Corona-Krise So reagieren Polizei, Feuerwehr und Energieversorger

Düsseldorf · Viele Unternehmen reagieren derzeit mit Homeoffice-Maßnahmen oder Produktionsstopp auf die Coronakrise. Aber wie gehen systemrelevante Betriebe und Behörden, also etwa Polizei, Stadtwerke und Energieversorger in der Region mit der Situation um?

Die Polizei muss auch in der Corona-Krise – wie hier in der menschenleeren Innenstadt von Freiburg – präsent sein.

Die Polizei muss auch in der Corona-Krise – wie hier in der menschenleeren Innenstadt von Freiburg – präsent sein.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Ausbreitung des Coronavirus hat Nordrhein-Westfalen fest im Griff. Einige Städte haben schon Ausgangsbeschränkungen erlassen und das öffentliche Leben kommt zunehmend zum Erliegen. Viele Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit oder ins Home Office. Bei Polizisten, Feuerwehrleuten oder Monteuren der Stadtwerke ist das schwierig – sie sehen sich aber für die Krise gut gewappnet, wie eine Umfrage unserer Redaktion ergeben hat.

Polizei

Jede der 47 Kreispolizeibehörden in NRW hat einen eigenen Pandemie-Koordinator. Zudem wurde jede Inspektion mit Atemschutzmasken, Schutzhandschuhen, Desinfektionsmittel und Entsorgungsbeuteln ausgestattet. Diese wird auch im Streifenwagen mitgeführt. „Über die Benutzung der Masken entscheiden die Beamten eigenständig, viele tragen sie aber bereits etwa bei Fahrzeugüberprüfungen“, sagt der Sprecher der Polizei Rhein-Berg, Christian Tholl. Dazu werden persönliche Kontakte reduziert. Vermeiden lassen diese sich zwar nicht, sagt der Sprecher der Polizei Mönchengladbach, Wolfgang Röthgens: „Wenn wir zu einem Einsatz gerufen werden, fahren wir raus.“ Aber es gebe auch Aufgaben, die sich per Telefon erledigen ließen. Dazu bittet etwa die Polizei im Kreis Wesel die Bürger, Anzeigen möglichst online von zu Hause aus zu erstatten oder anzurufen.

Das Polizeipräsidium Köln/Leverkusen hat sämtliche Präventionsveranstaltungen mit Gruppen, Besucherführungen und Schülerpraktika bis auf Weiteres abgesagt. In Mönchengladbach wurde die öffentlich zugängliche Kantine der Polizei geschlossen. Im Rhein-Kreis Neuss finden keine Fortbildungen statt, zudem wurden Besprechungen reduziert. „Ziel ist, Erkrankungen insbesondere in den eigenen Reihen soweit wie möglich zu verhindern“, sagt Sprecherin Diane Drawe. Die beiden Polizistinnen aus dem Kreis Viersen, die positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, sind inzwischen wieder im Dienst.

Feuerwehr

Viele Feuerwehren haben ihre Wachen für Externe gesperrt und ihren Übungs- und Ausbildungsdienst bis auf Weiteres eingestellt, so etwa in Hilden, Moers und Erkelenz. In Düsseldorf werden die einzelnen Feuer- und Rettungswachen nur noch vom Stammpersonal betreten, dazu werden jeden Tag desinfizierende Reinigungen durchgeführt. In Neuss wird zudem seit Anfang der Woche sichergestellt, dass nur die Feuerwehrleute Kontakt zueinander haben, die sich auch im Einsatz ein Fahrzeug teilen. „Die Neusser Feuerwehr ist voll handlungsfähig“, sagt Sprecher Christian Franke.

Ähnlich sieht es in Remscheid aus. Dort wird in komplett unterschiedlichen Schichten gearbeitet, auch die Mahlzeiten werden getrennt voneinander eingenommen. In Meerbusch werden zudem Wartungsaufgaben an den Fahrzeugen und Geräten derzeit nur von Einzelpersonen oder Teams von maximal drei Personen erledigt, in Wermelskirchen halten sich Mitarbeiter von Rettungsdienst und Feuerwehr nicht mehr in den selben Räumen auf.

Stadtwerke und Energieversorger

In vielen Städten fährt der öffentliche Nahverkehr ab sofort nach Ferien- oder Wochenendplan, so zum Beispiel in Düsseldorf, Duisburg oder Mönchengladbach. In vielen Städten dürfen Busse zudem nicht mehr durch die Vordertür betreten werden, ein Fahrkartenkauf beim Fahrer ist nicht mehr möglich. Eine Ausnahme hier bildet der Kreis Heinsberg: Dort seien derzeit ohnehin so wenige Fahrgäste unterwegs, dass Schutzzonen für die Fahrer bislang nicht nötig seien, sagt Udo Winkens, Geschäftsführer der West-Verkehr. Zudem sind die Kundencenter der Stadtwerke überall geschlossen, die Mitarbeiter sind aber für Beratungen telefonisch oder per Mail erreichbar.

