Pandemie-Entwicklung weiter ungewiss Karliczek zurückhaltend zu Debatte über „Exit-Strategie“

Berlin · Wann die derzeitigen Maßnahmen in der Corona-Krise wieder gelockert werden können, steht noch nicht fest. In Berlin äußerten sich die Bundesforschungsministerin und Experten, darunter der Virologe Christian Drosten, zu der Debatte um eine „Exit-Strategie“.

 Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charite-Universitätsmedizin Berlin (v.l.n.r.), spricht neben Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charite-Universitätsmedizin Berlin, mit Anja Karliczek (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, im Forschungsministerium nach einer Pressekonferenz zum Nationalen Forschungsbündnis der Universitätsmedizin im Kampf gegen Covid-19.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charite-Universitätsmedizin Berlin (v.l.n.r.), spricht neben Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charite-Universitätsmedizin Berlin, mit Anja Karliczek (CDU), Bundesministerin für Bildung und Forschung, im Forschungsministerium nach einer Pressekonferenz zum Nationalen Forschungsbündnis der Universitätsmedizin im Kampf gegen Covid-19.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sowie Experten der Berliner Charité haben sich zurückhaltend zu der Diskussion um eine baldige Lockerung der Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens wegen der Corona-Krise geäußert. Natürlich werde die Frage erörtert, „wie kommen wir wieder in einen normalen Zustand in Deutschland zurück“, sagte Karliczek am Donnerstag in Berlin. Diese Entscheidungen müssten aber auf „einer soliden Grundlage“ getroffen werden.

Karliczek verwies auf an der Nationalen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina, eingesetzte Arbeitsgruppen zu verschiedenen Aspekten dieses Problems. Dort werde an Handlungsgrundlagen gearbeitet. Im medizinischen Bereich gehe es darum, im Umgang mit der Pandemie „dauerhaft die Beherrschbarkeit sicherzustellen“.

Untersucht werde mit Blick auf die Kontaktsperren und sonstigen Maßnahmen aber auch: „Wie wirkt das auf die Gesellschaft?“, sowohl soziologisch als auch wirtschaftlich. Empfehlungen für das weitere Vorgehen werde die Leopoldina in den nächsten Wochen vorlegen, kündigte die Ministerin an. Daraus werde die Regierung dann ein Konzept entwickeln.

Der Charité-Virologe Christian Drosten sagte mit Blick auf eine „Exit-Strategie“: „Natürlich muss man da raus, aber an welcher Stelle als erstes und an welcher Stelle bleibt man besser noch drin?“. Derzeit seien die beschlossenen Maßnahmen sehr breit angelegt, künftig werde es darum gehen, „die Wirkung wieder etwas spezifischer zu machen“.

Dafür seien jedoch zunächst mehr Daten zur Entwicklung der Pandemie erforderlich, sagte Drosten weiter. So wisse man bisher nicht, wie viele Menschen bereits gegen das Corona-Virus immun seien. Es werde daran gearbeitet, zu diesen Fragen in nächster Zeit weitere Informationen zu gewinnen. Der Virologe warnte auch, eine Isolierung nur bestimmter Risikogruppen, wie sie Manche vorschlagen, sei nicht so einfach zu praktizieren.

Drosten wies darauf hin, dass die im Laufe der zurückliegenden beiden Wochen umgesetzten Maßnahmen erst jetzt zeitverzögert Effekte zeigten. Derzeit sei immerhin die Zahl der neuen Corona-Fälle nicht mehr jeden Tag „größer als am Tag zuvor“. Daher gebe es die Hoffnung, „dass bestimmte Trends sich abmildern“, dies sei jedoch „noch kein Befund“. Dafür gelte es „noch ein paar Tage abzuwarten“, ehe es „Justierungen“ der beschlossenen Maßnahmen geben könne.

Charité-Vorstandschef Heyo Kroemer wies in diesem Zusammenhang Vorwürfe zurück, Deutschland werde derzeit „von Virologen regiert“. Wissenschaftler könnten nur Empfehlungen geben, Entscheidungen müsse immer die Politik treffen.

(c-st/AFP)
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