Ganzes Land Virusvariantengebiet EU-Kommission kritisiert deutsche Reisebeschränkungen für Portugal

Brüssel/Berlin · Deutschland stuft Portugal als Risikogebiet ein. Grund dafür ist die Ausbreitung der Delta-Variante. Dafür gibt es Kritik von der EU-Kommission, die zu einem einheitlichen Vorgehen mahnt.

 Menschen stehen Schlange vor den Schaltern der Fluggesellschaften Lufthansa und Swiss am Flughafen Lissabon.

Menschen stehen Schlange vor den Schaltern der Fluggesellschaften Lufthansa und Swiss am Flughafen Lissabon.

Foto: dpa/Paulo Mumia

Die deutschen Einschränkungen für Reisen nach Portugal sind nach Ansicht der EU-Kommission nicht im Einklang mit den Absprachen unter den EU-Staaten. Ein Sprecher der Behörde betonte am Dienstag in Brüssel, dass Länder durchaus Quarantäne und Testpflicht vorschreiben können, aber Reiseverbote nicht vorgesehen seien. Mit der deutschen Einstufung Portugals als Risikogebiet gilt aber ein weitgehendes Beförderungsverbot für Fluggesellschaften, Bus- und Bahnunternehmen. Sie dürfen nur noch deutsche Staatsbürger und Ausländer mit Wohnsitz in Deutschland über die Grenze bringen.

Die Bundesregierung habe zwar darüber informiert, dass sie Portugal wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Mutante nun als Virusvarianten-Gebiet einstufe und die Notbremse ziehen wolle, um den freien Reiseverkehr einzuschränken, teilte die Brüsseler Behörde am Dienstag mit. Die strengen Beschränkungen für Reisen von und nach Portugal stimmten aber nicht vollständig mit den Empfehlungen für die 27 EU-Länder überein, die den Sommerverkehr erleichtern sollten.

Für diejenigen, die einreisen dürfen, gilt eine strikte 14-tägige Quarantänepflicht, die nicht durch einen Test verkürzt werden kann und auch für vollständig Geimpfte und Genesene gilt. Außenminister Heiko Maas versicherte, dass die Einstufung von Virusvariantengebieten auch künftig „nur im Einzelfall und nur auf der Grundlage von Zahlen, die das unbedingt notwendig machen“, erfolgen werde.

Die EU-Staaten versuchen zwar, einheitliche Regeln für Reisen im Block abzustimmen, immer wieder kommt es aber zu nationalen Alleingängen. Länder mit einem starken Tourismussektor etwa haben andere Interessen als Staaten, in denen dieses Gewerbe keinen großen Anteil an der nationalen Wirtschaftsleistung ausmacht.

(c-st/dpa/Reuters)
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