Vom Grundversorger NEW, der unter anderem für Mönchengladbach sowie die Kreise Heinsberg und Viersen zuständig ist, heißt es, die Versorgung mit Strom, Gas und Wasser sei „auf höchstem Niveau gesichert“, so Vorstand Thomas Bley. Die NEW habe zwei Netzleitstellen, die weit voneinander entfernt lägen und mit eigenständigen Teams arbeiteten. Zudem werden Zähler nicht mehr von Mitarbeitern abgelesen, sondern von den Kunden zu Hause, Neueinbauten nur noch in dringenden Fällen durchgeführt. In Solingen wurde darüber hinaus der Schichtbetrieb bei den Belegschaften innerhalb der Wasser- und Stromversorgung sowie bei den Monteuren im Außendienst umgestellt. Bis auf Weiteres arbeiteten alle in Zweier-Teams, so eine Sprecherin, dazu nähmen Chef und Stellvertreter gemeinsam keine Termine mehr wahr. In Meerbusch arbeiten seit dem 12. März Bereitschaftsteams aus besonders erfahrenen Mitarbeitern nicht mehr im Tagesgeschäft, sondern von zu Hause, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren.

In Dormagen und Remscheid etwa haben die Energieversorger eigene Krisenstäbe eingesetzt, die täglich zu Beratungen zusammenkommen. Dazu arbeiten beispielsweise in Hilden, Moers und Dormagen alle Mitarbeiter des technischen Bereichs und Monteure nur noch in kleinen Teams sowie zeitlich und räumlich isoliert. „Für Kollegen, die draußen sind, wurde die Schutzausrüstung mit Maske, Handschuhen und Desinfektionsmittel aufgestockt“, sagt die Sprecherin der Dormagener Stadtwerke, Carina Backhaus. Und auch in der rund um die Uhr besetzten Meldestelle des Moerser Versorgers Enni arbeiten inzwischen zwei Teams an zwei unterschiedlichen Orten, sagt Sprecher Stefan Krämer. Zudem kooperiere man im Meldewesen und im Bereitschaftseinsatz nachts, an Wochenenden und Feiertagen eng mit der Netzgesellschaft Krefeld.

In vielen Städten wurden zudem die Wertstoffhöfe geschlossen oder sind nur noch eingeschränkt geöffnet. Die Müllabfuhr wird aber weiterhin regulär geleistet – mit Schutzmaßnahmen wie in Mönchengladbach, wo die Müllfahrzeuge mit festen dreiköpfigen Teams morgens nicht mehr gleichzeitig vom Betriebshof starten, sondern im Abstand von jeweils 15 Minuten. Der zeitversetzte Start gilt auch bei Benutzung der Umkleiden und soll die Bildung größerer Menschengruppen verhindern. Für den Fall, dass mehrere Mitarbeiter am Coronavirus erkranken und ausfallen, haben die Technischen Betriebe Remscheid bei er Müllabfuhr schon einen Notfallfahrplan entwickelt, wie Sprecher Frank Ackermann sagt. Dann würden nicht mehr alle Haushalte in einem Schwung abgefahren. In Hilden unterstützen zudem Mitarbeiter, die sonst in der Grünpflege oder Straßenreinigung arbeiten, bei Bedarf das Team der Abfallentsorgung.

Der Energiekonzern RWE mit Standorten etwa in Grevenbroich, Dormagen und Duisburg hat unter anderem Anwesenheits-Meetings und Dienstreisen bis auf Weiteres gestrichen. Dazu darf den Leitstand eines Kraftwerks im rheinischen Revier derzeit nur betreten, wer dort auch arbeitet. Absprachen mit der Instandhaltung zu wichtigen Reparaturen finden per Mail oder telefonisch statt, sagt Sprecher Gudio Steffen. Zudem seien an allen Standorten Krisenstäbe gebildet worden, die sich in täglichen Telefonkonferenzen austauschen.

Der Wupperverband betreibt drei Trinkwasser-Talsperren in der Region. Bislang gibt es hier keine Probleme, sagt Sprecherin Ilona Weyer: „Die Talsperren sind zurzeit gut gefüllt.“ Zudem seien die Mitarbeiter auf verschiedene Standorte verteilt und könnten sich im Zweifel etwa bei der Talsperrensteuerung untereinander vertreten. Zusammenkünfte seien auf ein Mindestmaß reduziert, viele Mitarbeiter nutzten das Home-Office.

+++ Alle aktuellen Infos zum Coronavirus finden Sie auch in unserem Liveblog. +++

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort