Neue Regeln gegen Omikron geplant NRW will Quarantäne verkürzen

Düsseldorf/Berlin · Wegen Omikron drohen Personalausfälle. Ministerpräsident Wüst bringt ins Gespräch, die Quarantäne für geimpfte Kontaktpersonen schneller aufzuheben. Für Infizierte müsse sie aber bleiben, mahnt die Krankenhausgesellschaft.

 Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in der Staatskanzlei. (Archiv)

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in der Staatskanzlei. (Archiv)

Foto: dpa/Malte Krudewig

Nordrhein-Westfalen rüstet sich für die anrollende Omikron-Welle. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) spricht sich für eine Verkürzung der Quarantäne-Fristen aus: Mit Blick auf die vergleichsweise leichteren Krankheitsverläufe bei Omikron müsse gemeinsam entschieden werden, ob 14 Tage Quarantäne wirklich nötig seien oder ein paar Tage weniger auch in Ordnung wären, sagte Wüst im ARD-„Morgenmagazin“. Dabei könnte es unterschiedliche Quarantäne-Regelungen geben für die, die dreimal geimpft seien, und jene, die noch keine Auffrischungsimpfung hätten.

Am Freitag wollen Bund und Länder hierzu beraten, Wüst ist derzeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz. Am Dienstag wird der Expertenrat der Bundesregierung sich damit beschäftigen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) teilte mit, dass eine Quarantäne-Verkürzung auch in Deutschland vorbereitet wird.

Dabei geht es vor allem um die Quarantäne für Kontaktpersonen. Derzeit gilt in NRW wie in anderen Ländern: „Gemäß der Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts ist bei einem bestätigten Fall mit Omikron eine Quarantäne von 14 Tagen vorgesehen. Dies gilt auch für vollständig geimpfte und genesene Kontaktpersonen“, erläuterte die Sprecherin von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Kontaktpersonen eines mit der Delta-Variante Infizierten müssen in der Regel hingegen nicht in Quarantäne, wenn sie geimpft oder genesen und selbst nachweislich nicht infiziert sind. Es sei denn, die örtlichen Ordnungs- oder Gesundheitsbehörden treffen individuelle Anordnungen zur Quarantäne.

Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) fürchtet, dass die scharfen Quarantäne-Regeln wegen der hohen Ansteckungsrate bei Omikron zu Personalengpässen führen. „Die negativen Konsequenzen einer 14-Tage-Quarantäne vollständig Geimpfter bei durchschnittlich fünf bis zehn Kontaktpersonen wären erheblich und könnten sehr schnell zu einem Personalengpass in allen Bereichen der kritischen Infrastruktur, aber auch der Wirtschaft insgesamt führen“, sagte DKG-Chef Gerald Gaß. Die Quarantäne für vollständig geimpfte Kontaktpersonen könne daher bei einem abschließenden Negativtest auf sieben Tage verkürzt werden. Die Isolation von Infizierten sollte hingegen nicht pauschal verkürzt werden, warnte Gaß. Der Zentralverband des Handwerks mahnte, es sei niemandem geholfen, wenn die Quarantäne-Dauer zwar verkürzt werde, Beschäftigte dann aber möglicherweise noch infektiös an den Arbeitsplatz zurückkehrten.

Auch die Ärzte in Nordrhein-Westfalen können sich eine Verkürzung der Quarantäne vorstellen: Anpassungen der aktuellen Regelungen könnten sinnvoll sein, wenn man den Krankheitsverlauf bei Omikron und die Aufrechterhaltung der allgemeinen Infrastruktur berücksichtige, erklärte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Umstritten ist noch, ob es nur für Kontaktpersonen aus bestimmten Berufsgruppen eine Verkürzung der Quarantäne geben soll. Diskutiert wird über Ausnahmen für Kontaktpersonen aus Bereichen der kritischen Infrastruktur, wozu Krankenhäuser, Feuerwehr, Polizei sowie Strom- und Wasserversorgung zählen. Wüst sieht eine solche Unterscheidung skeptisch: „Da bin ich nicht sicher, ob das der richtige Weg ist.“

Die Ministerpräsidentenkonferenz will auch über Wege sprechen, um das Impftempo zu erhöhen, und sei es durch eine Impfpflicht. In Nordrhein-Westfalen wurde auch über die Feiertage kräftig geimpft: Vom 23. Dezember bis zum 2. Januar wurden rund 83.000 Erst-, 77.000 Folge- und 633.000 Auffrischimpfungen durchgeführt, so das Gesundheitsministerium. Das Impfzentrum Neuss etwa hatte täglich geöffnet, aber auch über 2250 Praxen haben in der letzten Woche des Jahres noch geimpft.

Inzwischen ist der Anteil der Bürger mit Booster-Impfung in Nordrhein-Westfalen auf 42 Prozent gestiegen. Mindestens eine Impfung erhalten haben sogar 78 Prozent. Damit liegt das Bundesland jeweils besser als der Durchschnitt der Länder. Doch angesichts der hohen Ansteckungsgefahr durch die Omikron-Variante sind die Quoten weiterhin zu niedrig.

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