Sorge vor Mutationen Diese Corona-Regeln gelten aktuell in europäischen Ländern

Düsseldorf · Die Ausbreitung von Coronavirus-Mutationen macht vielen Regierungen Sorge. In mehreren europäischen Ländern wurden die Regeln zuletzt wieder verschärft. Wir geben einen Überblick.

 Ein Mitarbeiter bringt ein Schild an einer Tür der neu eingerichteten Corona-Station im Militärkrankenhaus in Lissabon an.

Ein Mitarbeiter bringt ein Schild an einer Tür der neu eingerichteten Corona-Station im Militärkrankenhaus in Lissabon an.

Foto: dpa/Armando Franca

Irland

Kostenpflichtiger Inhalt Irland hat seinen Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis zum 5. März verlängert. Für die kommenden sechs Wochen gelte weiterhin, dass die Menschen zuhause bleiben und sich nicht außerhalb eines Radius von fünf Kilometern rund um ihren Wohnort bewegen sollten, kündigte Premier Micheál Martin am Dienstag an. Derzeit sind wegen des Lockdowns Geschäfte, Schulen und die Gastronomie weitestgehend geschlossen. Die Corona-Fallzahlen waren in Irland rund um den Jahreswechsel sprunghaft angestiegen. Die sehr wahrscheinlich deutlich ansteckendere, in Großbritannien zuerst entdeckte Virus-Variante B.1.1.7 ist in Irland inzwischen weit verbreitet. Aktuell sinken die Zahlen im Land wieder.

Großbritannien

In England gilt seit dem 5. Januar nach einem starken Anstieg der Fälle ein harter Lockdown. Inzwischen sinkt die Inzidenz wieder. Die Engländer dürfen ihr Zuhause nur noch in begründeten Fällen verlassen, etwa zum Arbeiten, Einkaufen oder um zum Arzt zu gehen. Auch in Schottland, Nordirland und Wales gibt es Corona-Einschränkungen, die von denen in England aber teilweise abweichen.

Proteste gegen Corona-Maßnahmen in den Niederlanden eskalieren
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Proteste gegen Corona-Maßnahmen in den Niederlanden eskalieren

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Foto: dpa/Peter Dejong

Die Schulen in England sollen von der zweiten Märzwoche an wieder schrittweise geöffnet werden. Das Datum ergebe sich aus dem Fortschritt des Impfprogramms, sagte der britische Premierminister Boris Johnson am Mittwoch. „Wenn wir unser Ziel erreichen, jeden in den vier am stärksten gefährdeten Gruppen bis 15. Februar mit einer ersten Dosis zu impfen (...), dann werden diese Gruppen drei Wochen später Immunität erlangt haben, das ist am 8. März“, so Johnson. Weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens sollen dann im Anschluss zurückgenommen werden, sagte der konservative Politiker. Einen genauen Zeitplan legte er dafür nicht vor.

Großbritannien hat sich zum Ziel gesetzt, bis Mitte Februar 15 Millionen Menschen mit einer ersten Dosis gegen das Coronavirus zu impfen. Bislang wurden dort mehr als 6,8 Millionen Menschen mit mindestens einer ersten Dosis geimpft.

Niederlande

Die Niederlande haben zum ersten Mal seit dem zweiten Weltkrieg eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Sie gilt seit Samstagabend täglich zwischen 21 und 4.30 Uhr. Bei Verstößen droht eine Geldstrafe in Höhe von 95 Euro. Bereits Mitte Januar hatte die niederländische Regierung den Lockdown, der eigentlich am 19. Januar enden sollte, bis 9. Februar verlängert. Schulen, Restaurants und alle nicht notwendigen Geschäfte sind geschlossen. Außerdem ist es verboten, mehr als einen Menschen in seiner Wohnung zu empfangen. Die Corona-Infektionszahlen sind in den Niederlanden zwar rückläufig, doch Ministerpräsident Mark Rutte begründete die Einschränkungen mit der Gefahr durch die Corona-Mutante B.1.1.7. Er sprach von einer "großen, großen Sorge, die wir alle haben“.

Als Reaktion auf die Ausgangssperre gibt es seit Tagen Kostenpflichtiger Inhalt schwere Unruhen in mehreren niederländischen Städten. Die Polizei spricht von den schlimmsten Krawallen seit 40 Jahren.

Frankreich

In Frankreich gab es bereits zwei Mal sehr strikte Ausgangsbeschränkungen - im vergangenen Frühjahr und Herbst. Seit dem 16. Januar gilt im ganzen Land eine abendliche Ausgangssperre ab 18 Uhr. Supermärkte sind dann geschlossen, Spaziergänge oder Sport an der frischen Luft untersagt. Ausnahmen gelten etwa für den Arbeitsweg. Die Regierung will jetzt abwarten, ob die abendliche Ausgangssperre Wirkung zeigt - die Zahlen in Frankreich steigen derzeit, wenn auch nicht exponentiell. Hält der Anstieg an, könnte es einen dritten harten Lockdown geben. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte dem Sender France 3, alle Szenarien lägen "auf dem Tisch".  Mehrere Infektiologen äußerten die Einschätzung, dass ein dritter Lockdown in Frankreich nach denen von März bis Mai sowie von Oktober bis Dezember unvermeidlich sei. Damals durften die Franzosen ihre Häuser nur noch aus zwingenden Gründen verlassen, etwa um zur Arbeit oder zum Arzt zu gehen.

