„Wende noch nicht erreicht“ Minister Altmaier rechnet mit Corona-Einschränkungen bis zum Frühjahr

Berlin · Wie lange gelten die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie in Deutschland? Geht es nach Wirtschaftsminister Peter Altmaier, reichen die Maßnahmen bis in das Frühjahr 2021 hinein.

 Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier rechnet bis ins neue Jahr hinein mit Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. In den nächsten vier bis fünf Monaten würde es noch zu erheblichen Vorsichtsmaßnahmen kommen, sagte der CDU-Politiker der "Bild am Sonntag". Die Infektionszahlen seien nach wie vor viel zu hoch. Sie seien sogar sehr viel höher als vor zwei Wochen als die verschärften Maßnahmen beschlossen wurden. "Trotz aller Anstrengungen ist eine Wende zum Besseren noch nicht erreicht." Deshalb sehe er kaum Spielraum für Lockerungen. Am Montag wollen die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer und Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Zwischenbilanz der Einschränkungen, die den ganzen November über dauern sollen, ziehen.

Das Robert-Koch-Institut meldete am Sonntag 16.947 bestätigte Neuinfektionen. Das sind 930 mehr als am vergangenen Sonntag. Am Samstag fiel der Wert mit 22.461 noch deutlich höher aus, blieb aber um gut 1000 unter dem Rekord vom Freitag. Allerdings sind die Zahlen Sonntags häufig niedriger, da am Wochenende meist nicht alle Daten von den Gesundheitsämtern gemeldet werden.

Auch der Städte- und Gemeindebund spricht sich gegen zu frühe Lockerungen aus. Die Schließung von Gastronomie und Kultur sei zwar hart, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der "Funke Mediengruppe". Aber gerade dies führe zu einer deutlichen Reduzierung der Kontakte zwischen den Menschen. Wichtig sei es, die Notwendigkeit der Maßnahmen zu erläutern. "Nur wenn wir das Vertrauen der Menschen erhalten, werden wir gut durch den Winter kommen."

Am Samstag hatten bereits Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) vor zu schnellen Lockerungen der Corona-Beschränkungen gewarnt. Erst wenn es gelänge, die Infektionswelle zu brechen, könne darüber gesprochen werden, wie Weihnachten in diesem Jahr gestaltet werden könne, sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann der "Augsburger Allgemeine" laut Vorabbericht vom Sonntag. "Steigen die Zahlen weiter exponentiell an, wird das zur Überlastung der Krankenhäuser führen." Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnt ebenfalls vor einer Überlastung der Krankenhäuser in Deutschland. "Wenn es so weitergeht wie gegenwärtig, werden wir mit massiven Personalproblemen und am Schlimmsten Bettenmangel kämpfen müssen", sagte er der "Augsburger Allgemeine" (Montagausgabe). Es müsse also eher über weitere Einschränkungen geredet werden als über Lockerungen.

In Österreich gilt ab Dienstag erneut ein vollständiger Lockdown. Bis zum 6. Dezember soll es eine ganztägige Ausgangssperre geben. Alle Geschäfte, die nicht zur Deckung des täglichen Bedarfs nötig seien, sowie Schulen müssen schließen. "Treffen Sie niemanden", appellierte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Samstag an seine Landsleute. Jeder soziale Kontakt sei einer zuviel.

(mja/Reuters)
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