Prävention in der Pandemie Kinderpsychiater fordert mehr Angebote für sozial Schwache

München · Inmitten der Corona-Pandemie sei präventive Unterstützung für benachteiligte Familien wichtig. Der Kinderpsychiater Jörg Fegert fordert darum einen Ausbau der psychosozialen Angebote.

 Ein Junge kauert sich auf seinem Bett zusammen. In der Pandemie müssen psychosoziale Angebote ausgebaut werden, fordert der Kinderpsychiater Jörg Fegert.

Ein Junge kauert sich auf seinem Bett zusammen. In der Pandemie müssen psychosoziale Angebote ausgebaut werden, fordert der Kinderpsychiater Jörg Fegert.

Foto: dpa/Nicolas Armer

Der Kinder- und Jugendpsychiater sowie Berater der Bundesregierung Jörg Fegert (64) fordert mehr psychosoziale Angebote für benachteiligte Familien in der Pandemie. „In einem präventiven Ansatz müssen wir uns jetzt melden und fragen: Wie geht es Ihnen? Brauchen Sie Unterstützung? Jetzt ist die entscheidende Zeit dafür“, sagte Fegert in einem Interview der „Süddeutschen Zeitung“.

Er befürchte zudem, dass sich Engpässe bei psychischen Behandlungsangeboten erst im Herbst richtig zeigten. Deshalb müsse nun auch auf die Unterstützung von Therapeuten in Ausbildung oder den Einsatz von Kinderpsychiatern im Ruhestand zurückgegriffen werden. Wichtig seien kostenlose und kurzfristige Angebote.

Schon jetzt beobachteten Experten einen Anstieg von Angst- und Vermeidungsverhalten bei Kindern und Jugendlichen. „Wartet man zu lange, wird daraus eine wirkliche Teilhabe-Beeinträchtigung, die sozialen Folgen werden immer größer“, so Fegert. Besonders Kinder aus sozial benachteiligten Familien seien von der Pandemie stark betroffen. In Deutschland habe die gesellschaftliche Herkunft nach wie vor einen zu starken Einfluss auf die Bildungsmöglichkeiten sowie die gesundheitlichen Chancen von Kindern und Jugendlichen. Deshalb müssten gerade in und nach der Pandemie Familien im Fokus stehen, „die im Moment jeden Cent zwei Mal umdrehen müssen“.

Fegert leitet die Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Ulm. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats für Familienfragen im Bundesfamilienministerium.

(c-st/kna)
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