Fragen und Antworten zu B.1.1.529 Was wir bisher über die Omikron-Variante wissen

Düsseldorf · Die schnelle Zunahme der Infektionen mit der neuen Omikron-Variante löst in Deutschland wie auch weltweit Besorgnis aus. Was ist bislang über die Mutante bekannt? Eine Übersicht.

Ein Arzt zieht sich Schutzkleidung an, um einen Coronapatienten auf der Intensivstation zu behandeln.

Ein Arzt zieht sich Schutzkleidung an, um einen Coronapatienten auf der Intensivstation zu behandeln.

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Die Inzidenzen in Deutschland steigen – getrieben von der neuen erstmals Südafrika entdeckten und als besonders ansteckend geltenden Omikron-Variante (Variante  B.1.1.529). In Summe wurden alleine in NRW 5.676 Omikron-Infektionen bis Ende Dezember registriert. Nicht einmal 14 Tage zuvor lag die Zahl noch bei 607 Omikron-Infizierten, zeigt die Datenbank des Landeszentrums für Gesundheit NRW. Deutschlandweit registrierte das Robert Koch-Institut bis zum 30. Dezember 16.748 Omikron-Fälle. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich darüber.

Nach Einschätzung der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC wird Omikron bereits bis Februar zur dominierenden Variante werden. In Anbetracht dessen bereitet man sich auch hierzulande auf eine fünfte Pandemie-Welle vor und sinniert über Maßnahmen, die das Gesundheitssystem vor einem Kollaps bewahren sollen.

Was ist anders an Omikron?

Die neue Variante weist besonders viele Erbgutveränderungen auf. Alleine das Spike-Protein – also der Baustein, mit dem das Coronavirus an menschliche Zellen andockt und diese infiziert – trägt mehr als 30 Mutationen gegenüber der Urvariante des Sars-CoV-2-Virus in sich. Im Vergleich zur bislang vorherrschenden Delta-Variante ist die Omikron-Variante mit doppelt so vielen Mutationen am Spike-Protein ausgestattet.

Wie gefährlich ist die neue Variante?

„Omikron zeichnet sich durch eine starke Übertragbarkeit und ein Unterlaufen eines bestehenden Immunschutzes aus“, heißt es in einer Stellungnahme des Corona-Expertenrats der Bundesregierung. Alle zwei bis vier Tage sei darum in Deutschland mit einer Verdopplung der Omikron-Infizierten zu rechnen. Die neue Variante ist in der Lage auch das Immunsystem Geimpfter und Genesener auszutricksen.

Bei aller Sorge davor zeigen jedoch erste Untersuchungen aus Südafrika und Großbritannien, dass die Infektionen milder verlaufen. Das Risiko schwer zu erkranken ist laut derzeitiger Studienlage geringer. Aufgrund der Kürze der Zeit fehlt allerdings die weitere wissenschaftliche Überprüfung dieser Zwischenergebnisse. Schlechter stehen Menschen ohne Immunschutz da. Bei ihnen sei nicht mit leichteren Verläufen zu rechnen, schreibt der Expertenrat.

Tierstudien deuten darauf hin, dass Omikron wahrscheinlich weniger Schaden an der Lunge anrichtet. Inwiefern sich diese Erkenntnisse auf die Krankheitsverläufe beim Menschen übertragen lassen, ist derzeit jedoch noch unklar.

Welche Krankheitsanzeichen gibt es bei einer Infektion mit Omikron?

Nach bisherigem wissenschaftlichem Stand ist eine Omikron-Infektion schwer von einer üblichen Erkältung zu unterscheiden. Eine erste Übersicht über die häufigsten Symptome nach einer Infektion mit Omikron kommt von Experten des britischen Corona-Warnsystems ZOE. Sie halten eine laufende Nase, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Niesreiz und Halsschmerzen als die fünf häufigsten Symptome fest. Geruchs- und Geschmacksverlust hingegen, wie er beim Urtyp des Coronavirus oft beschrieben wurde, kommt ebenso wie trockener Husten bei einer Omikron-Infektion eher nicht vor. Wissenschaftler aus Südafrika und Großbritannien nennen zudem starken Nachtschweiß sowie Schmerzen im Körper als häufige Erkrankungsanzeichen.

Wie gut schützen die bisherigen Impfstoffe vor Omikron?

