Corona-Pandemie Wo Reisen zum Risiko wird

Fallen Stornierungsgebühren an, wenn man die gebuchte Reise wegen der neuen Verordnung nicht antreten kann? · In vielen europäischen Staaten sind Regionen zu Risikogebieten erklärt worden. In den Niederlanden ist Zeeland die einzige Provinz, wo das noch nicht geschehen ist. Was Reisende und Rückkehrer jetzt wissen müssen.

 Corona-Testzentren des öffentlichen Gesundheitsdienstes sind vor allem für Reiserückkehrer und etwa Kontaktpersonen gedacht, die sich testen lassen sollen. (Archiv)

Corona-Testzentren des öffentlichen Gesundheitsdienstes sind vor allem für Reiserückkehrer und etwa Kontaktpersonen gedacht, die sich testen lassen sollen. (Archiv)

Foto: dpa-tmn/Swen Pförtner

Für Reisende aus Städten und Regionen mit hohen Corona-Infektionszahlen wie Wuppertal gelten in Deutschland vielerorts Beherbergungsverbote. Auch in anderen europäischen Ländern gibt es betroffene Regionen. Staaten wie Belgien, Spanien und Tschechien sind vollständig zum Risikogebiet erklärt worden.

Welche niederländischen Provinzen sind Risikogebiete?

 Europas Risikogebiete.

Europas Risikogebiete.

Foto: grafik

Das Robert-Koch-Institut hat seine Risikoliste am Mittwochabend aktualisiert. Darauf sind auch alle fünf niederländischen Provinzen zu finden, die an Deutschland grenzen. Als letzte kam am Mittwoch Limburg hinzu, Zeeland an der Nordseeküste ist die einzige der zwölf Provinzen, die noch kein Risikogebiet ist.

Wie wahrscheinlich ist es, dass auch Zeeland zum Risikogebiet erklärt wird?

Sehr wahrscheinlich. Für die Ausweisung als Risikogebiet stützen sich die Behörden in Deutschland auf die Sieben-Tage-Inzidenz. Dieser Wert bildet die Fälle der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner ab. Ab einem Inzidenzwert von 50 stuft die Bundesregierung Regionen in aller Regel als Risikogebiete ein. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag für Zeeland laut der Weltgesundheitsorganisation am 7. Oktober bei 61,4. Bei der letzten Bewertung in Deutschland lag der Wert noch unter der Grenze von 50 Fällen. Die Liste der Risikogebiete wird grundsätzlich wöchentlich aktualisiert. Wenn die Zahl der Infektionen in Zeeland nicht abnimmt, dürfte die Provinz bei der nächsten Aktualisierung ebenfalls auf der Liste der Risikogebiete stehen.

Wie ist die Lage für Touristen?

„Wir merken schon, dass der Urlaub für die Herbstferien jetzt zunehmend storniert wird“, sagt Sonja van der Voet, Sprecherin des Tourismusverbands VVV Zeeland. Etwa 50 Prozent der Kapazitäten von Unterkünften und Hotels seien für die Herbstferien ausgebucht, in vergangenen Jahren seien es 80 Prozent gewesen. „Ich kann es verstehen, wenn die Leute Angst haben“, sagt van der Voet. Deutsche Gäste machen in Zeeland einen Großteil der Touristen aus, insbesondere in den Herbstferien.

Kann man in Zeeland noch Urlaub machen?

„Deutsche Touristen sind immer noch willkommen“, sagt van der Voet. Die Inselprovinz bietet viele Aktivitäten unter freiem Himmel. „Die Deutschen sind gern draußen, das geht in Zeeland nach wie vor sehr gut“, sagt van der Voet. Lange Spaziergänge am Strand oder Fahrradtouren seien derzeit möglich. Man könne den Urlaub auch in der Ferienunterkunft verbringen oder eines der Museen besuchen, die noch geöffnet sind, empfiehlt sie.

