Maßnahme zur Pandemie-Bekämpfung NRW führt Corona-Testpflicht für Einreisende ein

Düsseldorf · Die letzte Corona-Bilanz vor Weihnachten ist auch in NRW besorgniserregend. Allerdings rechnet der Gesundheitsminister mit einem wichtigen Wendepunkt Ende Februar. Bis dahin setzt er auf Pflichtstests für Einreisende.

 NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Nordrhein-Westfalen will eine grundsätzliche Corona-Testpflicht für Einreisende einführen. Das kündigte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf an. Da die bisherige Messlatte für Risikogebiete bei über 50 Neuinfektionen binnen sieben Tagen gerechnet auf 100.000 Einwohner liege, werde „fast jedes Land auf diesem Erdball“ von der Neuregelung betroffen sein, sagte Laumann.

Die Testpflicht werde für Ein- und Rückreisen per Flugzeug, Auto und andere Verkehrsmittel gelten. Unter anderem sollten Flughäfen Angebote für Schnelltests bereit halten. Einzelheiten sollen in der überarbeiteten Corona-Einreiseverordnung geregelt werden, die schnellstmöglich veröffentlicht werden soll. Es gebe zwar auch zwingend nötige Reisen, für andere habe er derzeit aber kein Verständnis, betonte der Minister. Er halte es für angemessen, Ein- und Rückreisenden jetzt solche Schnelltests aufzuerlegen.

Am Dienstag hatte bereits Bayern eine solche Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten beschlossen. Sie gilt dort ab Mittwoch. Für NRW war noch unklar, wann die Neureglung in Kraft treten sollte. Die SPD-Opposition kritisierte: „Alles auf den letzten Drücker“. Wer aus einem Risikogebiet mit höheren Inzidenzwerten komme als am eigenen Heimatort, sollte sich erst in Quarantäne begeben müssen, bevor ein Test wirklich Sinn mache.

Laumanns Angaben zufolge lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwoch bei gut 190 Menschen. Damit liege NRW knapp unter dem Bundesdurchschnitt (195). 182 Menschen seien in NRW innerhalb von 24 Stunden an oder mit Corona gestorben. Noch gebe es hier 920 freie Intensivbetten, darunter 610 mit Beatmung.

Laumann (CDU) setzt darauf, dass eine Immunisierung gegen das Virus in den Altenheimen bis Ende Februar weitestgehend abgeschlossen sein wird. „Dann wäre an der Covid-Front sehr, sehr viel gewonnen“, sagte er. „Ich bin sicher, dass dann auch in erheblichem Umfang die Sterbefälle zurückgehen.“

In NRW werde ab dem 27. Dezember, wie überall in Deutschland, damit begonnen, zuerst Bewohner und Personal in Altenpflegeheimen zu impfen, bekräftigte er. Das seien potenziell etwa 350.000 Menschen - soweit sie sich impfen lassen wollten. Außerdem werde in den Krankenhäusern ermittelt, wie groß die Gruppe der Ärzte und Pfleger sei, die in engem Kontakt mit Covid-Patienten stünden und deswegen auch vorrangig zu impfen seien.

Als nächste Gruppe seien die über 80-Jährigen an der Reihe - „ob pflegebedürftig oder nicht“, sagte Laumann. Dies seien 1,2 Millionen Menschen allein in NRW. „Wichtig ist die Nachricht: Die über 80-Jährigen, die nicht in Pflegeheimen leben, müssen zurzeit gar nichts machen. Sie sollen einfach warten, bis sie einen Brief bekommen.“ Darin werde genau beschrieben, wie ein Impf-Termin gebucht werden könne.

„Ich finde persönlich, dass das das beste Weihnachtsgeschenk ist, was wir unserem Volk machen können“, sagte Laumann über die bevorstehenden Impfungen. NRW investiere 13,8 Millionen Euro, damit über die Weihnachtstage genügend Personal in Altenheimen für Corona-Schnelltests zur Verfügung steht. Dies sei die Voraussetzung, um die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten.

Die Landesregierung habe einen entsprechenden Rahmenvertrag mit Hilfsorganisationen wie etwa dem Roten Kreuz geschlossen, die bis in die ersten Januar-Tage hinein Sanitäter für Schnelltests in Altenheimen zur Verfügung stellen. Ob dies in allen 2300 Altenheimen zu gewährleisten sei, könne er allerdings nicht garantieren. Verwandtenbesuche über die Feiertage seien sehr wichtig, unterstrich der CDU-Politiker. „Wenn man mit einem negativen Schnelltest zur Oma geht, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man das Virus überträgt, nicht sehr groß.“ Bereits in der vergangenen Woche hatte Laumann die Leiter von Pflege- und Altenheimen eindringlich davor gewarnt, Besucher aus Infektionsschutzgründen auszusperren. „Es gibt keinen Heimleiter in Nordrhein-Westfalen, der sein Heim dicht machen kann.“

Die evangelischen Kirchen in NRW bestärkten Heimbetreiber und Wohlfahrtsverbände in dem Appell, jeden Besuch in den Heimen über die Feiertage gut abzuwägen. Kontakt der Bewohner zu ihren Familien sei wichtig, doch jeder Besuch stelle auch ein Infektionsrisiko für die eigenen Angehörigen, andere Bewohner und das Personal dar und sollte „maßvoll und zurückhaltend erfolgen“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Auch Diakonie-Vorstand Thomas Oelkers bat Angehörige um enge Rücksprache mit den Einrichtungen: „Unsere Pflegekräfte sind schon jetzt am Ende ihrer Kraft, denn zusätzlich zur täglichen Pflege lenken, testen und begleiten sie die Besucherströme.“ Heimträger hatten zuletzt aufgrund knappen Personals mehr Unterstützung bei der Durchführung der Schnelltests gefordert.

(th/mba/dpa)
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