Fünf Millionen Euro Bund fördert Forschung zu Corona-Langzeitfolgen

Berlin · Um die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung weiter zu erforschen, investiert das Forschungsministerium fünf Millionen Euro. Rund 350.000 Menschen sind in Deutschland von sogenannten Long-Covid-Symptomen betroffen.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (r.) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dr. Anett Reißhauer (Charité Berlin) sowie Prof. Dr. Stefan Schreiber (Universität Kiel) zum Thema Long-Covid

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (r.) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Dr. Anett Reißhauer (Charité Berlin) sowie Prof. Dr. Stefan Schreiber (Universität Kiel) zum Thema Long-Covid

Foto: obs/Hans-Joachim Rickel

Das Bundesforschungsministerium will fünf Millionen Euro bereitstellen, um die Erforschung von Langzeitfolgen einer Corona-Infektion zu fördern. Ressortchefin Anja Karliczek (CDU) wies am Montag in Berlin darauf hin, dass rund zehn Prozent der Infizierten auch Wochen und Monate nach der überstandenen Akut-Infektion an zum Teil schweren Symptomen litten. Wegen der Neuartigkeit der Erkrankung fehlten aber immer noch fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Spätfolgen,.

„Umso wichtiger ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, um die betroffenen Patientinnen und Patienten bestmöglich behandeln und bei ihrer Genesung unterstützen zu können“, erklärte Karliczek. In Deutschland haben inzwischen rund 3,5 Millionen Menschen eine Covid-19-Infektion überstanden. Da bei rund zehn Prozent der Infizierten Langzeitfolgen auftreten, wären rund 350.000 Menschen von den so genannten Long-Covid-Symptomen betroffen.

Karliczek sprach von rund 50 verschiedenen und „sehr individuellen“ Symptomen. Patienten hätten etwa wiederkehrende Kopfschmerzen, litten unter extremer Erschöpfung oder Konzentrationsschwierigkeiten und könnten nicht mehr zur Arbeit gehen. Experten sprechen vom „Post Covid Syndrom“, umgangssprachlich ist auch von „Long Covid“ die Rede. Die genannten Spätfolgen können demnach unabhängig davon auftreten, ob jemand einen leichten oder schweren Krankheitsverlauf hatte. Zu diesen Symptomen gibt es dem Ministerium zufolge bislang nur „unzureichende Erkenntnisse“.

Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Karliczek: „Das ist nicht nur einfach eine Verlängerung von Covid“. Die Betroffenen litten sechs bis zehn Monate nach der Infektion an nennenswerten Symptomen. Er sprach von einem „eigenständigen Krankheitsbild“.

„Wir kennen das Sars-CoV-2-Virus erst seit gut einem Jahr“, unterstrich Karliczek. „Zum heutigen Zeitpunkt kann niemand sagen, wer nach einer Ansteckung Langzeitfolgen entwickeln wird und warum.“ Um die Long-Covid-Forschung zu stärken, legt das Bundesforschungsministerium nun die neue Förderrichtlinie auf. Anträge können bis zum 14. Juli eingereicht werden, der Förderzeitraum beträgt maximal zwei Jahre.

Ziel ist es nach Angaben des Ministeriums, „möglichst zeitnah den verfügbaren wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Spätsymptome von Covid-19 zu erschließen, zu bündeln und weiterzuentwickeln“. Damit sollten die Betroffenen „bestmöglich“ behandelt werden können.

(c-st/AFP/dpa)
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