Corona-Abstandsregeln „nicht zu halten“ NRW-Familienminister rät Erziehern von Schutzmasken ab

Düsseldorf · Der Familienminister macht vielen Eltern in NRW neue Hoffnung: Die angekündigten zwei Tage in Kitas im Juni für Kinder, die bisher noch nicht rein dürfen, seien ein „Minimum“ - er erhoffe sich mehr. In einem Interview erklärte Stamp auch, wie die Reihentests laufen.

 Ein Kind und eine Erzieherin in einer Kita (Symbolbild).

Ein Kind und eine Erzieherin in einer Kita (Symbolbild).

Foto: dpa/Friso Gentsch

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat seine Aussagen zum Besuch von noch nicht betreuten Kindern in Kitas präzisiert: Die angepeilten zwei Tage im Juni seien ein „Minimum“, sagte Stamp in einem Podcast der NRW-Lokalradios. Natürlich strebe er mehr Tage an - genaueres könne man aber heute noch nicht sagen.

Stamp verwies gegenüber der Deutschen Presse-Agentur in diesem Zusammenhang auf den Ausfall aktuell mehr als 20 Prozent der Fachkräfte, die zur Risikogruppe zählen - also zum Beispiel älter als 60 sind. „Wie weit der dritte Öffnungsschritt im Juni gehen kann, hängt davon ab, wie viele Fachkräfte dann tatsächlich arbeiten können und ob das Infektionsgeschehen es erlaubt, auch wieder größere Gruppen zu bilden“, so Stamp.

Auch den für September angekündigten eingeschränkten Regelbetrieb für alle Kinder würde man gerne vor September erreichen - „so schnell es geht und verantwortbar ist“, sagte Stamp: „Ich trage die Verantwortung dafür, dass wir Familien und Kinder endlich entlasten, aber auch für die Sicherheit von Kindern und Mitarbeitern in den Einrichtungen. Um beides zu gewährleisten, bereiten wir auch die weiteren Schritte präzise vor.“

Im Podcast der Lokalradios führte Stamp dazu aus, dass man - wenn es wissenschaftliche Studien ergeben - zum Beispiel wieder größere Kita-Gruppen bilden oder Personal aus Risikogruppen unter bestimmtem Schutzmaßnahmen einsetzen könnte. „Wenn sich die Lage und die wissenschaftlichen Erkenntnisse in den nächsten Tagen ändern, werden wir viel umfassender öffnen.“

Ob die Elternbeiträge für den Juni weiter ausgesetzt werden, konnte Stamp noch nicht sagen. Dies hänge von dem Angebot ab, das man letztlich im Juni machen könne.

Stamp riet den Erzieherinnen und Erziehern in Kitas unterdessen, auf Mund-Nase-Schutzmasken zu verzichten. Eine Alternative seien zum Beispiel durchsichtige Visiere aus Kunststoff, sagte Stamp in dem Podcast. Letztlich sei es den Trägern und dem Personal aber freigestellt, ob sie dennoch Schutzmasken einsetzen. Da Kinder Nähe bräuchten und auch mal in den Arm genommen werden müssten, sei das Abstandsgebot in Kitas oder der Tagespflege „nicht zu halten“, sagte Stamp. Daher versuche man mit Hygienekonzepten, das Risiko für das Fachpersonal zu minimieren.

Dass man in der Tagespflege zunächst nur Kinder ab zwei Jahren zulässt, begründete Stamp mit der Anzahl der Kinder, die auch dort „überschaubar“ bleiben müsse. So schnell wie möglich sollten aber auch die Einjährigen einbezogen werden, so Stamp.

Zu den angekündigten Reihentests von Kindern in Kitas sagte Stamp, dass Anfang Juni bereits die ersten Ergebnisse erwartet würde. Die Tests würden nicht - wie bei Erwachsenen - über Abstriche sondern Spülungen gemacht.

In seiner eigenen Familie erlebt Stamp nach eigenen Worten, wie das Leben ohne Schule ist: Seine jüngere Tochter sei vor seinem Arbeitszimmer in „Sitzstreik“ gegangen und habe gesagt: „Ich gehe hier erst wieder weg, wenn ich zu meinen Freundinnen und Freunden darf“, so Stamp in dem Podcast. Stamps Töchter sind 9 und 12 Jahre alt. Seine Frau, so der Minister, arbeite online. Er selbst habe 90 bis 100 Stunden-Wochen und seit Mitte März keinen freien Tag gehabt. Dazwischen versuchten seine Frau und er, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, die sie im virtuellen Unterricht bekommen.

(mba/dpa)
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