Forscher sind sich darin einig, dass die bisherigen Vakzine  – gleich ob von Biontech/Pfizer, Moderna oder Astrazeneca – nur teilweise vor einer Ansteckung mit und Weitergabe des Virus schützen. Weil eine zweifache Impfung nicht ausreicht, arbeiten die Hersteller an einer auf das neue Virus angepassten Variante. Der Schutz vor schwerer Erkrankung bleibe laut dem Corona-Expertenrat wahrscheinlich erhalten.

Was bringt die Booster-Impfung gegen Omikron?

Derzeit geht man davon aus, dass eine dritte Immunisierung mit dem Moderna Impfstoff sowie eine Kreuzimmunisierung mit Oxford-AstraZeneca und Biontech/Pfizer gut gegen die Omikron-Variante schützen. Dazu schreibt der Corona-Expertenrat: „Mehrere Studien zeigen einen deutlich verbesserten Immunschutz nach erfolgter Boosterimpfung mit den derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffen.“ Virologin Sandra Ciesek vom Universitätsklinikum Frankfurt am Main hält auch die Impfung mit den vorhandenen mRNA-Impfstoffen für sinnvoll. Sie bezieht sich in ihren Aussagen auf mehrere Laborversuche weltweit, die gezeigt hätten, dass eine dritte Dosis auch den Schutz gegen Omikron erhöhe - wenn auch nicht in dem Maße wie bei der Delta-Variante. Zehn bis 14 Tage nach dem Booster setze die Schutzwirkung ein.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rät zudem Kontakte zu beschränken und Masken zu tragen. Besonders in den Schulen sei das Maskentragen ein absolutes Muss.

Wann sind die Impfstoffe auf Omikron angepasst?

Biontech/Pfizer hat erste kommerzielle Chargen eines angepassten Impfstoffs für Ende März angekündigt. Dann wolle man in die millionenfache Produktion einsteigen. Auch der Hersteller Moderna überarbeitet den existierenden Impfstoff. In zwei bis drei Monaten könnten die klinischen Studien mit einem  Omikron-angepassten Impfstoff beginnen, berichtet der WDR. Die Unternehmen Astrazeneca und Johnson & Johnson überprüfen ihre Vakzine derzeit auf ihre Wirksamkeit bei Omikron. Parallel arbeite man bei Johnson & Johnson an einer Neuentwicklung eines Omikron-Impfstoffs.

Welcher Test erkennt die Omikron-Variante am besten?

PCR-Tests weisen das Erbgut der Viren nach und gelten darum unabhängig von der Virusvariante als sicherster Nachweis. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) geht jedoch nach aktueller Datenlage davon aus, dass 80 Prozent der in Deutschland erhältlichen Corona-Schnelltests zum Nachweis der neuen Omikron-Variante geeignet sind. 199 von 245 untersuchten Corona-Schnelltests hatten eine Omikron-Infektion nachweisen können. Allerdings sei für eine endgültige Aussage weitere Untersuchungen erforderlich. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hatte zuvor nach ersten Untersuchungen mitgeteilt, eine Studie mit Lebendviren von Patienten gäbe Hinweise darauf, „dass Antigentests die Omikron-Variante erkennen, aber möglicherweise eine verringerte Sensitivität aufweisen“.

Kann die Covid-19-Omikron-Variante die Pandemie beenden?

Nach Einschätzung verschiedener Wissenschaftler könnte die neue Variante den Ausstieg aus der Pandemie bedeuten. Nach Einschätzung von Isabelle Eckerle, Virologin der Universität Genf, könnte es dazu kommen, dass durch die hohe Infektiosität von Omikron jeder mit dem Virus in Kontakt komme und sich auch Geimpfte und Genesene erneut infizieren. Dadurch könne sich innerhalb kurzer Zeit eine Grundimmunisierung in der Bevölkerung aufbauen.

Christian Drosten, Chef-Virologe an der Charité Berlin, sieht hingegen in der Zahl der Ungeimpften ein Problem. Besonders bei den über 60. Unter den großen europäischen Industrieländern gebe es kein weiteres Land mit solch großer Impflücke wie Deutschland. Dies könne hierzulande den Übergang in die endemische Phase, in der das Virus zu einer weniger gefährlichen, jährlich zirkulierenden Erkrankung wird, verhindern.

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