Was müssen deutsche Touristen in Zeeland tun, falls die Region doch zum Risikogebiet erklärt wird?

Wer sich 14 Tage vor seiner Rückreise nach Deutschland in einem Risikogebiet aufgehalten hat, muss sich beim Gesundheitsamt melden und die Aufenthaltsadresse angeben. Diese Regel gilt auch, wenn man sich schon in einer Region befindet, die zum Risikogebiet erklärt wird. Nach der neuesten Corona-Einreiseverordnung des Landes NRW gibt es eine Ausnahme: Wer sich weniger als 24 Stunden in Deutschland oder im Risikogebiet aufhält, ist von der Meldepflicht ausgenommen.

Was, wenn man während des Aufenthalts Corona-Symptome bekommt?

Wer Symptome während seines Urlaubs in den Niederlanden bekommt, etwa Fieber, Husten oder den Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, kann sich in den Niederlanden testen lassen. Man kann dazu die nationale Hotline anrufen unter 0800 1202 oder 0031 850 659 063.

Kontrolliert die Bundespolizei an den Grenzen?

Es wird wegen der Ferien keine zusätzlichen Kontrollen an den Grenzen geben. Nach Angaben der Bundespolizei Kleve bleibt weiterhin die sogenannte verstärke Grenzkontrolle bestehen – wie seit Beginn der Pandemie. „Das heißt, wir kontrollieren stichprobenartig“, sagte ein Sprecher.

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Braucht man einen Test für einen Kurztrip in die Niederlande?

Wenn man sich zum Beispiel zum Einkaufen, zum Tanken, als Schüler, Studierender oder aus beruflichen Gründen für weniger als 24 Stunden im Risikogebiet aufhält oder für weniger als 24 Stunden aus einem Risikogebiet nach Deutschland einreist, muss man laut dem Kreis Kleve nicht in Quarantäne. Auch muss man sich nicht testen lassen.

Was gilt für Berufspendler, Studierende und Schüler, die sich bis zu fünf Tage am Stück in einem niederländischen Risikogebiet aufhalten?

Auch in dem Fall muss man nicht in Quarantäne und sich nicht testen lassen. Man muss sich aber beim Gesundheitsamt melden.

Erhalten Gesundheitsämter jetzt mehr Anfragen nach Corona-Tests?

In der Städteregion Aachen gibt es beim Gesundheitsamt keine Probleme. Anders ist das offenbar in anderen Regionen: Eine Sprecherin des Kreises Wesel sagte hingegen: „Insgesamt nehmen corona-bedingte Anfragen auch aufgrund der allgemein steigenden Fallzahlen und der bevorstehenden Ferien in einem Maße zu, dass eine zeitnahe Beantwortung nicht mehr möglich ist.“ Grundsätzlich sind die Gesundheitsämter nicht erste Ansprechpartner für die freiwillige Testung von Menschen, die in den Urlaub fahren wollen. „Erster Ansprechpartner für diejenigen, die ein negatives Testergebnis am Urlaubsort vorweisen müssen, ist der Hausarzt“, sagte die Sprecherin.

Fallen Stornierungsgebühren an, wenn man die gebuchte Reise wegen der neuen Verordnung nicht antreten kann?

Reisende haben nicht automatisch das Recht, eine Ferienwohnung oder ein Hotel kostenfrei zu stornieren, sagt Beate Wagner, Reiseexpertin der NRW-Verbraucherzentrale. „Wenn es ein klares Beherbergungsverbot gäbe, könnten sich Reisende darauf berufen, dass der Aufenthalt am Zielort nicht möglich ist. Entsprechend müssten sie wohl auch keine Kosten tragen.“ Weil aber die Möglichkeit des Negativtests bestehe, stelle sich die Frage, ob man unter den Umständen überhaupt noch reisen will – und falls ja, ob daraus eine Pflicht entsteht.

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