der Covid-19-Fallzahlen sei allerdings zu rechnen. Beide Krankheiten seien insbesondere für ältere und chronisch Kranke ein Risiko. Die Grippe-Impfung wird in Deutschland bestimmten Gruppen wie über 60-Jährigen empfohlen - und Menschen, die etwa beruflich mit diesen Gruppen zu tun haben. Aber auch alle anderen könnten sich nach Rücksprache mit Ärzten impfen lassen, sagte Wieler. Die Corona-Impfung wird allen ab 12 Jahren empfohlen - der Chef der Gesundheitsbehörde rief erneut dazu auf, dieses Angebot wahrzunehmen.

Die Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen in manchen Bundesländern stößt bei Wieler auf Ablehnung. Man sehe keinen Anlass, zumindest bis zum Frühjahr 2022 an der Empfehlung zu Corona-Schutzmaßnahmen an Schulen, Kitas und in Alten- und Pflegeheimen zu rütteln, sagte Institutschef Lothar Wieler am Mittwoch in Berlin. In der Hauptstadt etwa ist seit Montag die Maskenpflicht bis einschließlich der sechsten Klasse aufgehoben.

Im Herbst und Winter sei wegen der Zunahme von Kontakten in Innenräumen auch mit steigenden Infektionszahlen zu rechnen. Man sei wegen des Risikos von Langzeitfolgen (Long Covid) unverändert der Ansicht, „dass wir Kinder zu schützen haben“. Er betonte: „Wir wollen, dass Kitas und Schulen auf bleiben, aber bitte unter Beibehaltung von Schutzmaßnahmen.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, es sei richtig, dass über die Frage regional je nach Inzidenz vor Ort entschieden werde. „Es generell für ganz Deutschland jetzt sein zu lassen, das kann nicht der richtige Ansatz sein.“ Er sprach sich dafür aus, dass man weiterhin regelmäßig - zwei bis dreimal pro Woche - teste.

Wieler rief die Bevölkerung allgemein zu Solidarität mit den neun Millionen Kindern unter 12 Jahren in Deutschland auf, die meist ungeschützt seien vor Covid-19. Für diese Altersgruppe steht bislang kein Corona-Impfstoff zur Verfügung. Es liege in der Verantwortung aller, diese Gruppe zu schützen, sagte Wieler. „Dazu gehört auch, dass alle, die es können, die mit den Kindern umgehen, sich impfen lassen gegen Covid-19 und auch die anderen Maßnahmen einhalten.“

(mba/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort