Versorgungsengpässe Ökonomen warnen vor Lockdown-Verschärfungen

Düsseldorf · Der Nutzen von Ausgangssperren lasse sich nicht abschätzen, mahnt Top-Ökonom Christoph Schmidt. Die Versorgung müsse gesichert bleiben. IG Metall und Arbeitgeber warnen vor Schließung der Betriebe in NRW, Lieferketten dürften nicht erneut reißen.

 Auch der Duisburger Hafen lebt von offenen Grenzen (Symbolbild).

Auch der Duisburger Hafen lebt von offenen Grenzen (Symbolbild).

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Führende Ökonomen und Vertreter der NRW-Wirtschaft warnen die Politik vor einer Verschärfung des Lockdowns: „Wir können nicht auf die stetige Versorgung mit Gesundheitsdiensten, Nahrungsmitteln, Energie und Kommunikation sowie die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit verzichten“, mahnte Christoph Schmidt, Präsident des RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen, der auch Ministerpräsident Armin Laschet berät.

Vor allem kritisierte Schmidt, dass es keine Belege dafür gibt, dass eine Verschärfung des Lockdowns etwas für die Bekämpfung der Pandemie bringt: „Ließe sich die Wirkung verschärfter Lockdown-Maßnahmen, etwa einer Ausgangssperre, verlässlich abschätzen, könnte man informiert abwägen, ob sie die damit verbundenen wirtschaftlichen Verluste tatsächlich rechtfertigen kann. Leider sind die Erkenntnisse über das Infektionsgeschehen aber immer noch unzureichend, die Wirkung einzelner Maßnahmen kann daher kaum beurteilt werden.“ Hier bräuchte es seiner Ansicht nach mehr empirische Forschung, nicht nur Simulationsrechnungen. Ähnliches gelte für die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft warnte, den Fehler aus dem Frühjahr zu wiederholen und Grenzen zu schließen, was auch den Warenverkehr hart treffe. Die Lieferketten müssten aufrecht erhalten werden. Mehrere Forscher lehnten auch eine Stilllegung von Bussen und Bahnen ab, da dies auch Pfleger, Ärzte, Supermarkt-Beschäftigte treffen würde.

Besorgt ist man in der wichtigsten Branche des Landes, der Metall- und Elektroindustrie: „Ich rate dringend dazu, die Industrie weiter arbeiten zu lassen“, sagte der Präsident des Arbeitgeberverbands Metall NRW, Arndt Kirchhoff. Nach dem Lockdown im Frühjahr sei das Hochfahren der Betriebe sehr schwierig gewesen. Zudem gebe es in der Metall- und Elektroindustrie kaum Corona-Fälle. „Wir dürfen nicht alles über einen Kamm scheren“, sagt Knut Giesler, Chef der IG Metall NRW: „Die Inzidenzwerte in unserer Branche liegen unter 50.“ Die Betriebe hätten gute Hygienekonzepte.

Vor einer Katastrophe für die Gastronomie warnte der Branchenverband Dehoga. 2020 machte die Branche 38 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr, so das Statistische Bundesamt.

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