Krankenwagen stehen in Portugal vor Notaufnahmen Schlange
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Krankenwagen stehen in Portugal vor Notaufnahmen Schlange

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Foto: AP/Armando Franca

Österreich

In Österreich gilt seit dem 25. Januar eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln. Die verschärfte Maskenpflicht betrifft Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren. Ausnahmen gibt es nur für schwangere Frauen und aus anderen medizinischen Gründen. Zusätzlich wurde ein jetzt auf zwei Meter ausgeweitetes Abstandsgebot verhängt. Schon seit Ende Dezember gelten in Österreich wieder strenge Corona-Beschränkungen. Geschäfte, Restaurants, Sportstätten, Kinos und Museen sind ebenso geschlossen wie Schulen. Trotzdem ist die Zahl der Corona-Infektionen bisher nicht spürbar zurückgegangen. Der Inzidenzwert liegt derzeit bei rund 130 pro 100.000 Einwohner, die Regierung hat aber eine Zielmarke von 50 ausgegeben.

Portugal

Portugal ist lange vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie gekommen, doch seit Herbst wird die Lage immer schlechter. Derzeit ist die Zahl der Corona-Toten so hoch wie nie. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden machte die besonders ansteckende Virusvariante B.1.1.7 am Mittwoch vergangener Woche bereits etwa 13 Prozent aller Neuinfektionen in Portugal aus, in Regionen wie Lissabon sogar 20 Prozent.

In dem Land mit 10,3 Millionen Einwohnern gilt ein harter Lockdown. Kitas, Schulen und Universitäten sind für zwei Wochen geschlossen.

Tschechien

Mindestens bis zum 14. Februar gilt in Tschechien der Corona-Notstand. Zwischen 21 und 5 Uhr bestehen Ausgangsbeschränkungen. In Innenräumen und im Freien dürfen sich maximal zwei Personen treffen. Geschäfte zur Grundversorgung sind geöffnet, müssen jedoch zwischen 20 und 5 Uhr und an Feiertagen schließen. Die Corona-Zahlen waren in Tschechien nach Weihnachten dramatisch angestiegen und gehen nur langsam wieder zurück. Seit Pandemiebeginn gab es in Tschechien mehr als 940.000 bestätigte Infektionen und 15.500 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat nur rund 10,7 Millionen Einwohner.

Spanien

Die Corona-Maßnahmen sind regional unterschiedlich geregelt – in großen Teilen des Landes gelten nächtliche Ausgangssperren. Im ganzen Land muss an allen öffentlichen Orten innerhalb und außerhalb geschlossener Räume und in öffentlichen Verkehrsmitteln ein Mund-Nase-Schutz getragen werden. Spanien ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. Am 23. und 24. Januar wurden 93.822 Corona-Neuinfektionen registriert - so viele wie nie zuvor an einem Wochenende. Die Zahl der Corona-Toten liegt inzwischen bei mehr als 55.000. Die Zentralregierung in Madrid sieht sich mit Forderungen aus den Regionen konfrontiert, im Kampf zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie schärfere Maßnahmen zu verhängen.

Polen

In Polen wächst der Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen. Präsident Andrzej Duda will dennoch an seinem Kurs festhalten. An der landesweiten Bewegung #OtwieraMY (“Wir machen auf“), beteiligen sich Hunderte Unternehmer, die aus Sorge vor einer Pleite ihre Restaurants, Hotels, Skilifte, Fitnessstudios und Geschäfte öffnen, obwohl der Lockdown bis Ende Januar verlängert worden ist. In sozialen Medien machen inzwischen Videos und Fotos von Partys in Clubs und Kneipen im ganzen Land die Runde - in einigen Beiträgen, die erst am vergangenen Wochenende entstanden sein sollen, skandieren Feiernde regierungskritische Parolen. Die Regierung hat jenen, die gegen die Auflagen verstoßen oder dies vorhaben, mit Kürzungen finanzieller Hilfen und dem Ausschluss von Ausnahmen von etlichen Abgaben gedroht. Viele Unternehmer und Geschäftsinhaber klagen, dass die Unterstützung der Regierung ihren Bedarf nicht decke.

Griechenland

In Griechenland gilt bis mindestens 1. Februar ein landesweiter Lockdown. Die Wohnung darf nur aus festgelegten Gründen wie etwa zum Einkaufen oder für Sport im Freien verlassen werden. Wer weiterhin zur Arbeit fährt, braucht eine spezielle Bescheinigung. Zwischen 21 und 5 Uhr gelten noch strengere Beschränkungen für das Verlassen der Wohnung. Die Griechen dürfen sich bis auf wenige Ausnahme nur innerhalb ihres Regionalbezirks bewegen.

Einreiseregeln

Die Einreise-Vorschriften für europäische Länder können sich sehr kurzfristig ändern. Den aktuellen Stand finden Sie auf der Website des Auswärtigen Amtes.

(jco/dpa/AP/AFP)
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